Marktführer in Deutschland
60 Beschäftigte betroffen: Fränkische Maschinenbaufirma ist insolvent
Der Spezialmaschinenbauer Herold & Co. GmbH mit Sitz in Gefrees bei Bayreuth ist insolvent: "Die Geschäftsführung hat beim Amtsgericht Bayreuth einen entsprechenden Antrag gestellt. Fertigung und Geschäftsbetrieb gehen in vollem Umfang weiter", heißt es in einer Pressemitteilung.
"Die Eigenverwaltung hat keine Auswirkungen auf unser Tagesgeschäft", betont Geschäftsführer Gerd Langer und fügt hinzu: "Wir fertigen und liefern wie gewohnt weiter, die Versorgung unserer Kunden ist in vollem Umfang gewährleistet." Die Löhne und Gehälter der rund 60 Beschäftigten werden demnach bis März über die Agentur für Arbeit gezahlt. Darüber hinaus sei der Geschäftsbetrieb für mindestens das nächste halbe Jahr voll durchfinanziert.
Hohe Energiepreise: Spezialmaschinenbauer Herold & Co. GmbH ist insolvent
Wie vielen Unternehmen der Branche machen Herold nach eigenen Angaben die hohen Strom- und Rohstoffpreise zu schaffen. "Zugleich stagnieren die Auftragszahlen, weil die Kunden infolge der schwachen Konjunktur ihre Produktion drosseln und weniger bestellen. Wir sind nicht zahlungsunfähig, sondern wir gehen frühzeitig diesen Schritt, um langfristig genau das zu vermeiden", stellt Langer klar. Als Lösungsmöglichkeit kommen demzufolge sowohl der Einstieg von Investoren in Betracht als auch ein Vergleich mit den Gläubigern.
Das Eigenverwaltungsverfahren ist ein sehr wirksames Instrument des deutschen Sanierungsrechts. Es bietet Unternehmen einen rechtlichen Rahmen, um zügig und bei laufendem Geschäftsbetrieb ihre Finanzierung neu zu ordnen. Dabei können sie auf eine Reihe von Instrumenten zurückgreifen, die außerhalb eines solchen Verfahrens nicht zur Verfügung stehen.
Neben der unmittelbaren Entlastung von den Personalkosten für drei Monate durch die Agentur für Arbeit lassen sich zum Beispiel in der Eigenverwaltung ungünstige Verträge einfacher beenden oder neu verhandeln. Die unternehmerische Verantwortung bleibt in den Händen der Geschäftsführung. Die Gerichte erlauben dies nur, wenn Unternehmen frühzeitig handeln und genügend Spielraum für eine Lösung besteht.
Herold & Co. GmbH: Ulrich Graf aus Bayreuth vertritt Interessen der Gläubiger
Für die Phase der Eigenverwaltung unterstützt der Restrukturierungsexperte Martin Schoebe von der Beratungsgesellschaft Greenmarck das Unternehmen als Generalbevollmächtigter, gemeinsam mit Rechtsanwalt Cyril Rosenschon, der das Verfahren rechtlich begleitet. Die Interessen der Gläubiger vertritt ein Sachwalter, der das Verfahren – vergleichbar mit einem Aufsichtsrat – überwacht. Als vorläufigen Sachwalter hat das Gericht Rechtsanwalt Ulrich Graf aus Bayreuth bestellt. "Herold hat hervorragende Produkte, einen hochkarätigen Kundenstamm und stellt sich vor allem frühzeitig seinen wirtschaftlichen Problemen", sagt Graf und ergänzt: "Das sind gute Voraussetzungen für die angestrebte Sanierung."
Die Herold & Co. GmbH fertigt Wendelkolbenpumpen für die Lebensmittelindustrie und gehört mit diesem Produkt zu den Marktführern in Deutschland. Die Pumpen und Lösungen des Unternehmens werden bei der Abfüllung von Produkten in der Lebensmittelindustrie eingesetzt (unter anderem für Zucker, Stärke, Molkereiprodukte) sowie in den Branchen Papierherstellung, chemische Industrie und Kosmetik. Daneben betreibt das Unternehmen eine Eisengießerei für Spezialteile für industrielle Anwendungen. Geschäftsführer und Ideengeber ist der Diplom-Industriedesigner Gerd Langer. Das Unternehmen erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von rund sieben Millionen Euro.
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