Fragwürdiger Auftritt

Niederlage nach dem Derbysieg: Schwaches Kleeblatt enttäuscht beim 0:4 in Karlsruhe

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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2.3.2024, 22:25 Uhr
Nichts als Enttäuschung: Gideon Jung fasst die Fürther Gemütslage zusammen.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Nichts als Enttäuschung: Gideon Jung fasst die Fürther Gemütslage zusammen.

Die Euphorie hielt sechs Tage lang an. Mit seinem späten 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg schoss Ragnar Ache das Kleeblatt im Februar 2023 zum Derbysieg und versetzte eine ganze Stadt in einen kollektiven Glückszustand. Doch die Freude vernebelte manchem auch etwas die Sinne, wie sich beim ersten Spiel nach der Party zeigen sollte. In Karlsruhe führte das Kleeblatt früh, verlor dann aber nach schwacher Leistung und trotz langer Überzahl noch mit 1:2.

"Es war rundum enttäuschend, was wir alle heute abgeliefert haben", schimpfte Trainer Alexander Zorniger damals. Es folgten im Frühjahr 2023 noch einige rätselhafte Auftritte, weshalb der Ligaverbleib erst im Mai feststand. Seitdem ist viel passiert. Am Samstagabend durfte Zorniger mit seiner Mannschaft erneut nach einem Derbysieg nach Karlsruhe reisen - diesmal aber als Spitzenmannschaft der zweiten Liga. Doch auch die enttäuschte im Wildpark auf ganzer Linie, verlor mit 0:4 - und machte sich so auch noch das Torverhältnis kaputt.

SpVgg Greuther Fürth: Jomaine Consbruch ersetzt Julian Green

Die personell "absolute Luxussituation", von der Co-Trainer Stefan Kleineheismann am Freitag noch gesprochen hatte, entpuppte sich einen Tag später als nicht mehr ganz so luxuriös. Auf dem Aufstellungsbogen fehlte der Name von Julian Green, der noch ein paar Tage länger an das Derby denken musste. Am Mittwoch hatte der 28-Jährige nur individuell mit dem Athletiktrainer trainiert - und sich am Samstag tatsächlich angeschlagen abmelden müssen. Seinen Platz auf der Acht übernahm Jomaine Consbruch.

Als die Mannschaften einliefen, feierte die Karlsruher Ultra'-Gruppe "Phönix Sons" ihren 25. Geburtstag - mit einer großen Choreografie, aber auch mit einem minutenlangen Feuerwerk hinter dem Stadion. Das Spiel begann deshalb mit einer kleinen Verspätung, weil es gar so funkelte und schepperte hinter einem Tor. Dann aber zeigte der KSC, warum er in der Rückrunde zu einer der besten Mannschaften der zweiten Liga gehört. Abgesehen von einem Schuss von Tim Lemperle, der aber auf die Tribüne flog, gelang dem Kleeblatt offensiv nur wenig, die Karlsruher hingegen wurden mit jeder Minute besser.

Auch, weil die Fürther sie mit unerklärlichen Aktionen dazu einluden. In der neunten Minute verlor Gideon Jung den Ball an Paul Nebel, einige Sekunden später jubelte das Stadion erstmals, der Schiedsrichter aber hatte seine Fahne zurecht gehoben: Abseits. Sekunden später spielte Jonas Urbig ins Aus, im Mittelfeld Luca Itter in den Fuß des Gegners - nach elf Minuten musste Urbig erstmals rettend gegen Igor Matanovic eingreifen.

Während die Karlsruher Fans immer lauter und euphorischer wurden, wütete der vom Magen-Darm-Virus genesene Alexander Zorniger an der Seitenlinie unentwegt. Doch was er in der Folge sah, war nicht zur Beruhigung geeignet. Gideon Jung wirkte vollkommen indisponiert und brachte Urbig mit zwei schlechten Zuspielen unnötig in Gefahr, in der 23. Minute spielte der Verteidiger dann auch noch einem Karlsruher in den Fuß. Matanovic' Schuss flog wenige Augenblicke später nur knapp über die Latte.

