Warten auf den ersten Saisonsieg
Dramatisches Ende: Nürnberg Falcons verlieren 77:79 gegen die Tigers Tübingen
Sportredakteur
Robustheit. Seit Virgil Matthews das Amt des Cheftrainers bei den Nürnberg Falcons übernommen hat im Sommer 2023, hat er dieses Wort bestimmt mehrere Hundert Mal in den Mund genommen; gegenüber seinen Spielern natürlich, in Pressekonferenzen, in Gesprächen mit Journalisten. Hatten seine Basketballer in der vergangenen Saison eine Partie verloren, hatte es Matthews meistens an der "Toughness" gefehlt - körperlich wie geistig. Auch nach den Niederlagen gegen Quakenbrück und Crailsheim zu Beginn der neuen Spielzeit, ließ Nürnbergs Headcoach das Wort fallen, stellte aber auch fest: "Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht."
Am Sonntagnachmittag durften die Falcons beim Heimspiel gegen Bundesligaabsteiger Tübingen zeigen, dass sie immer besser verstehen, was ihr Trainer meint, wenn er von Robustheit spricht. Nach einer dramatischen Schlussphase stand dennoch eine 77:79 (23:21, 22:15, 15:25, 17:18)-Niederlage.
Center Leo Saffer fällt bei den Nürnberg Falcons kurzfristig verletzt aus
Einfacher waren die Voraussetzungen, das mit der Robustheit gegen die Tigers Tübingen umzusetzen, für die Falcons vor dem Sprungball nicht geworden. Mit Center Leo Saffer hatte sich kurzfristig der zumindest körperlich robusteste Spieler im Aufgebot verletzt abgemeldet. Und weil mit Positionskollege Damian Forrest, Nelson Okafor und Julius Wolf die verbliebenen Big Men relativ früh relativ fleißig Fouls sammelten, durfte man sich durchaus etwas Sorgen machen.
Erst wenige Wochen zuvor waren die Falcons noch in der Vorbereitung dem selben Gegner deutlich mit 55:82 unterlegen, durch einen Sieg gegen Aufstiegskandidat Trier zum Saisonauftakt hatten die Gäste ihre Favoritenrolle weiter gefestigt. Dass die Gastgeber trotzdem unbedingt den ersten Saisonsieg einfahren wollten, zeigte sich vor 1850 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Kia Metropol Arena früh.
Weil Tübingen zunächst nicht gut auf den Ball aufpasste, führte Nürnberg bald mit zehn Punkten Vorsprung, aber so leicht ließen sich die Tiger natürlich nicht schütteln. In einer ausgeglichenen, von vielen Ballverlusten und Schrittfehlern geprägten Partie waren es in der ersten Halbzeit vor allem die starken Wurfquoten von Tim Köpple und Wolf, die dafür sorgten, dass zur Pause ein 45:36 auf dem Videowürfel stand.
Julius Wolf schimpft, muss zuschauen und trifft dann doch wieder
Die ersten Widerstände hatten die Falcons gut weggesteckt, aber körperliche und geistige Robustheit waren erst nach dem Seitenwechsel so richtig gefragt. Nach nur einer Minute kassierte mit Gabriel Kalscheur Nürnbergs talentiertester Offensivspieler sein viertes Foul und konnte in der Folge lange nur zuschauen, gleiches galt bald für den starken Wolf, der sich über eine Entscheidung der Schiedsrichter zu laut beschwerte.
Noch mehr als über die Unparteiischen mussten sich die Falcons aber über sich selbst ärgern. Durch zahlreiche Turnover brachten sie die Gäste überhaupt erst so richtig ins Spiel, am Ende waren es 28 - normalerweise zu viele, um in der zweiten Bundesliga oder überhaupt ein Basketballspiel zu gewinnen. Das war umso ärgerlicher aus Nürnberger Sicht, weil es Tübingen lange Zeit nicht verstand, die immer kürzer werdende Rotation der Gastgeber auszunutzen. Weil sich die Falcons nicht aufgaben und der wütende Wolf einen wilden Dreier traf, hatte Matthews Mannschaft noch bis in die Schlusssekunden die Chance auf den ersten Saisonsieg. Dann traf Marvin Heckel direkt ins Nürnberger Herz. Das letzte Bisschen Robustheit fehlt noch.
Nürnberg: Wolf 19 Punkte, Köpple 17, Monteroso 17, Forrest 10, Feneberg 5, Kalscheur 5, Okafor 4, Stoiber, Eckert.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen