![Die Commerzbank will effizienter werden und streicht im großen Stil Stellen. Die Commerzbank will effizienter werden und streicht im großen Stil Stellen.](https://images.nordbayern.de/image/contentid/policy:1.14578711:1739551241/21092023_xblx_Filiale_der_Commerzbank_in_Frank.jpg?f=16%3A9&h=816&m=FIT&w=1680&$p$f$h$m$w=33d68a1)
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Commerzbank streicht 3900 Jobs - Folgen für neun Filialen in der Region noch unklar
Kosten runter, Gewinne rauf: Mit dem Abbau Tausender teurer Jobs und steigenden Überschüssen will die von der italienischen Unicredit bedrängte Commerzbank ihre Eigenständigkeit retten. Es gehe darum, den Dax-Konzern "als feste Größe unter den erfolgreichen europäischen Banken zu etablieren", sagte Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp bei der Vorstellung der Strategie bis 2028 in Frankfurt.
Um effizienter zu werden, streicht Deutschlands zweitgrößte Privatkundenbank bis Ende 2027 etwa 3900 Vollzeitstellen. 3300 der Jobs fallen in Deutschland weg und damit 17 Prozent der Stellen der Commerzbank AG hierzulande - trotz eines Rekordgewinns im vergangenen Jahr. Die 600 übrigen Stellen sollen bei Tochtergesellschaften und teils im Ausland wegfallen.
Weil zugleich in anderen Konzernbereichen - etwa bei der polnischen mBank und an Niedriglohnstandorten-Standorten in Asien wie Malaysia - neue Stellen geschaffen würden, werde der Personalbestand im Konzern weitgehend konstant bei 36.700 Vollzeitkräften weltweit bleiben.
Jobabbau vor allem im Rhein-Main-Gebiet - zehn Filialen im Großraum Nürnberg
Von dem Abbau in Deutschland sind nach Angaben der Bank vor allem die Zentrale in Frankfurt sowie weitere Standorte im Rhein-Main-Gebiet betroffen. Dort insbesondere Stabsfunktionen wie Kommunikation oder Gebäudemanagement, die Stäbe von Bereichsvorständen oder Backoffice-Tätigkeiten wie Abwicklung und Verwaltung von Geschäften. Ende vergangenen Jahres zählte die Commerzbank AG in ihrem Heimatmarkt 19.370 Vollzeitstellen.
Der designierte Finanzvorstand Carsten Schmitt bezifferte das Einsparpotenzial durch die Verlagerung von Stellen aus Deutschland ins Ausland auf 30 bis 70 Prozent - je nach Tätigkeit. Orlopp versicherte, der Stellenabbau werde "maximal sozialverträglich" umgesetzt. Mit den Arbeitnehmervertretern seien bereits Eckpunkte für ein Altersteilzeit-Programm vereinbart, das noch heuer greifen soll.
Die Commerzbank betreibt im Großraum neun Filialen, davon zwei in Nürnberg und je eine in Fürth, Erlangen, Forchheim, Lauf, Schwabach, Neumarkt und Ansbach. Weiter hat sie zwei SB-Standorte in Nürnberg. Die derzeit ebenfalls noch als SB-Standort geführte frühere Auerbacher Filiale wird zum 18. März ganz dichtgemacht. Dies sei schon länger beschlossen und habe nichts mit dem jetzt angekündigten Stellenabbau zu tun.
Für das geplante Wachstum blieben die Filialen ein wichtiger Vertriebskanal - neben dem Beratungscenter sowie zahlreichen, wachsenden Online-Angeboten und -services, teilt eine Commerzbank-Sprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion mit. "Daher werden wir unser Beratungsangebot in den Filialen ausweiten." Mit der Größenordnung von rund 400 Filialen bundesweit "fühle" sich das Unternehmen "aktuell gut aufgestellt".
