Milena Slupina nervenstark

"Wettkampfbiest" aus Bernlohe ist wieder Weltmeisterin

Holger Peter

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30.10.2021, 20:49 Uhr
Das dritte WM-Gold: Milena Slupina ist die Freude deutlich anzusehen.

© Jens Körner, NN Das dritte WM-Gold: Milena Slupina ist die Freude deutlich anzusehen.

Ihr fränkischer Weltmeisterkollege Lukas Kohl aus Kirchehrenbach sollte recht behalten mit seiner Prognose: „Die Milena wird das gewinnen, sie ist ein richtiges Wettkampfbiest.“ Die 26-jährige Kunstradfahrerin vom TSV Bernlohe fasst das als Kompliment auf und bestätigt die These, obwohl sie wahrlich nichts "Biestiges" an sich hat. „Tatsächlich zeige ich in den wichtigsten Momenten meistens meine beste Leistung, auch weil ich vielleicht von Haus aus so ein gelassener Typ bin .“

In diesem Moment wusste sie es: Sie ist Weltmeisterin - und da verschmolz sie nochmals mit ihrem Fahrrad.

In diesem Moment wusste sie es: Sie ist Weltmeisterin - und da verschmolz sie nochmals mit ihrem Fahrrad. © Jens Körner, NN

Und wann hätte es wichtiger sein können als im Finale der Heim-WM im Stuttgart. Der Druck war groß auf die Titelverteidigerin, denn die vier Jahre jüngere Lara Füller hatte sich in dieser Saison als extrem hartnäckige Kontrahentin erwiesen. Die Schwäbin hatte nicht nur Heimvorteil in der Porsche Arena, sondern hatte Milena Slupina heuer gleich zweimal bezwungen: bei der Deutschen Meisterschaft und just am Vorabend des WM-Finales im Vorkampf.

Im Finale musste Lara Füller erneut vorlegen und gab der Favoritin eine harte Nuss zu knacken: Fast fehlerfrei spulte sie ihre Kür herunter, steigerte sich mit 182,96 Punkten gegenüber dem Vorkampf nochmals. „Ich wusste, ich durfte mir eigentlich keinen Fehler erlauben, dann wäre der Titel futsch gewesen“, sagt sie. Und dann musste sie gleich die erste Übung abbrechen und neu ansetzen. Das kostete zehn Sekunden, alle folgenden Übungen mussten nun „zackig“ und dennoch ruhig durchgezogen werden..

"Noch fokussierter als sonst"

Andere hätten vielleicht jetzt gehadert, aber nicht das „Wettkampfbiest“: „Ich war dadurch vielleicht noch fokussierter als eh schon.“ Wie ein Uhrwerk arbeitete sie ihr Programm mit 30 Übungen ab – zu zwei Songs von Rag’n’Bone Man. „Das sind so kraftvolle Songs, die pushen mich noch mal, wenn die Kräfte vielleicht doch mal nachlassen.“

194,56 Punkte standen am Ende auf dem Video-Würfel in Stuttgart; ein Wert, den noch nie eine Frau bei einer Weltmeisterschaft erreicht hat (ihr Weltrekord liegt bei 197,71). „Mega“ fand sie das. Im ersten Moment nach dem Ende der Kür sackte sie fast zusammen und schien ihr Rad zu umarmen, danach war ihrem Gesicht nur eines anzusehen: Erleichterung und Freude pur.

Und sichtlich machte es Milena Slupina große Freude, später beim Siegerinterview im Foyer im Minutentakt um Selfies oder Autogramme gebeten zu werden. „Manchmal wäre es schon schön, wenn wir in der Öffentlichkeit mehr wahrgenommen würden. Dabei geht es mir nicht um mich, sondern um diese wunderschöne Sportart. Fast alle, die das erste Mal bei uns zuschauen, sind begeistert.“ Aber viele würden Kunstradfahren gar nicht kennen.

Und weil ihr Sport eher ein Hobby „zum Geldausgeben und nicht zum Dazuverdienen“ ist, ist es auch nicht selbstverständlich für die mittlerweile dreifache Weltmeisterin, dass sie im besten Sportlerinnenalter noch weiter macht. „Ich habe nur bis Stuttgart geplant, jetzt fahre ich erstmals zum Relaxen in den Urlaub auf Fuerteventura und dann sehe ich weiter.“

Gewaltiges Pensum

Das sei eine ganz persönliche Abwägung: Seit sie zehn Jahre alt ist, dreht sich bei Milena Slupina alles ums Kunstradfahren. Seit dem Frühjahr 2018, in dem sie ihren Master in Maschinenbau machte, arbeitet sie Vollzeit als Ingenieurin in der Schwabacher Maschinenfabrik Niehoff. Und dann „nebenbei“ das umfangreiche Trainings-, Lehrgangs- und Wettkampfpensum unterzubringen, sei schon eine Herausforderung. Aber wer außer dem „Wettkampfbiest“ aus Bernlohe könnte auch die bestehen?

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