"Jemand, der kein Mittelmaß kennt"

„Nicht mehr jugendfrei“: Warum Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser einen wütenden Anruf von Elon Musk erhielt

Astrid Löffler

Thementeam Regionale Wirtschaft und Wohnen / Pegnitz

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28.11.2024, 14:36 Uhr
Beim Polittalk "Maischberger" (von links) sprach Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser unter anderem über Elon Musk.

© Monika Skolimowska/Peter Kneffel/Allison Robbert/AFP Pool via AP/dpa Beim Polittalk "Maischberger" (von links) sprach Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser unter anderem über Elon Musk.

"Zwischen Genie und Wahnsinn", so fasst Sandra Maischberger in ihrem Politiktalk für "ARD" und "WDR" zusammen, wie Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser den Techmilliardär Elon Musk charakterisiert. Dabei verwehrt sich Kaeser gegen die Einschätzung, Musk zu kennen, und fragt stattdessen: "Wer kennt schon Elon Musk?" Doch der Ex-Siemens-Chef zeichnet zumindest ein Bild: "Geld hat er schon genug", sagt er über den designierten Minister für Regierungseffizienz in den USA. "Aber noch nicht Macht - Macht, Einfluss in die politische Sphäre. Und das hat er sich jetzt zunächst einmal erkauft."

Weiter schildert Kaeser den Vertrauten von Donald Trump als "jemand, der extreme wirtschaftliche Interessen hat, jemand, der in seiner Persönlichkeit kein Mittelmaß kennt, der entweder ein Genie ist oder einer der perfidesten Menschen auf diesem Planeten." Ihn selbst habe Musk einmal des Nachts angerufen, weil mit der Siemens-Automatisierung in der amerikanischen Tesla-Fabrik nicht alles rundgelaufen sei. Was Musk damals ins Telefon schrie, ist "glaube ich, gar nicht mehr jugendfrei", schickt Kaeser vorweg, ehe er dann doch mit dem Zitat herausrückt: "You better get your ass over here, I wanna see you tomorrow."

Wirtschaftsminister Habeck zwischen Licht und Schatten für Kaeser

Kaeser reiste in der Folge übrigens nicht selbst in die USA, sondern schickte Experten aus dem Unternehmen, da er selbst die Probleme gar nicht hätte lösen können, erzählt er in der Sendung. Den oft geforderten Bürokratieabbau sieht der heutige Aufsichtsratsvorsitzende von Siemens Energy und Daimler Truck indes nicht als den zentralen Schlüssel für eine wirtschaftliche Trendwende, sondern vielmehr eine "Agenda 2030", die sich fünf großen Blöcken widme: Bildung/Forschung/Innovation, Energie und Infrastruktur, Wirtschaft, Renten und Soziales sowie dem Thema Ordnung und Verwaltung.

Als "jemand, der extreme wirtschaftliche Interessen hat, jemand, der in seiner Persönlichkeit kein Mittelmaß kennt", beschreibt Joe Kaeser, Aufsichtsratsvorsitzender von Siemens Energy, den neuen Trump-Berater Elon Musk.

Als "jemand, der extreme wirtschaftliche Interessen hat, jemand, der in seiner Persönlichkeit kein Mittelmaß kennt", beschreibt Joe Kaeser, Aufsichtsratsvorsitzender von Siemens Energy, den neuen Trump-Berater Elon Musk. © Melanie Grande/WDR

Von Wirtschaftsminister Robert Habeck, über den er kürzlich dem "Manager Magazin" gesagt hatte, dieser werde "in die Geschichte eingehen als der sympathischste und schlechteste Wirtschaftsminister Deutschlands", zeichnet Kaeser ein ambivalentes Bild: "Er ist emphatisch, er hat eine Ehrlichkeit in der Politik, die man dort selten findet." Massenentlassungen und die wirtschaftliche Schieflage seien nicht Habecks Schuld oder die der Ampel. "Wenn Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, ist es in allererster Linie die Verantwortung des Managements", betont Kaeser. Er kritisiert aber mit deutlichen Worten, dass Subventionen nicht mit der richtigen Intention eingesetzt worden seien und dass in der Wirtschaft kein Platz für Philosophie und Realitätsferne sei.

Düstere Zukunftsprognose von Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser

Das Problem in Deutschland sei jetzt: "Das notwendige Grundvertrauen, das die Wirtschaft braucht, das die Menschen brauchen, dass sie zum Beispiel ein neues Auto kaufen, ist verloren gegangen, durch eine Reihe extrem unglücklicher Entscheidungen. Ich muss das Heizungsgesetz jetzt nicht noch mal betonen." Für "uns alle und die Demokratie in der Welt" ist derweil nach Kaesers Einschätzung die "größte Gefahr", dass "das Weiße Haus, das Repräsentantenhaus, der Senat und der US-Supreme Court, also das Verfassungsgericht, alle in einer Hand" sind. "Das sind oligarchische, oligopolistische Strukturen. Das ist die große Gefahr, dass wir Dinge jetzt etabliert sehen, die später nicht mehr korrigierbar sind."

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