Souveräner Erfolg

1:0 beim Halleschen FC: Armindo Sieb schießt das Kleeblatt in die zweite Runde

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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12.8.2023, 19:57 Uhr
Ein Hallenser jubelt in Halle: Armindo Sieb traf in seiner Heimatstadt zum 0:1. 

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Ein Hallenser jubelt in Halle: Armindo Sieb traf in seiner Heimatstadt zum 0:1. 

Natürlich hätten sich die Fans des Halleschen FC einen prominenteren Namen als das Kleeblatt gewünscht. Die Freude, nach drei Jahren Abstinenz mal wieder im DFB-Pokal dabei zu sein, war am Samstagabend rund um das Stadion aber trotzdem zu spüren. Überall standen die Fans erwartungsfroh in ihren roten "Pokal-Fighter"-Shirts herum, sie hatten ihrer Mannschaft ja zuletzt im Sommer 2019 bei einem nationalen Pokalspiel zuschauen dürfen - und dabei gemeinsam den VfL Wolfsburg in die Verlängerung gezwungen, in der sich der Bundesligist dann aber doch durchsetzte.

Mit einem Sieg im Landespokal gegen Wernigerode hatte sich der HFC im Juni 2023 für die erste Runde qualifiziert, die Losfee bescherte dem Drittligisten ein Heimspiel gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth. Wieder boten die Hallenser, kollektiv in Rot gekleidet, dem Favoriten lange Paroli, kämpften, kratzten und bissen - doch das Kleeblatt verteidigte die frühe Führung durch Armindo Sieb lange Zeit sehr souverän und zog mit einem 1:0 in die zweite Runde ein.

SpVgg Greuther Fürth mit einer Änderung in der Startelf

Fürths Trainer Alexander Zorniger hatte angekündigt, nicht großartig zu experimentieren und veränderte seine Startelf deshalb auch nur auf einer Position. Für Maximilian Dietz durfte Damian Michalski erstmals nach seinem Mittelfußbruch wieder von Beginn an spielen und übernahm den zentralen Part in der Dreierkette. Gideon Jung rückte dafür nach rechts auf Dietz' Position. Von Beginn an war das Kleeblatt um Kontrolle bemüht, versuchte aber durch situativ aggressives Pressing auch für Unruhe zu sorgen.

Nach vier Minuten schlug Halles Torwart Sven Müller erstmals den Ball ins Seitenaus, nach neun Minuten wartete Julian Green etwas zu lange und wurde deshalb beim Abschluss geblockt. Die Hallenser hingegen versuchten es meist mit langen Bällen, mit denen sie die Fürther durchaus beschäftigten. So wirklich gefährlich wurde es aber zunächst auf keiner Seite des Feldes; auch nicht, als Green nach einem schnellen Angriff deutlich über das Tor schoss (15.).

Dann aber zog das Kleeblatt einmal das Tempo an und wurde dafür sofort belohnt. Der abermals auffällige Green eroberte den Ball im Mittelfeld, Armindo Sieb drehte auf und spielte den Ball dann raus zu Tim Lemperle, der mit einen starken Bewegung in die Mitte zog und schließlich wieder Sieb fand. Der junge Angreifer blieb frei vor dem Tor cool und schob zum 0:1 ein (18.). Kurz darauf schoss Lemperle deutlich drüber (24.). Es war die letzte Chance der Fürther, die danach kaum mehr gefährlich wurden, aber stets die Kontrolle über das Geschehen behielten.

Doch zehn Minuten vor der Pause drückten die Hallenser wieder etwas energischer auf den Ausgleich - und erzwangen binnen kürzester Zeit zwei Gelbe Karten gegen Jung und Luca Itter. Bevor sich mit Damian Michalski auch noch der dritte Fürther Innenverteidiger eine Verwarnung abholte (42.), landete eine verunglückte Flanke von HFC-Spieler Tunay Deniz auf dem Tor von Jonas Urbig, der ansonsten wenig zu tun hatte. Dafür wurde es in der Nachspielzeit nochmal laut im emotionalisierten Stadion: Halles Eric Berko rauschte mit gestrecktem Bein in Itter und sah dafür die Rote Karte, was die Zuschauer auf den Rängen ausflippen ließ.

Mit wütenden Schimpftiraden begleiteten sie die Gästespieler und das Schiedsrichtergespann vom Platz, auch mancher Mitarbeiter der Spielvereinigung auf der Pressetribüne musste sich einiges anhören. Die Halbzeit kam dem Kleeblatt also gerade recht, weil sie dem Spiel die gerade aufgekommenen Emotionen nahm, was dem Favoriten natürlich half. Zudem wechselte Zorniger den gelbvorbelasteten Jung aus und brachte Maximilian Dietz.

In Überzahl versuchten die Fürther nach Wiederanpfiff, dem Spiel weiter jegliche Emotion zu nehmen und den Gegner laufen zu lassen. Das gelang ihnen auch sehr gut, in den ersten 20 Minuten des zweiten Durchgangs passierte nur sehr wenig. Der frühere Club-Angreifer Dominic Baumann schoss nach 64 Minuten weit am Tor von Jonas Urbig vorbei, direkt danach hatte Torschütze Sieb Feierabend. Seinen Platz im Angriff übernahm Lukas Petkov.

Der erste Auswärtssieg seit Anfang April

So laut die Fans auf den Rängen auch sangen, so sehr sie versuchten, ihre unterlegene Mannschaft zu pushen, die Fürther Führung geriet auch anschließend kaum in Gefahr. Mit jeder Minute, die von der Uhr lief, wurde eine kleine Pokalsensation unwahrscheinlicher. Eine Viertelstunde vor Schluss kombinierte sich das Kleeblatt schön durch, Lemperle aber vertändelte den Ball auf dem Weg zum Tor. Kurz darauf hatte der aus Köln geliehene Angreifer auch Feierabend, für ihn kam Dennis Srbeny zu einem unerwartet schnellen Comeback - und hatte in der 84. Minute das 0:2 auf dem Fuß, schoss aber nur den Torwart an.

Nachdem die Gäste es verpassten, das zweite Tor nachzulegen, blieb das Spiel unnötigerweise spannend. Das weckte auch die Fans auf den Rängen wieder auf, die drei Minuten vor Schluss sogar ausgelassen jubelten. Aus einer Fürther Ecke entstand ein Konter der Hallenser, den der eingewechselte Andor Jozsef Bolyki frei vor Urbig mit dem 1:1 abschloss. Doch der Linienrichter hatte schon beim Zuspiel von Henry Jon Crosthwaite die Fahne gehoben: Abseits. Glück für Fürth - das auch in der sechsminütigen Nachspielzeit weiter zittern musste, sich aber auch Chancen erspielte.

Robert Wagner traf aus der Distanz nochmal die Latte, Srbeny schoss Müller im Eins-gegen Eins kläglich an, doch um kurz vor Acht pfiff der Schiedsrichter ein letztes Mal und besiegelte den Fürther Sieg. Somit steht das Kleeblatt zum ersten Mal seit der Saison 2020/2021 wieder in der zweiten Pokalrunde - und gewinnt nebenbei auch noch das erste Auswärtsspiel seit dem 2:0 in Sandhausen. Am 9. April 2023.

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