Hrgota verschießt Elfmeter
Schlechte Leistung, Schiri-Ärger: Kleeblatt verliert 0:2 beim Hamburger SV
21.10.2023, 15:01 UhrDer letzte Ausflug nach Hamburg war schön und traurig zugleich. Auf dem Weg in den Norden durfte die Spielvereinigung am 20. Mai aufgrund der Ergebnisse der Konkurrenz den Klassenerhalt in der zweiten Bundesliga feiern und sich über ein gutes Ende eines turbulentes und anstrengendes Fußballjahres freuen. Ein paar Stunden nach dem kollektiven Durchatmen hielt das Kleeblatt dann bei HSV sehr gut mit, verlor aber mit 1:2 und beendete die Saison mit nur zehn Punkten aus 17 Partien als Schlusslicht der Auswärtstabelle.
Fünf Monate später durften die Fürther wieder ins Volksparkstadion reisen - mit einigem Rückenwind nach vier ungeschlagenen Spielen in der Liga und einem gelungenen Test vergangene Woche beim Bundesligisten in Heidenheim. In Hamburg ging es für die Fürther auch darum, etwas gegen das leidige Thema "Auswärtsschwäche" zu unternehmen - in den ersten vier Auswärtsspielen der neuen Saison hatten sie ja nur zwei Punkte geholt. In Hamburg kamen beim 0:2 (0:2) allerdings keine weiteren hinzu, die Leistung warf dagegen erneut viele Fragezeichen auf.
SpVgg Greuther Fürth: Gideon Jung fehlt im Aufgebot
Auf dem Aufstellungsbogen fehlte überraschend der Name von Gideon Jung. Der erfahrene Verteidiger konnte kurzfristig nicht mit in den Norden fliegen, weil er demnächst Vater wird. So musste Maximilian Dietz, der erst im Laufe des Donnerstags von seinem Ausflug zur U23 der USA nach Fürth zurückkam, rechts in der Dreierkette starten. Den Platz des verletzten Niko Gießelmann auf der linken Außenbahn übernahm Oussama Haddadi - der ebenfalls erst am Mittwoch von der Länderspielreise zurückgekommen war.
Dass die Aufstellung der Nationalspieler keine allzu gute Idee war, zeigte sich schnell. Beide hatten große Probleme bei der Orientierung und wirkten körperlich wie psychisch nicht zu 100 Prozent fit. Doch auch beim HSV lief zunächst nur wenig wie geplant. Bereits nach zehn Minuten musste Ignace van der Brempt verletzt raus, für ihn kam Moritz Heyer neu ins Spiel - kurz darauf konnte auch Hamburgs Kapitän Ludovit Reis nicht mehr weitermachen, der kurz zuvor im Laufduell mit Damian Michalski in die Fürther Ersatzbank geflogen war.
Doch wer dachte, dass alles gegen den HSV laufen würde, der sah sich getäuscht. Branimir Hrgota verlor den Ball in der gegnerischen Hälfte, zwei schnelle Pässe und einen Doppelpass strebte Hamburgs Bakery Jatta alleine aufs Fürther Tor zu, doch Luca Itter konnte ihn noch entscheidend stören und zur Ecke klären. Diese führte der HSV nach einer Verletzungsunterbrechung kurz aus, Laszlo Benes flankte an den Fünfmeterraum, wo sich kein Fürther für Jonas Meffert zuständig fühlte. Jonas Urbig versuchte noch zu retten, flog aber am Ball vorbei, sodass Meffert problemlos zum 1:0 einköpfen konnte (16.).
Nur wenige Augenblicke später hätte Julian Green ausgleichen können - nein: müssen. Der Fürther erkämpfte den Ball am gegnerischen Sechzehner, stand frei vor Daniel Heuer-Fernandes, schoss den Hamburger Torhüter aber nur an statt den Ball ins Tor. (17.). Der eingewechselte Immanuel Pherai verfehlte das Tor von Urbig kurz darauf nur knapp (23.), dem Kleeblatt gelang so gar nichts. Robert Wagner versprang im Mittelfeld jeder Ball, Dietz spielte im Aufbau zweimal zum Gegner, Dickson Abiama war bei den vielen langen Bällen chancenlos.
Nach einer halben Stunde kam Hrgota mal wieder zum Schuss, wurde dabei aber geblockt. Sekunden später verlor der vollkommen indisponierte Haddadi den Ball am gegnerischen Strafraum - am Ende eines schnellen Konters schoss Benes nur knapp vorbei. In der 38. Minute hätte Hamburgs Jatta vom Platz fliegen müssen, nachdem er Simon Asta mit gestrecktem Bein auf den Knöchel trat. Schiedsrichter Robert Schröder zeigte aber nur Gelb - und blieb auch nach längerem Video-Studium am Seitenrand bei seiner Entscheidung (40.).
