Alkoholproblem der anderen Art
Japan will junge Menschen zum Trinken animieren - wegen der Steuereinnahmen
22.8.2022, 16:13 UhrOb Wein in geselliger Runde, das Feierabendbier auf dem Sofa oder der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt: Alkohol ist der Deutschen liebstes Laster. 2019 lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Reinalkohol bei Personen über 15 Jahren bei 10,2 Litern, wie eine Auswertung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen ergab - Tendenz fallend. Nichtsdestotrotz hat Deutschland ein erhebliches Alkoholproblem: 7,9 Millionen Menschen in der Bundesrepublik konsumieren Alkohol in "gesundheitlich riskanter Form", sagt das Bundesministerium für Gesundheit.
Missbräuchlicher Alkoholkonsum ist außerdem einer der wesentlichen Risikofaktoren für Erkrankungen der Leber oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Während in Deutschland vermehrt auf Kampagnen gesetzt werden, die den verantwortungsvollen Konsum von Alkohol thematisieren, geht Japan nun in eine ganz andere Richtung. Der Inselstaat hat nämlich ein ganz anderes Alkoholproblem: Es wird zu wenig davon getrunken.
Weniger Alkohol, weniger Steuereinnahmen
Das hat gesundheitlich zwar insgesamt positive Auswirkungen, hinterlässt in der Staatskasse aber ein beachtliches Loch: Machte die Alkoholsteuer nach Angaben der Süddeutschen Zeitung 2012 noch drei Prozent der Gesamtsteuereinnahmen aus, waren es 2020 nur noch 1,7 Prozent. Jede Menge Geld, das im Staatshaushalt, der ohnehin schon ein Defizit aufweist, fehlt. Eine alternde Bevölkerung und sinkende Geburtsraten lassen den Alkoholmarkt in Japan schrumpfen.
Mit einer Kampagne mit dem klangvollen Namen "Sake Viva!" möchte die Steuerbehörde Japans den Trend nun umkehren - und mehr Menschen zwischen 20 und 39 Jahren zum Alkoholkonsum animieren.
Bis September können Menschen dieser Altersgruppe Ideen vorstellen, wie der Alkoholkonsum unter Gleichaltrigen erhöht werden könnte. Ob konkrete Produkte, Designs, Verkaufsmethoden oder sonstige Vorschläge - die Lust am Trinken soll irgendwie zurückgewonnen werden. Am 10. November sollen die Sieger des Wettbewerbs bekanntgegeben werden.
Wie die BBC berichtet, kommt die Initiative im Land der aufgehenden Sonne aber nicht unbedingt gut an: Expertinnen und Experten kritisieren, dass dadurch "ungesunde Angewohnheiten" gefördert würden. Und im Gesundheitsministerium hoffe man, dass bei der Kampagne auch daran erinnert werde, Alkohol nur "in angemessenen Mengen" zu trinken.
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