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Vor dem DEL-Start: Warum sich Patrick Reimer eine Eintrittskarte besorgen sollte

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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14.9.2023, 15:00 Uhr
Wiedersehen in Köln: Jan Luca Sennhenn und Dane Fox lassen es am Freitag wieder krachen.

© Eibner-Pressefoto, Imago Images Wiedersehen in Köln: Jan Luca Sennhenn und Dane Fox lassen es am Freitag wieder krachen.

Im Mai hatte Eishockey in Deutschland maximale Aufmerksamkeit, wie viel ist davon noch übrig?

Deutschland stand in diesem Jahr schon einmal in einem WM-Finale, im Gegensatz zum Basketball führte die Euphorie um die Silbermannschaft nicht sofort in volle Arenen. Zumindest in Köln aber scheint die Begeisterung den Sommer überdauert zu haben. Die Ice Tigers dürfen am Freitag (19.30 Uhr) in einer vollen KölnArena in ihre 30. Spielzeit in der Deutschen Eishockey Liga starten. Ansonsten versucht die DEL mit guten Nachrichten Vorfreude zu generieren: mehr Umsatz, mehr Zuschauer – live vor Ort und an den Bildschirmen. „Wir haben so viele Zuschauer wie Basketball und Handball zusammen“, sagte Gernot Tripcke, seit 23 Jahren Geschäftsführer der DEL, zum Start – wohl auch, um die Menschen daran zu erinnern, wer in Deutschland die wahre Nummer zwei zu sein scheint.

Wer wird Meister?

Laut Christian Winkler ist diese Frage nicht zu beantworten. „Wahrscheinlich könnte man zehn, zwölf, 13 oder 14 Mannschaften aufzählen.“ Als Manager des EHC Red Bull München lässt sich das leicht behaupten. München tritt als Titelverteidiger mit einer nur auf zwei Positionen entscheidend veränderten Mannschaft an: Mit Adam Almqvist kommt ein schwedischer Verteidiger, wie ihn sich nur wenige DEL-Klubs leisten können, und der Ex-Bundestrainer Toni Söderholm ersetzt Don Jackson, der im Alter von 66 Jahren nach dem neunten Meistertitel doch beschlossen hatte, auch anderen eine Chance lassen zu wollen. Können also tatsächlich 14 Teams Meister werden? Nein. Augsburg wurde Ende April davon überrascht, doch nicht in die DEL2 absteigen zu müssen. Und auch in Iserlohn strebt man zunächst den Klassenverbleib an. Alle anderen spekulieren zumindest auf eine Playoff-Teilnahme und da ist alle möglich. Auch wenn neun Jahre vergangen sind, seitdem der ERC Ingolstadt das bewiesen hat. Alles andere als ein Sieg im letzten Saisonspiel würde in München, Mannheim und neuerdings auch in Ingolstadt, Wolfsburg und Köln als Enttäuschung angesehen werden.

Und die Ice Tigers?

Tom Rowe hatte einen Meistertitel für Nürnberg in Aussicht gestellt – am Mikrofon, vor einer vollen Fankurve. Immerhin drei Jahre hatte er seinem Arbeitgeber dafür Zeit gegeben – Sportdirektor Stefan Ustorf und Geschäftsführer Wolfgang Gastner freuen sich sicher darüber, dass sie regelmäßig an die Prognose ihres Cheftrainer erinnert werden. Wirtschaftlich entwickelt sich der Klub weiterhin solide, aber auch nicht so, dass Ustorf auf dem Spielermarkt wie der Manager eines arabischen Fußball-Erstligisten auftreten könnte. Die schlaue Verpflichtung des Schweden Ludwig Byström war nur möglich, weil Patrick Reimer zum ersten Mal seit elf Jahren nicht mehr auf der Gehaltsliste steht. Es bleibt ein Dilemma: Je besser Ustorf verpflichtet, je besser der Plan aufgeht, jungen Spielern nicht nur Eiszeit, sondern auch Verantwortung zu geben, desto unwahrscheinlicher ist es, den Erfolg nachhaltig von Saison zu Saison zu steigern.

Auf was und wen darf man sich freuen?

Mannheim hat mit Tom Kühnhackl einen Star in die Liga geholt, der nicht wie ein Star spielen muss, um seine neue Mannschaft erfolgreich zu machen. Köln hat ausschließlich prominent eingekauft. In Wolfsburg, seit zehn Jahren der erfolgreichste Klub ohne Titel, spricht man erstmals vom Titel. Und Ingolstadt will man als Vorjahresfinalist auch mehr. Die Ambitionen der Spitzenklubs machen schon die lange Punkterunde spannend. In Nürnberg kann man sich auf die Entwicklung der Sturmreihe Lobach/Leonhardt/Hede freuen, die schon in der letzten Saison dominant, aber noch nicht effizient war. Zudem haben Evan Barratt und Charlie Gerard schon in der Vorbereitung angedeutet, dass man dem nach Köln weitergezogenen Gregor MacLeod nicht lange wird nachtrauern müssen.

Aber in ARD und ZDF ist das wieder nicht zu sehen?

Nein, auch im Dritten, beim RTL oder auf Sat1 nicht – und wenn doch nur zufällig. Anders als die Kollegen von Hand- und Basketball ist die DEL ihrem Streaming-Dienst treu geblieben. Auf Magentasport werden von diesem Donnerstag an alle 392 Partien und die Playoffs zu sehen sein.

Und sonst?

Am Sonntag, 19 Uhr, werden die Ice Tigers erstmals in der Arena Nürnberger Versicherung zu sehen sein. Am Freitag, den 22. September, wird die Arena erstmals voll werden, Patrick Reimer sollte sich rechtzeitig um ein Ticket kümmern, damit er dabei ist, wenn sein Trikot unters Arena-Dach gezogen wird. Zudem heißt es, dass die Ice Tigers mit dem niedrigsten Spieler-Etat in die Saison gehen, nach Iserlohn und Berlin mit der drittjüngsten Mannschaft (25,9 Jahre im Schnitt) und mit den wenigsten Zugängen (7).

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