
4:5 in Ingolstadt
So nah dran: Ice Tigers sparen sich den ersten Sieg fürs heutige Heimspiel auf
Liebe Freunde. Der Abend in Ingolstadt begann freundlich, wenngleich Hannes, der Stadionsprecher, natürlich die Freunde der Panther ansprach. Liebe Freunde - und dann zählte Hannes noch einmal auf, wer da an diesem Abend in der Mehrzweckhalle am Ring auftrat: die meisten Punkte, die meisten Tore, das beste Team der Liga, die besten Fans. Und so ganz nebenbei machte er damit noch einmal allen klar, was in dieser ersten Viertelfinalpartie gegen Nürnberg auf dem Spiel stand. Gewinnen sollte der Erste der Punkterunde gegen den Achten natürlich, vor allem nicht verlieren.
Das gelang den Ingolstadt Panthern dann auch. Beim 4:5 (0:2, 4:0, 2:0, 0:1) nach Verlängerung nutzten sie den Heimvorteil, den sie sich in den 52 Spielen zuvor erarbeitet hatten. Aber im ersten und dritten Drittel war auch sehr offensichtlich, wie groß der Druck ist, der auf dieser Mannschaft lastet. Und es war auch zu sehen, wie groß die Chance für die Nürnberg Ice Tigers ist, den Favoriten nicht nur zu ärgern, sondern in dieser maximal sieben Begegnungen andauernden Viertelfinalserie auch zu besiegen. In die zweite Aufführung am Dienstag (19 Uhr) in der Arena Nürnberger Versicherung darf die Mannschaft von Cheftrainer Mitch O‘Keefe mit großem Selbstvertrauen starten.
Der klassische Ice Tigers-Treffer zum 2:0
Dass Ingolstadt vorgelegt hat, ist keine Überraschung. Das war genau so zu erwarten, deshalb wird diese lange Punkterunde von September bis März ausgespielt. Nach einem nahezu perfekten ersten Drittel schien jedoch sehr viel mehr möglich zu sein für die Gäste aus Mittelfranken. Nach der kurzen, aber maximal intensiven Serie gegen Schwenningen prallten die ersten heftigen Ingolstädter Checks wirkungslos an den Ice Tigers ab, die gleich ihre zweite Chance nutzten: Ryan Stoa hatte die Führung noch verpasst, Roman Kechter aber stocherte den Puck unter Ingolstadts Torhüter Christian Heljanko hervor, Eugen Alanov staubte ordentlich ab (7.). Nürnbergs 2:0 war ein klassischer Ice Tigers-Treffer: Will Graber schien die Scheibe im Angriffsdrittel bereits verloren zu haben, der Gegenangriff wurde aber sofort gedankenschnell unterbunden - und am Ende stand Jeremy McKenna am langen Pfosten (9.).
Aus gnadenloser Effizienz erwuchs danach großer Druck. Selbst Nürnbergs vierte Reihe zog ein Power-Play auf, ohne dass ein Ingolstädter auf der Strafbank saß. Den Ice Tigers schien alles zu gelingen, selbst das erste Unterzahlspiel nach sehr einem offensichtlichen Foul von Roman Kechter überstanden sie souverän. "Die beste Mannschaft der Liga" reagierte nervös und gereizt. Auch in den Playoffs dauern Eishockeyspiele aber nicht nur 20 Minuten.
Wie einst in Meribel bleibt der Puck auf der Linie liegen
Dabei starteten die Ice Tigers auch ins zweite Drittel noch souverän. Einen Schuss von Charlie Gerard konnte der finnische Torhüter nicht festhalten (21.), der Puck trudelte in Richtung Tor und blieb wie einst nach Peter Draisaitls olympischem Penalty 1992 in Meribel auf der roten Linie liegen. Im Fanblock dahinter entschied danach der Vorsänger, dass etwas passieren müsse. "LEUTE, es sind Playoffs, wir brauchen Euch jetzt", brüllte er in sein Megaphon. Und weil er auf seiner Kanzel mit dem Rücken zur Eisfläche stand, sah er nicht, wie Austen Keating den Puck ins Nürnberger Tor arbeitete (24.). Der Anschlusstreffer gegen Nürnbergs vierte Angriffsreihe veränderte die Statik.
Wenig später schickte Mitch O‘Keefe bei einem Bully vor dem eigenen Tor im letzten Moment wieder seine jüngsten Stürmer aufs Eis. Das Anspiel ging an Ingolstadt - von der blauen Linie traf Morgan Ellis (26.). Und genau so ging es weiter. Nürnberg überstand eine weitere Unterzahl, Constantin Braun aber ließ sich im Zweikampf von Abbott Girduckis bezwingen und Torhüter Leon Hungerecker mit einem Schuss aufs kurze Eck (31.). Ohne Kontrolle über den Gegner kassierten die Ice Tigers auch noch das 2:4 in Unterzahl durch Wayne Simpson (38.). Mit dem Drittelende aber packte Julius Karrer noch einen mächtigen Check aus, der sagen sollte: Noch ist das hier nicht vorbei.
Sudden death durch Nationalspieler Stachowiak
In der Kabine hatten die Ice Tigers diese misslungenen 20 Minuten vergessen. Im Power-Play nahm sich Evan Barratt Zeit, um das lange Toreck anzuvisieren und den Puck genau dorthin zu schießen (52.). Und plötzlich schienen die Panther den Druck wieder zu spüren. Den Pass von Samuel Dove-McFalls verwertete Gerard eiskalt am kurzen Pfosten (53.). Verlängerung.
In die Overtime starteten die Gäste in Unterzahl, die Panther drängten sie auch danach lange ins eigene Drittel. Die Chance zum Sieg bot sich nach einem Ingolstädter Stockschlag. Im Power-Play aber leisteten sich die Ice Tigers zu viele Ungenauigkeiten - letztlich eine zu viel. Wojciech Stachowiak nutzte einen Konter eiskalt aus (67.). Am Dienstag, liebe Freunde, geht es weiter.
Nürnberg: Hungerecker; Braun/Shaw, Karrer/Headrick, Weber/Haiskanen, Böttner - Dove-McFalls/Maier/Gerard, Kechter/Stoa/Alanov, Barratt/Graber/McKenna, Ribarik/Eham/Heigl. - Tore: 0:1 Alanov (6:07), 0:2 McKenna (8:01), 1:2 Keating (23:54), 2:2 Ellis (25:46), 3:2 Girduckis (30:42), 4:2 Simpson (37:40/4-3), 4:3 Barratt (51:59/5-4), 4:4 Gerard (52:56). - Schiedsrichter: Gofman/Schrader. - Zuschauer: 4815.- Strafminuten: 10 - 14.
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