Mit Aushängen am Schwarzen Brett suchen Studierende nach einem Zimmer in einer Wohngemeinschaft.
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Mit Aushängen am Schwarzen Brett suchen Studierende nach einem Zimmer in einer Wohngemeinschaft.

"Düsteres Bild"

Nürnberg, Erlangen, Bamberg: So teuer ist ein WG-Zimmer in den Uni-Städten

Immerhin. Erlangen liegt ziemlich genau im Durchschnitt. Deutschlandweit müssen Studierende im Sommersemester, das gerade anfängt, 493 Euro für ein WG-Zimmer bezahlen. In Erlangen sind es 490 Euro. Allerdings sind das fast 100 Euro mehr als noch vor fünf Jahren.

Das Moses Mendelssohn Institut (MMI) hat zusammen mit der Vermittlungsplattform wg-gesucht.de die Mietpreise in deutschen Uni-Städten ausgewertet. "Seit dem Wintersemester 2021/2022 konnten wir deutliche Preissteigerungen beobachten", sagt Projektleiter Stefan Brauckmann. "Gegenüber dem vergangenen Wintersemester haben wir aber eine Marktberuhigung festgestellt."

Vor allem in den größten Hochschulstädten haben sich die Preise kaum verändert. "Das ist allerdings ein schwacher Trost für die Studierenden, die beispielsweise in München, Frankfurt am Main, Berlin oder Hamburg studieren und mit mehr als 600 Euro für eine gewöhnliche Unterkunft rechnen müssen." So sind die Kosten in München von 750 auf 800 Euro gestiegen, in Hamburg von 600 auf 610 und in Berlin bei 650 Euro geblieben.

Bamberg und Bayreuth sind günstiger als Nürnberg

In Nürnberg liegt die Miete in einer Wohngemeinschaft aktuell bei 465 Euro im Schnitt. Vor fünf Jahren waren es hier noch 400 Euro. Den gleichen Betrag müssen Studierende nun in Bamberg und Bayreuth aufbringen. Dort waren es im Jahr 2020 erst 350 Euro beziehungsweise 330 Euro.

In seiner Analyse hat das Moses Mendelssohn Institut alle Hochschulstandorte in Deutschland mit mindestens 5000 Studierenden erfasst, ohne Fern- und Verwaltungshochschulen. In diesen Städten sind etwa 90,5 Prozent aller rund 2,7 Millionen Studierenden eingeschrieben. Rund 8800 Angebote auf wg-gesucht.de flossen in die Stichprobe ein: bestehende Wohngemeinschaften mit einer Gesamtgröße von zwei bis drei Personen, mit unbefristeten Zimmern.

Aus der Auswertung geht hervor, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Uni-Städten teils erheblich sind. Am günstigsten wohnen Studierende demnach in Chemnitz mit 265 Euro, Cottbus (287 Euro), Magdeburg (330 Euro), Halle an der Saale und Dresden (je 350 Euro). Im Gegensatz dazu stehen München, Frankfurt, Berlin, Hamburg und Freiburg am oberen Ende der Skala. In Bayern kostet ein WG-Zimmer im Durchschnitt 590 Euro. Noch vor zehn Jahren, zum Wintersemester 2015, waren es lediglich 393 Euro.

Der Bayerische Landesstudierendenrat (Baystura) spricht von einem "düsteren Bild", das diese Zahlen zeichnen. "Die Konsequenzen sind fatal: lange Pendelwege, prekäre Wohnverhältnisse und der Verlust von Selbstständigkeit während des Studiums." Die Studierenden sehen die künftige Bundesregierung in der Pflicht. "Die bisherigen Ansätze, wie das Programm ‚Junges Wohnen‘, sind zwar ein Anfang, reichen aber bei Weitem nicht aus und müssen dringend langfristig verstetigt werden", sagt die Sprecherin des BayStuRa, Isabella Hennessen, die in München studiert. "Wir brauchen eine massive Förderung von Neubau- und Sanierungsprojekten sowie gezielte finanzielle Unterstützung für studentische Wohnprojekte."

Um die gestiegenen Mieten ein Stück weit abzubilden, hat die Bundesregierung im vergangenen Semester die Wohnkostenpauschale für Bafög-Empfänger von 360 Euro auf 380 Euro erhöht. Sie liegt damit aber immer noch unter den Richtwerten für Kindesunterhalt nach der sogenannten Düsseldorfer Tabelle. Darin wird der "angemessene Unterhaltsbedarf eines studierenden Kindes, das nicht bei seinen Eltern oder einem Elternteil wohnt" bei 440 Euro Warmmiete angesetzt. Im Gegensatz zur "Düsseldorfer Tabelle" wird die BAföG-Wohnkostenpauschale nicht dynamisch an die tatsächliche Preis-Entwicklung angepasst.

Das sollte sie aber, meint Stefan Brauckmann. "Die meisten Studierenden sind in Städten immatrikuliert, in denen deutlich höhere Lebenshaltungskosten zu tragen sind", erklärt der Projektleiter. "Möglicherweise ist bei den Wohnkosten eine Regelung analog dem Wohngeld mit regional unterschiedlichen Wohngeldstufen anzustreben." Laut den Zahlen des Moses Mendelssohn Instituts ist aktuell nur in 23 Städten ein gewöhnliches WG-Zimmer mit der Bafög-Wohnkostenpauschale zu finden. Brauckmann fordert daher mehr Wohnheimplätze für Studierende.

Dafür setzt sich auch der Studierendenrat ein. "Nur durch die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern, Studierendenwerken und Hochschulen kann der Wohnraummangel nachhaltig reduziert und die Chancengleichheit im Studium langfristig gesichert werden", sagt Sprecher Jakob Sehrig, der an der Hochschule für Musik in Nürnberg studiert. Sprecher-Kollege Nils Weber von der Technischen Hochschule in Nürnberg ergänzt: "Wenn auf Bundesebene über Sondervermögen diskutiert wird, darf der Wohnungsbau für Studierende nicht außen vor bleiben."