Tarifverhandlungen

Warnstreiks am Freitag: In Nürnberg fahren weder Busse noch Bahnen

Christiane Krodel und Arno Stoffels

2.3.2023, 16:47 Uhr
Laut Verdi wird in zahlreichen Städten Bayerns am Freitag gestreikt.

© Peter Trautwein Laut Verdi wird in zahlreichen Städten Bayerns am Freitag gestreikt.

Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten in den kommunalen Betrieben des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) aufgerufen, am Freitag, den 3. März, die Arbeit niederzulegen. Dadurch kommt es in zahlreichen Städten im Freistaat zu Einschränkungen, darunter in München, Augsburg, Regensburg, Ingolstadt, Landshut und Bayreuth. Besonders hart trifft es aber beispielsweise Nürnberg. Unseren Liveticker zum Streik finden Sie hier.

Wie die Verkehrsaktien-Gesellschaft Nürnberg (VAG) mitteilt, wird am 3. März von Betriebsbeginn bis Betriebsende am Samstagmorgen (4. März 2023), gestreikt. "Betroffen sind alle VAG-Linien - also die U-Bahn-, Straßenbahn- und Buslinien - sowie unser KundenCenter am Nürnberger Hauptbahnhof als auch unser Kundentelefon", so die VAG.

Die Folgen werden für die Kundinnen und Kunden massiv zu spüren sein. "Da wir für Freitag kein ausreichendes und zuverlässiges Angebot mit U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen anbieten können, haben wir uns entschieden, dass alle Fahrzeuge stehen bleiben."

Betroffen vom Warnstreik der Gewerkschaft ist auch die U-Bahn-Linie U1 auf Fürther Stadtgebiet wie auch alle Buslinien, die von Nürnberg aus nach Fürth, Erlangen oder in weitere Nachbarorte führen. Auch die Nightliner in der Nacht von Freitag auf Samstag fahren nicht. "Der Betrieb wird damit am Samstag, 4. März wieder normal, also wie im Jahresfahrplan vorgesehen, anlaufen", so die VAG.

Auch in Fürth und Erlangen werden Busse nicht wie gewohnt fahren. Nach Angaben der Infra wird aber versucht, einen reduzierten Fahrplan aufrecht zu erhalten. Vornehmlich mit privaten Verkehrsunternehmen verkehren die Busse voraussichtlich nur im 30-Minuten-Takt auf Basis eines eingeschränkten Busnetzes. Die mit E71, E72, E73, E75, E77, E78 und E79 benannten Linien binden unter anderem die Stadtteile Burgfarrnbach, Hardhöhe, Vach, Atzenhof, Oberfürberg und Großgründlach an die Fürther Innenstadt an. Davon ist auch der Schülerverkehr betroffen. "Die Infra selbst wird - soweit personell möglich - mit den sonst angebotenen Schülerverstärkerfahrten und auf den oben genannten Linien punktuell unterstützen."

Separate Notfahrpläne

Die Erlanger Stadtwerke (ESTW) haben ebenfalls separate Notfahrpläne entwickelt, die Fahrten sollen auch hier von privaten Verkehrsunternehmen abgedeckt werden. "Der Streikfahrplan sieht die Bedienung aller städtischen Linien vor, und zwar im Stundentakt von morgens 4:00 Uhr bis nachts ca. 1:00 Uhr. Die Kliniklinie 299, die Rufbusse und die NightLiner im Stadtgebiet verkehren normal. Soweit möglich, werden einzelne Schulfahrten bedient", wie die ESTW mitteilen.

"Die Sorge ist groß, dass die Unterfinanzierung des ÖPNV durch die öffentliche Hand auf ein Neues auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden soll. Die Beschäftigten werden sich das nicht gefallen lassen und jetzt verstärkt für ihre Forderungen kämpfen", betonte Sinan Öztürk, der Stellvertretende Landesbezirksleiter von Verdi Bayern. "In einem Flächenland wie Bayern brauchen wir überall einen gut ausgebauten und gut funktionierenden ÖPNV."

Öztürk rief die politisch Verantwortlichen im Freistaat auf, aktiv zu werden. Er forderte die Arbeitgeber auf, den ÖPNV als Arbeitsplatz attraktiver zu machen. Damit Beschäftigte die Betriebe nicht verliessen und neue Beschäftigte gewonnen werden könnten, müsste sich auch die Bezahlung verbessern. "Dazu haben die Arbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen jetzt die Möglichkeit."

Am Mittwoch hat Verdi in Nürnberg zu einer Kundgebung auf dem Willy-Brandt-Platz aufgerufen. Der Aufruf richtet sich an Auszubildende und dual Studierende von Bund und Kommunen aus ganz Bayern. Versammelt hatten sich mehrere Hundert Streikende aus den unterschiedlichsten Bereichen des öffentlichen Dienstes.

Die jungen Verdi-Mitglieder fordern nach Angaben der Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde eine Erhöhung der Ausbildungs- und Studienvergütungen sowie der Praktikantenentgelte um 200 Euro monatlich. Michael Ramsbeck, Vorsitzender der Verdi Jugend Bayern erklärte: "Es darf nicht sein, dass Auszubildende wieder zurück ins Elternhaus ziehen müssen, weil sie sich ihr WG-Zimmer oder die Einzimmerwohnung nicht mehr leisten können."

Auch die Klimaschutzbewegung "Fridays For Future" Nürnberg ruft am 3. März um 12 Uhr auf dem Kornmarkt zum globalen Klimastreiks auf. Zum ersten Mal streikt die Bewegung zusammen mit der Vereinigten Dienstleistungsgesellschaft. "Wir streiken mit den Beschäftigten für ein besseres Jetzt, sie mit uns für eine bessere Zukunft! Und dies soll erst der Anfang einer gemeinsamen Kooperation werden. Wenn weiter nichts passiert, braucht es vielleicht sogar bald einen Klima-Generalstreik! In Schulen, ÖPNV und im ganzen Land", so Fridays For Future.

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