
3:5 in Ingolstadt
Viel Kampf , aber auch viele Strafen: Ice Tigers vergeben in Spiel fünf eine große Chance
Als direkt vor ihm zwei Schiedsrichter die Zähne ihres Kollegen einsammelten, wusste Ulf Meisel, dass er gebraucht wurde. In den vier Spielen zuvor hatte die Serie zwischen dem Ersten und dem Achten der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nahezu alles geboten, was der Sport in den Playoffs zu bieten hat - zuletzt ein hässliches Foul, die Gehirnerschütterung eines Ausnahmespielers und die Sperre des Verursachers. Dass ein Schiedsrichter im Gesicht von einem Puck getroffen wurde, war hingegen neu.
Anders als seine Kollegen am Sonntag vor dem Nürnberger Siegtreffer zum 3:2 pfiff André Schrader noch klar vernehmlich ab, ehe er mit blutendem Mund vom Eis ging. Die Zähne kamen gleichzeitig mit Meisel in der Kabine an, der nicht nur der größte Fan der Nürnberg Ice Tigers ist, sondern auch deren Team-Zahnarzt. Meisel kann aber nicht zaubern, weshalb Schraders Kollege Christoph Schadewaldt das Spiel 39 Minuten lang alleine pfeifen musste. Und, nein, das war keine leichte Aufgabe.
Acht Tore, vier Videostudien und eine Spieldauerdisziplinarstrafe später hatten die Ice Tigers dieses erneut dramatische Spiel fünf mit 3:5 (0:0, 2:3, 1:2) verloren. Am Freitag (19.30 Uhr) hat der ERC Ingolstadt in der längst ausverkauften Arena Nürnberger Versicherung die Chance ins Halbfinale einzuziehen.
Mitch O‘Keefe muss die Nürnberg Ice Tigers neu aufstellen
Als sich die Ice Tigers am Mittwoch vor der Arena in Nürnberg trafen, fehlten zwei wichtige Spieler. Es heißt, dass es nicht einfach war, Evan Barratt davon abzuhalten, in den Bus nach Ingolstadt zu steigen. Marcus Weber hatte hingegen Besseres vor, die Frau des Kapitäns wurde hochschwanger ins Krankenhaus gebracht. Ohne den unerschrockenen Antreiber und den erfahrenen Verteidiger war Mitch O‘Keefe zum ersten Mal seit langer Zeit zu Umstellungen gezwungen. Mark Rassell rückte erstmals ins Aufgebot, Samuel Dove-McFalls übernahm Barratts Platz in der Paradereihe. Dass Mark French auf der anderen Seite seine Reihen ebenfalls durchwürfelte, lässt darauf schließen, dass der „DEL-Trainer des Jahres“ in den ersten vier Spielen das Vertrauen in seine in der Punkterunde so souveräne Mannschaft verloren hat.
Und vielleicht waren es die Umstellungen, die zu einer weiteren Kuriosität in dieser Serie führten. In den ersten 20 Minuten spielten beide Mannschaften einfach nur konzentriert Eishockey. Zum ersten Mal in Ingolstadt fiel in einem Drittel kein Tor - auch weil sich die Gäste ganz seriös darauf konzentrierten, den Puck immer wieder zu klären und die Räume vor ihrem Torhüter möglichst eng zu halten. Offensiv begann das Spiel für die Ice Tigers mit dem Bully zum zweiten Drittel.
Eugen Alanov fährt das Knie zu weit aus
Alleine in den ersten fünf Minuten hatten hatten Cole Maier (dreimal), Charlie Gerard (zweimal), Hayden Shaw und Rassell Riesenchancen. Ingolstadts Mat Bodie lenkte den Puck zudem mit dem Schlitschuh an den eigenen Pfosten. Weil Shaw (21. Minute) und Maier (25.) ihre Möglichkeiten nutzten, war es zu verkraften, dass zwischendurch Johannes Krauß für den ERC Ingolstadt traf (23.). In dieser Phase wankten die Panther. Mit dem 2:2 durch Wojciech Stachowiak (28.) - der Nationalspieler schoss den liegenden Leon Hungerecker von hinter der Torlinie an - schien die Partie aber zu kippen. Vor allem, weil Eugen Alanov beim Versuch den Puck mit dem Schlittschuh zu kicken, das Knie von Daniel Pietta mitnahm. Kniecheck - anders als Morgan Ellis am Sonntag nach dem Check gegen Barratts Kopf wurde der Nürnberger nach Videobeweis zum Duschen geschickt (29.). Die fünfminütige Unterzahl verteidigten die Ice Tigers danach allerdings souverän.
So hätten auch diese 20 Minuten gerecht mit einem Remis enden können. Nach Leon Hüttls Schlenzer aber schlug der Puck für Hungerecker nicht zu sehen, im Toreck ein (40.).
Auch Charlie Gerard blutet
Ohne Alanov musste O‘Keefe erneut umstellen, natürlich wirkte sich das auf die Offensivbemühungen aus. Lukas Ribarik kam zu ersten Wechseln und Schadewaldt bekam mit Roman Gofman einen Ersatzschiedsrichter an die Seite gestellt. Hungerecker hielt die Ice Tigers mit einer Glanzparade gegen Abbott Girduckis im Spiel (52.). Sein Reflex mit der Fanghand hätte das Signal zur abermaligen Aufholjagd werden können, doch dann schlenzte Hüttl die Scheibe erneut aufs Tor und vorbei an Hungerecker (53.). Aber erneut waren die Ice Tigers nicht besiegt: Nachdem Owen Headrick den Puck akrobatisch im Drittel gehalten hatte, arbeiteten ihn die Ice Tigers ins Tor - am Ende war es, wie am Sonntag, der 37 Jahre alte Verteidiger Constantin Braun (54.).
Nach einem hohen Stock ins Gesicht von Gerard hätten die Ice Tigers die nächsten vier Minuten im Power-Play verbringen dürfen. Ryan Stoa beendete das Überzahlspiel nach 40 Sekunden durch einen Stockschlag (56.). Von dieser Dummheit erholten sie sich nicht mehr.
Nürnberg: Hungerecker; Headrick/Karrer, Shaw/Braun, Haiskanen/Böttner - McKenna/Graber/Dove-McFalls, Heigl/Stoa/Kechter, Gerard/Maier/Alanov, Ustorf/Eham/Rassell. - Tore: 0:1 Shaw (20:47), 1:1 J. Krauß (22:02), 1:2 Maier (24:43), 2:2 Stachowiak (27:21), 3:2 Hüttl (39:21), 4:2 Hüttl (52:46), 4:3 Braun (53:43/5-4), 5:3 Simpson (56:24). - Schiedsrichter: Schrader (bis 13.)/Schadewaldt/Gofman (ab 43.). - Zuschauer: 4815 (ausverkauft). - Strafminuten: 14 - 15 plus Spieldauer (Alanov).
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