IHK-Umfrage

„Die Lage ist kritisch“: Unternehmen in Mittelfranken geben ihrem Standort schlechte Noten

Erik Stecher

Thementeam Regionale Wirtschaft und Wohnen

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19.9.2024, 14:34 Uhr
Ob Baugenehmigungen oder Fachkräftemangel: In vielen Problemfeldern geht es zu langsam voran.

© Jan Woitas/dpa Ob Baugenehmigungen oder Fachkräftemangel: In vielen Problemfeldern geht es zu langsam voran.

"Noch befriedigend" – diese ziemlich schwache Schulnote vergaben die mittelfränkischen Unternehmen bei der "Standort-Umfrage 2024" der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Dieses Ergebnis ist fast ein Drittel Notenpunkt schlechter als bei der Befragung vor fünf Jahren.

Die Unternehmen sollten 52 Standortfaktoren aus sechs Themengebieten bewerten: Infrastruktur, Arbeitsmarkt, Verwaltung, Standortkosten, wirtschaftliches Umfeld und allgemeines Umfeld. Beteiligt hatten sich einer Pressemitteilung der IHK zufolge rund 1700 Betriebe aller Größen – darunter 232 Unternehmen aus der Stadt Nürnberg.

Mit einer Durchschnittsnote von 3,36 kommt Mittelfranken auf ein "noch befriedigend". Die Bewertung liegt um 0,3 Punkte niedriger als im Jahr 2019. Am deutlichsten verschlechtert haben sich die Standortfaktoren in den Bereichen Standortkosten und Verwaltung. Die Bandbreite der Ergebnisse für die Gesamtbewertung reicht von 3,53 in der Stadt Nürnberg bis zu 3,15 im benachbarten IHK-Gremium Altdorf.

Doppelt so viele Schließungen und Wegzüge aus Mittelfranken geplant

Fünf von sechs mittelfränkischen Unternehmen planen, in den nächsten fünf Jahren ihrem derzeitigen Standort treu zu bleiben. Doch der Anteil derer, die ihren Betrieb schließen oder ihn außerhalb Mittelfrankens verlagern wollen, hat sich im Vergleich zu 2019 fast verdoppelt.

Insgesamt eine hohe Zufriedenheit (Schulnote "gut") herrscht bei Themen des allgemeinen oder wirtschaftlichen Umfelds, beispielsweise Lebensqualität, Attraktivität der Innenstädte oder Nähe zu Kunden und Absatzmärkten. Ausschließlich ausreichende Urteile hagelte es dagegen bei der Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften und Azubis sowie in den Bereichen Standortkosten und Verwaltung.

IHK-Präsident Zitzmann: Bürokratie ist drängendes Problem

Die Unzufriedenheit mit diesen Standortfaktoren ist auch deshalb so ausgeprägt, weil diese als besonders bedeutsam für ein erfolgreiches Wirtschaften angesehen werden. "Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Betriebe den drängendsten Handlungsbedarf bei den Bürokratie-Folgekosten und bei der Dauer von Genehmigungsverfahren sehen", so IHK-Präsident Armin Zitzmann.

Gleich danach werden bessere Beteiligungsmöglichkeiten bei kommunalen Planungen und die Digitalisierung von Verwaltungsverfahren gefordert. Zudem gebe es den Betrieben zufolge seit 2019 kaum Fortschritte bei der Qualität der Breitband-Infrastruktur und des Mobilfunkempfangs.

Besonders schlechte Noten für Nürnberg

Die Unternehmen in der Stadt Nürnberg, die in der kommenden IHK-Wahlperiode 2025 bis 2029 durch das neue "IHK-Gremium Stadt Nürnberg" vertreten werden, liegen in ihrem Standorturteil nochmals schlechter als der Durchschnitt. Die Benotungen von Standortkosten, Verwaltungsverfahren und Faktoren aus dem "allgemeinen Umfeld" fallen schlechter aus als in allen anderen Gremien. Handlungsbedarf sehen die Befragten bei der Sauberkeit und Sicherheit im öffentlichen Raum, der Wohn- und Parkplatzsituation, den kommunalen Steuern und Abgaben sowie der Erreichbarkeit der Verwaltung.

"Lage ist so kritisch wie seit der Finanzkrise nicht mehr"

"Die Lage ist so kritisch wie seit der Finanzkrise 2008/2009 nicht mehr", resümiert Zitzmann. "Wenn das regionale Wirtschaftsumfeld in den wesentlichen Zukunftsfaktoren nur mit der Note ,ausreichend‘ bewertet wird, ist irgendwann die Versetzung gefährdet." Die IHK versuche, junge Menschen für die betriebliche Ausbildung zu begeistern und internationale Fachkräfte in die Region zu holen. Zudem spreche man mit den regionalen Verwaltungen, wo Bürokratie abgebaut werden könne.

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