VAR griff ein

"Frechheit": Das sagt Fürths Trainer Zorniger zum umstrittenen Elfmeter im Derby

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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16.9.2023, 06:00 Uhr
Foul? Oder kein Foul? Um in dieser Frage zu einer Lösung zu kommen, brauchte Robert Hartmann Unterstützung aus Köln.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Foul? Oder kein Foul? Um in dieser Frage zu einer Lösung zu kommen, brauchte Robert Hartmann Unterstützung aus Köln.

Als der Eckball des 1. FC Nürnberg nichts einbrachte, da wollten alle Beteiligten eigentlich schon weiterspielen. 43 Minuten waren vorbei in diesem 271. Frankenderby, das Kleeblatt führte mit 1:0 und hatte sogar schon das 2:0 erzielt, das aber wegen einer Abseitsstellung von Niko Gießelmann nicht zählte. Die Fürther Führung war kurz vor der Pause also eine hochverdiente - doch dann entschieden sich Tobias Welz und Thorsten Schiffner knapp 400 Kilometer entfernt in Köln dazu, das Geschehen im Max-Morlock-Stadion zu verändern.

Die beiden Schiedsrichter im sogenannten "Kölner Keller" hatten beim Nürnberger Eckball nämlich ein Foul von Orestis Kiomourtzoglou an Florian Hübner gesehen - und prüften erstmal eine halbe Minute lang, was man im Stadion nur deshalb bemerkte, weil plötzlich niemand mehr weiterspielen durfte. Dann schickten sie Robert Hartmann, den Schiedsrichter in Nürnberg, an den Monitor, wo der das gleiche Bild sah, das er kurz zuvor live im Fürther Strafraum gesehen hatte. Doch diesmal entschied sich Hartmann dazu, das Vergehen des Fürthers tatsächlich als Foul zu werten - und auf den Elfmeterpunkt zu zeigen.

SpVgg Greuther Fürth: Elfmeterpfiff "eine absolute Frechheit"

Can Uzun schnappte sich den Ball, verlud Andreas Linde, ließ den rot-schwarzen Teil des Stadions jubeln - und gab dem Spiel dadurch auch eine andere Wendung. In der zweiten Halbzeit war der Club dem Erfolg näher als die zuvor so starken Fürther, nach 96 Minuten stand ein 1:1 auf der Anzeigetafel. Als Alexander Zorniger nach der Pressekonferenz auf umstrittene Szene angesprochen wurde, da ließ er seinen Unmut freien Lauf. "Ich finde es eine absolute Frechheit", sagte der Trainer des Kleeblatts. "Es gab zu keinem Zeitpunkt die Chance, dass dieser Spieler irgendwie an die Kugel kommt."

Tatsächlich war der Ball ja im hohen Bogen in Richtung des zweiten Pfostens geflogen, wo allerdings keine Gefahr entstand. Auf die Rangelei zwischen Ali Loune, der Kiomourtzoglou hielt, der wiederum Hübner hielt und diesen schließlich zu Fall brachte, hatte Schiedsrichter Hartmann freie Sicht, befand aber zunächst, dass er da Zeuge eines handelsüblichen Zweikampfes geworden war. Bis auf Hübner, der kurz meckerte, regte sich darüber auch kein Nürnberger auf. "Der Schiedsrichter steht in der Flucht und zeigt an: Ich habe es gesehen", sagte Zorniger. "Und dann kommt wieder jemand aus Köln, der eine andere Idee hat."

Vor allem über das Kriterium der "klaren Fehlentscheidung" als Eingriffsschwelle für den VAR konnten sich die Fürther lange aufregen am Freitagabend - und fühlten sich angesichts der Szenen auf dem Rasen erneut benachteiligt. In der Vergangenheit war der Fürther Trainer ja bereits mehrmals sehr deutlich geworden mit seiner Kritik am Videobeweis, der dem Kleeblatt schon so einigen Ärger eingebracht hat. Dabei, befand Zorniger, sei die Lösung ja eine ganz einfache: "Die Spieler sollen Spiele entscheiden, nicht die Schiedsrichter, wenn es nicht unbedingt notwendig ist", so der 55-Jährige. "Das wird mir mein Leben lang niemand mehr erklären können, was da passiert ist."

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