Die Fußgängerzonen der Region bieten immer weniger Mode, Gerry Weber hat bereits viele Filialen geschlossen.
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Die Fußgängerzonen der Region bieten immer weniger Mode, Gerry Weber hat bereits viele Filialen geschlossen.

Hälfte der Läden schon zu

Schlechte Nachricht für Modebewusste in der Region: Gerry Weber stellt Insolvenzantrag

Diese Marke ist vielen Kunden in der Metropolregion Nürnberg vertraut: Der Modehersteller Gerry Weber betrieb in vielen Fußgängerzonen eigene Filialen und ist auch präsent im Angebot von Modehäusern wie Wöhrl oder Galeria. Eigene Geschäfte gibt es in Franken noch im Outlet Gremsdorf bei Höchstadt und im Ertl-Shoppingcenter in Hallstadt sowie in der Oberpfalz in Weiden und Schwandorf.

Das Unternehmen hat seit Jahren mit Problemen zu kämpfen. Aufgrund anhaltender finanzieller Schwierigkeiten folgt nun der nächste Schritt. Der Damen-Modehersteller muss erneut saniert werden. Beim Amtsgericht Bielefeld sei ein Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt worden, heißt es in einer Mitteilung. Ziel des Verfahrens ist es demnach, das Unternehmen fortzuführen. Zum Sachwalter bestellt wurde Lucas Flöther. Zuvor hatte die „Wirtschaftswoche“ darüber berichtet.

Von der Insolvenz betroffen ist die Muttergesellschaft Gerry Weber International GmbH. Diese beschäftigt nach eigenen Angaben knapp 230 Menschen in Deutschland. Der Geschäftsbetrieb in den 32 eigenen Shops und 11 Outlets hierzulande soll ohne Einschränkungen fortgesetzt werden. Nun wird ein neuer Eigentümer gesucht. Erste Gespräche sollen bereits laufen.

Den Prozess begleiten soll der Restrukturierungsexperte Christian Gerloff, der in die Geschäftsführung berufen wurde. Er begründete den Schritt unter anderem mit dem schwachen Konsumklima in Deutschland und anderen Teilen Europas. Trotz der tiefen Einschnitte bei Gerry Weber in den vergangenen Jahren sei es nötig, Strategie und Strukturen nochmals anzupassen, so Gerloff.

Gerry Weber: Mehr als die Hälfte der Geschäfte 2023 geschlossen

Gerry Weber International war zuletzt - 2019 und 2023 - bereits zweimal saniert worden. Vor eineinhalb Jahren waren in Deutschland im Zuge dessen 122 der 171 eigenen Läden und Outlets geschlossen und etwa 450 Stellen gestrichen worden. In allen Gesellschaften des Konzerns im In- und Ausland sind insgesamt rund 1000 Menschen beschäftigt.

Die Modebranche erlebt herausfordernde Zeiten. Zuletzt meldeten bekannte Unternehmen wie die Kaufhauskette Galeria sowie die Modehändler Esprit und Sinn Insolvenz an. Die Firmen kämpfen damit, dass die Kunden zurückhaltend konsumieren und die Kosten für Energie, Miete und Gehälter stark gestiegen sind. Es sei damit zu rechnen, dass in diesem Jahr noch mehr Händler unter Druck gerieten, sagte kürzlich der Präsident des Branchenverbandes BTE, Mark Rauschen.

Schwierig ist die Situation vor allem im stationären Textil- und Modefachhandel, der während der Pandemie hohe Verluste erlitt. Anschließend nahm das Geschäft wieder Fahrt auf, an das vorherige Niveau konnte man aber bislang nicht anknüpfen. Laut einer BTE-Verbandsumfrage unter 150 Firmen erwartet nur ein Drittel der Händler in diesem Jahr ein nennenswertes Umsatz-Plus.

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