Gerade zum Semesterstart

Abzocke auf dem Campus: Verbraucherzentrale warnt Studierende vor dubiosen Finanzprodukten

8.4.2024, 11:00 Uhr
Viele Finanzverträge, die Studierende auf dem Campus angeboten bekommen, sind teuer und undurchsichtig.

© Rolf Vennenbernd/dpa Viele Finanzverträge, die Studierende auf dem Campus angeboten bekommen, sind teuer und undurchsichtig.

Ein Werbegeschenk hier, ein kostenloser Workshop da - Finanzdienstleister lassen sich viel einfallen, um Studierende anzulocken. Bayerns Verbraucherzentrale warnt nun zum Semesterstart vor zweifelhaften Anbietern. Die Experten raten Studierenden dringend davon ab, Verträge über Geldanlage- und Versicherungsprodukte abzuschließen, die ihnen rund um das Hochschulgelände angeboten werden.

Ziel sei es, die Altersgruppe so früh wie möglich als potenzielle Kunden zu erschließen. Studierende würden daher systematisch angelockt. Aus Sicht der Verbraucherschützer gehen die angebotenen Produkte dabei aber oft an deren tatsächlichen Bedarf vorbei. "Sie sind unflexibel, intransparent, erwirtschaften wenig Rendite und kosten unverhältnismäßig hohe Abschluss- und Verwaltungsgebühren", schreibt die Verbraucherzentrale Bayern in einer Mitteilung.

"Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass die Vertriebsmitarbeitenden gezielt Studierende ansprechen und sie mit kostenlosen Seminaren zum Abfassen der Thesis, Bewerbungstraining oder zu Schulungen zu gängigen Softwareanwendungen locken", sagt Sascha Straub von der Verbraucherzentrale. "Ist der Kontakt dann einmal hergestellt und das Vertrauen gewonnen, versuchen die Vertriebler ihre Altersvorsorge- und Versicherungsprodukte an die Studierenden zu verkaufen."

Produkte sind oft ungeeignet und teuer

Oft würde den Ratsuchenden in den Versicherungsverträgen eine viel zu hohe Beitragsdynamisierung untergeschoben. Die jährliche Beitragserhöhung löst automatisch auch in Zukunft neue, stattliche Provisionszahlungen an die Finanzvertriebe aus. So können derartige Verträge sogar nach zehn Jahren noch Minusrenditen verursachen.

Laut Verbraucherzentrale Bayern ist das Standard-Produkt, das Studierenden am häufigsten auf dem Campus angeboten wird, die Basisrente – auch bekannt als Rürup-Rentenversicherung. Sie werde gerne als Altersvorsorge kombiniert mit Risikoabsicherung wie einer Berufsunfähigkeitsversicherung verkauft. "Derartige Kombiprodukte maximieren aber nur die Provision der Vermittler", sagt Straub. Eine Versicherung eigne sich nicht für den Vermögensaufbau. "Das Leben und die Erwerbsverläufe sind nicht planbar, schon gar nicht über Jahre und Jahrzehnte."

Neutrale Hilfe bei den Verbraucherzentralen

Um Studierende zu warnen und besser zu beraten, starten die Verbraucherzentralen bundesweit nun eine Informationskampagne. Einer der wichtigsten Tipps der Experten lautet: "Unterschreibe nicht übereilt einen Vertrag, sondern vergleiche zuerst Angebote." Außerdem empfiehlt die Verbraucherzentrale Bayern auf ihrer Webseite: "Parke deinen Notgroschen auf einem gut verzinsten Tagesgeldkonto - das ist flexibel und sicher."

Die Verbraucherzentralen geben auch Tipps, was Betroffene tun können, die aus einem unterschriebenen Vertrag wieder aussteigen möchten, und ihre Mitarbeiter bieten unabhängige Beratungstermine vor Ort an.

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