Beim fälligen Freistoß köpfte Abiama aufs Tor, doch Guilherme Ramos rettete gerade noch zur Ecke (41.). Die siebenminütige Nachspielzeit wurde dann eine sehr turbulente. Zunächst rettete Dietz noch gegen Glatzel, dann verlor Haddadi Ball und Gegner vollkommen aus den Augen, sodass Dietz nochmals retten musste. Astas Klärungsversuch blockte Jatta beinahe ins Fürther Tor. Das 2:0 wäre längst verdient gewesen - und fiel in der 45.+4 auch noch. Die Hamburger durften einmal um den Fürther Strafraum herum spielen und Pherai von rechts unbedrängt in die Mitte legen, wo Dietz gegen Glatzel zu spät kam, sodass der HSV-Angreifer erhöhen konnte.
Alexander Zorniger wechselt in der Pause dreimal
Vorbei war die erste Hälfte damit noch nicht. Asta stand im Gegenzug bei einer Flanke von Green komplett frei und hätte den Anschlusstreffer machen müssen. Doch der Atem des Hamburgers Dompé hinderte den Fürther offenbar, sodass er den Ball nicht richtig traf. Direkt vor dem Pausenpfiff rettete Urbig nochmals in höchster Not gegen Jatta, ehe alle Beteiligten endlich durchatmen durften.
Wie unzufrieden er mit dem schwachen Auftritt seiner Mannschaft war, zeigte Alexander Zorniger in der Halbzeit. Mit Dietz, Wagner und Haddadi mussten die drei schlechtesten Fürther in der Kabine bleiben, Orestis Kiomourtzoglou rückte rechts in die Dreierkette, Marco Meyerhöfer auf die linke Abwehrseite und Lukas Petkov auf die Sechs. Doch besser wurde es auch mit neuem Personal nicht wirklich. Chancen erarbeitete sich das Kleeblatt keine, stattdessen verpasste Dompé nach Zuspiel von Jatta das 3:0 nur um Zentimeter (52.).
Die Fürther versuchten danach zwar immer wieder einiges, doch der HSV verteidigte alles problemlos, weshalb deren Torhüter Daniel Heuer-Fernandes den wahrscheinlich entspanntesten Arbeitstag seit langer Zeit erleben durfte. 25 Minuten vor Schluss reagierte Zorniger erneut, nahm Asta vom Platz und brachte mit Dennis Srbeny einen weiteren Angreifer. Das hatte auch eine Umstellung zur Folge: Abiama musste, wie mehrmals in der Vorbereitung, für die restliche Spielzeit den linken Verteidiger geben, Meyerhöfer rückte nach rechts.
Nachdem Dompé alleine vor Urbig die Entscheidung verpasst hatte (68.), ließ der HSV nochmal kurz Spannung aufkommen. Ramos foulte den eingewechselten Srbeny im Strafraum, Schiedsrichter Schröder entschied auf Elfmeter. Hrgota schnappte sich den Ball, verzögerte wie immer - und schoss dann so schlecht, dass Heuer-Fernandes seinen Strafstoß im Nachfassen sogar festhalten konnte (72.). Es war ein Sinnbild für dieses Auswärtsspiel des Kleeblatts. Zwei Minuten später rettete Ramos zur Ecke, Michalski köpfte nach der Hereingabe von Green knapp vorbei (75.).
In der 78. Minute erhöhte Glatzel nach einem perfekten und wunderbar anzusehenden Angriff des Hamburger SV auf 3:0. Der Jubel verstummte aber schnell und wich einem lauten Pfeifkonzert, weil der Linienrichter die Fahne gehoben hatte - und sich dann der VAR einschaltete. Doch es blieb dabei: Der Treffer zählte nicht. Direkt danach hatte Kapitän Hrgota Feierabend, für ihn kam Armindo Sieb. Damit standen in den letzten zehn Minuten mit Abiama, Lemperle, Srbeny, Petkov und Sieb alle Fürther Stürmer gemeinsam auf dem Rasen.
Die besseren Chancen hatte trotzdem der HSV. Königsdörffer verfehlte das Tor nur knapp (81.), Urbig rettete stark gegen Glatzel (83.), der kurz darauf erneut geblockt werden musste. Abiama vergab auf der anderen Seite fünf Minuten vor Schluss kläglich, Petkov schoss fast in den Oberrang. Die Fürther Schlussoffensive blieb danach aus, mit der Niederlagen schienen sich die Gäste schon abgefunden zu haben. In der fünfminütigen Nachspielzeit haute Lemperle im gegnerischen Strafraum über den Ball, der hämische Applaus der 55.800 Zuschauer war ihm gewiss. Nach zwei weiteren Fürther Ecken, die nichts mehr einbrachten, war Schluss.
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