Das Kleeblatt bekam zu keiner Sekunde wirklich Zugriff auf das Spiel, der KSC konnte sich immer wieder beinahe mühelos durchspielen. Marvin Wanitzek zwang Urbig kurz darauf zur nächsten Parade, dann traf Robin Bormuth Tim Lemperle auch noch mit dem Stollen im Gesicht, weshalb der Fürther Angreifer stark blutete und erst nach langer Behandlung mit einem Turban auf den Platz zurückkehren konnte. Offensiv gelang den Gästen weiterhin nichts, stattdessen belohnten sich die Karlsruher in der 42. Minute für ihre Überlegenheit.

Flanke, Verlängerung, Kopfball: 1:0 für den KSC

David Herold flankte von links, Wanitzek verlängerte genau auf den Kopf von Matanovic, der wiederum im langen Bogen über Urbig hinweg zum 1:0 ins Tor köpfte. Erst in der 45. Minute schoss Hrgota bei einem Freistoß aus 22 Metern erstmals auf das Karlsruher Tor, in der fünfminütigen Nachspielzeit spielte sich das Kleeblatt schön durch, sodass Robert Wagner aus 20 Metern Drewes auf seinen ersten Nachtflug schicken konnte. Dann war Pause. Endlich aus Fürther Sicht.

Wie unzufrieden Alexander Zorniger mit der Darbietung seines Teams war, sah man schon in der Pause. Da liefen sich Lukas Petkov und Marco Meyerhöfer bereit fertig angezogen warm, während Simon Asta und Gideon Jung in der Kabine bleiben mussten. Doch besser wurde es auch mit den zwei Wechseln und der Umstellung auf ein 4-4-2 zunächst nicht. In der 48. Minute legte Nebel Wanitzek das 2:0 auf, der Karlsruher drosch den Ball aber frei vor Urbig mehrere Meter drüber.

Auf der anderen Seite probierte es Petkov erstmals aus 16 Metern, dann wurde es turbulent. Während die Fürther auf und abseits des Rasens nach einem vermeintlichen Foul an Lemperle noch vehement Elfmeter forderten, strebte Wanitzek dem Tor des Kleeblatts entgegen - und ging im Strafraum zu Boden. Consbruch hatte ihn, wenn überhaupt, minimal berührt, doch auch nach VAR-Einsatz blieb Schiedsrichter Robin Braun bei seiner fragwürdigen Entscheidung.

Doch dann hatte der Fußballgott ein Einsehen. Der Gefoulte trat selbst an - und haute den Strafstoß links am Tor vorbei (54.). Nach knapp einer Stunde nahm Zorniger den gelb-rot-gefährdeten Lemperle vom Platz und brachte Dennis Srbeny. Die nächste Chance aber hatte erneut der KSC, doch Urbig lenkte Nebels kraftvollen Schuss noch über die Latte (64.). Dann aber suchte Damian Michalski Armindo Sieb mit einem langen Ball, der junge Angreifer behauptete sich gut gegen mehrere Karlsruher und schoss nur knapp vorbei (68.), kurz darauf suchte Hrgota Sieb im Strafraum, wo der den Ball aber nicht richtig traf.

In der 78. Minute entschied Branimir Hrgota das Spiel. Der Fürther Kapitän spielte den Ball im Mittelfeld in die Füße von Nebel, der Matanovic einsetzte. Dietz ließ sich viel zu leicht überlaufen, sodass der KSC-Angreifer zum zweiten Mal treffen konnte. Danach zerfiel das Kleeblatt komplett. Unter Mithilfe der kompletten Fürther Defensive von abgefälscht vom gerade eingewechselten Oussama Haddadi traf Fabian Schleusener zum 3:0 - und kurz vor Schluss sogar noch zum 4:0.

Was die Spielvereinigung in der Schlussphase defensiv darbot, war sehr beängstigend und einer Spitzenmannschaft nicht würdig. Um 22.28 Uhr erlöste der Schiedsrichter die leidenden Fürther - und auch die 1000 mitgereisten Fans im Gästeblock, die einen traurigen und enttäuschenden Samstagabend erlebt hatten.

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