3:2 gegen Frankfurt

Treutle leidet, Gerard trifft und die Ice Tigers steigern sich zu einem Sieg gegen die Löwen

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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24.11.2024, 21:45 Uhr
Geht doch, Nürnberg Ice Tigers: Cole Maier, Owen Headrick und Evan Barratt bejubeln den Ausgleich gegen die Löwen Frankfurt.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn Geht doch, Nürnberg Ice Tigers: Cole Maier, Owen Headrick und Evan Barratt bejubeln den Ausgleich gegen die Löwen Frankfurt.

Mit Sicherheit lässt sich das nicht behaupten. Aber es ist schon sehr wahrscheinlich, dass sich am Sonntagabend unter 4123 Zuschauern Menschen befanden, die schon den Freitagabend auf dem selben Klappsitz verbracht hatten, die am selben Fleck Beton gestanden waren und die sich dabei über die Mannschaft gewundert hatten, in deren Unterhaltungswert sie Zeit und Geld und Liebe investieren. Sie alle hatten Spieler gesehen, die von der Hartnäckigkeit ihrer Gegner überrascht waren, mit den eigenen Aufgaben überfordert und die, das war wirklich überraschend, als sich dieses 3:7 gegen Schwenningen gerade erst angedeutet hatte, aufgaben. Knapp 48 Stunden später war von dieser Mannschaft nichts mehr zu sehen.

Gegen die Löwen Frankfurt setzten die Nürnberg Ice Tigers ihren erfreulichen Entwicklungsprozess wieder fort. Als hätte es diese seltsame und dabei angemessen hohe Heimniederlage gegen einen direkten Konkurrenten niemals gegeben, widmete sich die Mannschaft von Mitch O‘Keefe wieder ihrem kompromisslosen Spiel, das einen Querpass nur in Ausnahmefällen zulässt. In Erinnerung aber wird das 19. von den 52 Spielen der Saison 2024/2025 bleiben, weil Niklas Treutle den Ice Tigers unter Schmerzen zwei Punkte gesichert hat.

Zu einem Sieg nach 60 Minuten reichte die Leistungssteigerung noch nicht. Beim 3:2 (2:1, 0:0, 0:1, 1:0) nach Verlängerung nahm der Offensivdrang der Ice Tigers von Drittel zu Drittel ab, die Angriffsbemühungen der Löwen Frankfurt hingegen zu. In der Verlängerung sorgte Charlie Gerard für die späte Entscheidung in diesem weiteren Spiel gegen einen direkten Konkurrenten um einen sicheren Platz in den Playoffs.

Zurück im Tor der Nürnberg Ice Tigers: Niklas Treutle

Daniel Allavena nahm dazu auf der Bank Platz. Der Torhüter, offiziell erst am Donnerstag verpflichtet, war am Freitag alleine gelassen worden. "Das war nicht fair", stellte Mitch O‘Keefe, selbst einst Torhüter, nach dem 3:7 fest. Fair schien es auch nicht, dass der 25-Jährige am Sonntag Niklas Treutle weichen musste. Tatsächlich war die Rückkehr des 33-Jährigen geplant gewesen - nur ob sie auch möglich war, hatte sich erst am Vormittag entschieden. Seine Leistenbeschwerden ließen einen Einsatz offenbar zu. Schmerzfrei wirkte Treutle nicht, geschmeidig auch nicht, allerdings nur in den vielen Spielunterbrechungen. Wenn der Torhüter gefordert wurde, waren seine Probleme nicht einmal zu erahnen. Im ersten Drittel wurde er allerdings auch kaum gefordert. Vor dem plötzlichen 0:1 hatte Marcus Weber den Puck tief im eigenen Drittel hergegeben. Zwei schnelle Pässe später lag er im Tor (10. Minute).

Mit viel Energie setzten die Ice Tigers ihre Wiedergutmachungsmission fort. Unter Druck erlaubte sich Reid McNeill einen Cross-Check zu viel. Im Power-Play führten Owen Headrick und Evan Barratt ihre Klasse vor: Cole Maier profitierte von der perfekten Vorbereitung (16.). So ging es kurz vor Drittelende auch Will Graber. Jeremy McKenna hielt einen Frankfurter Angriff auf, brachte Barratt clever ins Spiel und Graber schloss die Kombination am langen Pfosten ab (20.). Soweit das Vergnügen, danach begann die Arbeit.

Glück für den finnischen Weltmeister

In den zweiten Spielabschnitt starteten die Gäste aggressiver. Treutle wurde von seinen Kollegen aber sehr viel besser verteidigt als Allavena zwei Tage zuvor. Nach einer Kreativpause näherte sich der Puck auch wieder finnischen Weltmeister im Frankfurter Tor. Einmal verpasste Graber am langen Pfosten (34.), einmal hörte Jussi Olkinuora einen Schlenzer von Julius erst neben sich am Innenpfosten aufschlagen (36.).

Die Verbissenheit, mit der die Zweikämpfe auch im Schlussdrittel geführt wurden, machte das Spiel nicht attraktiver. O‘Keefe wird damit zufrieden gewesen sein und auch mit einem souveränen Unterzahlspiel, nachdem alleine Schiedsrichter Roman Gofman einen Stockschlag von Cody Haiskanen gesehen hatte. Einen seltenen Stellungsfehler von Headrick bügelte Treutle gegen Chris Wilkie (48.) aus. Danach litt er zusehends. Treutle wurde von Maksim Matushkin über den Haufen gefahren (53.). Danach erkundigte sich Gofman immerhin, während sich Treutle auf seine Kelle stützte. Auch nach Wilkies Schuss hechtete Treutle noch, allerdings vergeblich (54.). In der Verlängerung vergaben die Ice Tigers dann mit großer Spielfreude auch die besten Gelegenheiten. Bis Gerard alleine auf den Weltmeister zulief. Treutle war nicht der letzte Nürnberger, der ihm inmitten der Jubeltraube zum Siegtreffer gratulierte.

Nürnberg: Treutle; Headrick/Weber, Haiskanen/Braun, Böttner/Karrer - McKenna/Graber/Barratt, Gerard/Maier/Stoa, Ustorf/Dove-McFalls/Alanov, Eham/Kechter/Heigl, Ribarik. - Tore: 0:1 Bokk (9:28), 1:1 Maier (15:07/5-4), 2:1 Graber (19:02), 2:2 Wilkie (53:54), 3:2 Gerard (63:55). - Schiedsrichter: Gofman/Schadewaldt. - Zuschauer: 4123. - Strafminuten: 6 - 6.

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