Übernahme der Commerzbank: Unicredit lässt nicht locker
Die Commerzbank steht unter Druck, seit die Unicredit im Herbst den Teilausstieg des Bundes zum Einstieg genutzt hat. Inzwischen kontrolliert die Mailänder Großbank gut 28 Prozent der Commerzbank-Anteile: Rund 9,5 Prozent direkt und knapp 18,6 Prozent über Finanzinstrumente. Ab einem 30-Prozent-Anteil wäre die Unicredit verpflichtet, den übrigen Commerzbank-Aktionären ein Kaufangebot zu unterbreiten.
Unicredit-Chef Andrea Orcel arbeitet seit Monaten auf eine Übernahme hin. Zwei Tage vor der Strategiepräsentation der Commerzbank nutzte die Unicredit ihre eigene Bilanzvorlage auch dazu, den Frankfurtern öffentlich einen Fragenkatalog zu übermitteln - darunter die provokante Frage: "Sind die neuen Ziele realistisch - vor allem, wenn man bedenkt, dass die früheren Ziele nicht erreicht wurden - oder beruhen sie auf zu optimistischen Annahmen und dem Druck, ein potenzielles Angebot abzuwehren?"
Commerzbank setzt sich ehrgeizigere Ziele
Vorstand, Aufsichtsrat und Betriebsrat der Commerzbank sehen das Vorgehen der Italiener als "feindlich" an. Die seit 1. Oktober amtierende Konzernchefin Orlopp will die Eigenständigkeit des Instituts auch durch steigende Gewinne und ehrgeizigere Renditeziele sichern.
Nach einem Rekordgewinn von knapp 2,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr soll der Überschuss bis 2028 auf 4,2 Milliarden Euro steigen. Ihre Eigenkapitalrendite will die Bank von 9,2 Prozent 2024 auf 15 Prozent 2028 steigern.
Im laufenden Jahr dürfte der Gewinn jedoch auf 2,4 Milliarden Euro sinken, weil der Stellenabbau zunächst Geld kostet: Die Bank rechnet einmalig mit etwa 700 Millionen Euro Kosten. Zugleich erwartet der Vorstand, dass durch die Kürzungen die jährlichen Kosten um rund 500 Millionen Euro sinken werden.
Gewerkschaft signalisiert Zustimmung
Die Gewerkschaft Verdi hält die neue Strategie inklusive des Abbaus Tausender Jobs bei der Commerzbank für den richtigen Weg im Abwehrkampf gegen die italienische Großbank Unicredit. Zugleich forderte Gewerkschaftssekretär Kevin Voß: "Die neue Strategie darf nicht einseitig zulasten Tausender Beschäftigten gehen."
Mit einer möglichen Übernahme will sich die Commerzbank-Chefin erst befassen, wenn ein Angebot der Unicredit vorliegt. Deren Chef hatte gesagt, sein Haus werde ein Übernahmeangebot nicht vor dem vierten Quartal 2025 oder dem ersten Quartal 2026 vorlegen können.
Angesichts der Widerstände in Deutschland will der Manager die Zeit nutzen, um bei einer neuen Bundesregierung für seine Pläne zu werben. Der Bund, der die Commerzbank in der Finanzkrise 2008/09 mit Steuermilliarden gerettet hatte, hält noch gut zwölf Prozent der Anteile.
Ihre Anteilseigner will die Commerzbank durch hohe Gewinnausschüttungen bei Laune halten: Fürs Geschäftsjahr 2024 ist eine Dividendenerhöhung von 35 Cent auf 65 Cent je Anteilsschein geplant. Für 2025 will die Bank mehr als 100 Prozent ihres Überschusses an die Aktionäre ausschütten. Zinsen für eigenkapitalähnliche Anleihen werden vorher abgezogen.
Bei ihren Gewinnplänen setzt Orlopp - neben Stellenabbau und Kostensenkungen - auf wachsende Einnahmen, vor allem aus Provisionen. Hatten die Kosten der Bank 2024 noch 59 Prozent der Erträge aufgezehrt, sollen es 2028 nur noch rund 50 Prozent sein.
Profitabler werden soll die Bank zudem durch gezielte Zukäufe und Partnerschaften, wie die jüngst mit dem Kreditkartenanbieter Visa vereinbarte: Kundinnen und Kunden der Commerzbank erhalten demnach künftig bevorzugt Debit- und Kreditkarten von Visa.