Mit 38 Jahren
„Eine höllisch wilde Fahrt“: Ex-Kleeblatt-Profi Stephan Schröck beendet seine Karriere
21.8.2024, 12:21 UhrDas größte Geschenk machte sich Stephan Schröck selbst. Am Mittwoch wurde der ehemalige Mittelfeldspieler des Kleeblatts, der doch so viel mehr war als das, 38 Jahre alt. In den vergangenen Jahren hatte Schröck gezeigt, dass Alter oft nur eine Zahl ist, dass man auch im fortgeschrittenen Sportler-Alter noch das machen kann, was man schon als kleiner Junge gerne getan hat: mit Leidenschaft und Freude Fußball spielen.
Das machte der gebürtige Schweinfurter in seiner Jugend bei der dortigen DJK, ehe er 2001 in die B-Jugend, die heute meist nur noch U17 genannt wird, des Kleeblatts wechselte. Es war die Zeit großer Talente bei der Spielvereinigung. In der Saison 2003/2004 schaffte es Schröcks Mannschaft, in der auch Daniel Adlung, Juri Judt und Markus Karl kickten, bis ins Halbfinale um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft, wo sie am VfL Bochum scheiterten.
Stephan Schröck in der A-Jugend der SpVgg Greuther Fürth
Ein Jahr später gelang den jungen Fürthern, trainiert von Reiner Geyer, erneut der Sprung in die Endrunde. Vor über 7000 Zuschauern verlor das Kleeblatt damals im Halbfinale gegen den Nachwuchs des VfB Stuttgart - bei dem ein junger Assistent namens Thomas Tuchel gerade seine ersten Gehversuche als Trainer machte. In der Saison danach durfte sich Stephan Schröck derweil bei den Profis der Spielvereinigung beweisen.
Der junge und oft etwas wilde Nachwuchskicker soll damals nicht immer das Vorzeige-Leben eines Berufssportlers geführt haben, aber mit Fleiß und Talent schaffte er es trotzdem in die Mannschaft - die nach einigen vergeblichen Anläufen 2012 Historisches schaffen sollte. Im Aufstiegsjahr 2011/2012 setzte Mike Büskens Schröck meist im linken Mittelfeld ein, mit drei Toren und sieben Vorlagen hatte er einigen Anteil daran, dass die Spielvereinigung das vermeintlich Unmögliche möglich machte.
Nach 183 Spielen im weiß-grünen Trikot wollte Schröck aber nicht mit seinem Ausbildungsverein in der Bundesliga spielen, sondern ging nach Hoffenheim und von dort weiter zu Eintracht Frankfurt. Nach zwei Jahren auf Wanderschaft kehrte er aber doch zurück in den Ronhof, wo er allerdings nicht glücklich wurde. Also ging er im Januar 2016 erneut auf Wanderschaft - und fand auf den Philippinen, dem Land seiner Mutter, eine neue Heimat.
Für die Nationalmannschaft des kleinen Inselstaates hatte der ehemalige deutsche U-Nationalspieler bereits 2011 debütiert - und direkt getroffen. Mit dem Ceres-Negros Football Club gewann er auf den Philippinen dreimal in Folge den Meistertitel - und wurde dabei zweimal als "MVP" (wertvollster Spieler) der Liga ausgezeichnet. Auch den Titel "Fußballer des Jahres" bekam er 2013 und 2019 verliehen, die Menschen verehrten ihren "Schrocky", die Quasi-Reinkarnation des Fußballgottes, der ihr Land so stolz machte.
Im November vergangenen Jahres trug er das Trikot der "Azkals" (Straßenhunde) zum letzten Mal in der WM-Quali, in der Liga spielte er zuletzt beim One Taguig FC, doch nach zehn Spielen mit 17 Vorlagen (darunter fünf bei einem 17:0) entschied sich Stephan Schröck, einen Schlussstrich zu ziehen. Auf Instagram und Facebook wandte er sich am Mittwochvormittag an seine vielen Fans in Deutschland und auf den Philippinen.
"Unfassbar dankbar heute", schrieb er. Nach einem kleinen Dank an alle Gratulanten kam die große Botschaft, die er in sieben Worten packte. "Heute verkünde ich meinen Rücktritt vom Profifußball." Dazu packte der 38-Jährige Fotos aus seiner aktiven Zeit - die ersten vier im Fürther Trikot. Der junge Stephan Schröck mit blondierten Spitzen, bei der Aufstiegsfeier, mit der Meisterschale - und ein Bild mit seiner Mutter.
"DANKE an meine großartige Mutter, die diese Fußballreise gestartet hat, und an meine unglaubliche Frau, das wahre Rückgrat meines Erfolgs", tippte Schröck in sein Handy. "Vielen Dank auch an alle meine Trainer und Teamkollegen, ihr habt meine Karriere einzigartig gemacht."
In seinem Abschieds-Statement vom aktiven Fußball blickte Stephan Schröck auch noch in eindrucksvollen Worten zurück. "Es war eine höllische wilde Fahrt", schrieb er. "Von bescheidenen Anfängen in einem Sozialfürsorgehaus, in Second-Hand-Schuhen, bis hin zur Vertretung sowohl der deutschen als auch der philippinischen Nationalmannschaft. Vom Fußball im Käfig und endlosen Zweiflern bis hin zum Titelgewinn in Europa und Asien" - all das fühle sich "unwirklich" an.
Stephan Schröck ist "ewig dankbar für jeden Moment" und freut sich jetzt als Familienvater, als Papa von Dias und Manilo, auf "neue Unternehmungen, während ich ein neues Abenteuer starte", schrieb er auf Facebook und Instagram. Seinen Abschieds-Beitrag schloss er nach vielen Danksagungen mit Wünschen an sich. "Alles Gute zum Geburtstag und einen schönen Ruhestand für mich!"
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen