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Mitarbeiter entlassen
Evocortex: Das sind die Gründe, warum das Nürnberger Start-up den Betrieb einstellte
Bürostühle, Sideboards, Testroboter: Was von dem Nürnberger Start-up Evocortex bleibt, sind neben der einst guten Idee einige Restbestände, die bis vergangenen Mittwoch zur Versteigerung auf dem Portal restlos.de zum Verkauf standen.
Die GmbH, die 2016 aus dem Robotik-Forschungs-Hub der Technischen Hochschule Nürnberg heraus gegründet wurde, musste im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden. "Leider haben die finanziellen Mittel nicht gereicht, um unser geplantes Wachstum zu finanzieren", so Geschäftsführer Daniel Ammon damals. "Für die nun geplante Expansionsphase benötigen wir einen Investor, der unseren Kurs fortführen will."
Diese ist gescheitert. Wie Insolvenzverwalter Peter Roeger von der Kanzlei Pluta bestätigt, hat das Unternehmen bereits im Oktober 2024 seinen Geschäftsbetrieb eingestellt. "Der Grund ist, dass kein Investor bereit war, den Betrieb zu übernehmen." Allen 22 Mitarbeitern war Ende September gekündigt worden.
"Wir haben Gespräche geführt, aber kein Investor wollte den laufenden Betrieb übernehmen", so Roeger. Es habe, so ergänzt sein Sprecher, sehr wohl Interessenten gegeben. Allerdings sei die "aktuelle Stimmungslage schlecht und die geplante Expansion hätte hohe Investitionen erfordert". Viele Unternehmen spürten gerade selbst eine schwache Konjunktur.
"Gerade im Zielmarkt Produktionsautomatisierung ist die Investitionstätigkeit drastisch gesunken, da dieser intensiv von der Automobilindustrie und deren Zulieferern geprägt ist", so der Sprecher. Zu viele Kunden hätten vor diesem Hintergrund Aufträge verschoben, um zunächst Kosten zu sparen. "Das kann ein Start-up eine bestimmte Zeit überbrücken, aber nicht dauerhaft, daher erfolgte im Sommer 2024 auch der Insolvenzantrag."
Die autonomen, mobilen Roboter des Unternehmens - konkret der L-förmige "EvoCarrier" und der plattenförmige "EvoRobot" - waren vor allem für den Einsatz in der Produktionslogistik gedacht, also da, wo Fläche besonders teuer ist. "Evocortex" hat eigenen Angaben zufolge zwei eingetragene Patente beim Europäischen Patentamt im Bereich Sensorik und Robotik. Insbesondere der Sensorik-Bereich mit KI-basierten, selbstlernenden Analyse- und Autonomiefunktionen habe dabei großes Potenzial, so die Geschäftsleitung vor der Insolvenz.
Es gibt auch gute Nachrichten
Ob jedoch bereits das letzte Kapitel der Evocortex-Geschichte geschrieben ist, ist nicht ausgemacht. Die Gründer, sagt der Sprecher, hielten die Rechte an der Technologie. "Vielleicht ist zu einem späteren Zeitpunkt ein Investor bereit, in diesen Zukunftsmarkt zu investieren."
Und noch eine weitere gute Nachricht hat der Sprecher: "Unseres Wissens haben nahezu alle der 22 Mitarbeiter sehr schnell einen neuen Job gefunden. Das sind hochqualifizierte Mitarbeiter, die gesucht sind."
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