Cole Maier musste für das 3:1 nur den Schläger hinhalten - allerdings schreibt sich das viel leichter, wenn man nicht gerade von Mirko Höfflin bedrängt wird.
© Sportfoto Zink / Thomas Hahn
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Cole Maier musste für das 3:1 nur den Schläger hinhalten - allerdings schreibt sich das viel leichter, wenn man nicht gerade von Mirko Höfflin bedrängt wird.

4:3 gegen Schwenningen

Konzentriert, leidenschaftlich - so gehen Playoffs: Ice Tigers legen gegen Wild Wings vor

Auf der anderen Seite war der Puck dem Schwenninger Tor bereits mehrmals sehr nahe gekommen, da stand Brett Ritchie aus Orangeville, Ontario, plötzlich ganz alleine am kurzen Pfosten des Nürnberger Tors. Und wahrscheinlich stand er dem Tor sogar zu nahe, sein Schuss wäre vielleicht auf der richtigen Seite des langen Pfosten vorbeigesegelt. Leon Hungerecker aber unterbrach den Flug, von der Fanghand des Torhüters eierte die Scheibe ins Tor. Auf den Rängen dürften sich nicht wenige Zuschauern gedacht haben, ach ja, so war das mit den Ice Tigers und den Playoffs.

Und dann kam doch alles ganz anders.

Unerklärliche Leistungseinbrüche im März, eingebildete und tatsächliche Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern, fehlender Mut, zu viel Übermut, Skandale in Wolfsburg, Skandale in Mannheim, Tragödien in Wolfsburg und Mannheim - von den oftmals traumatischen Playoff-Erfahrungen voriger Jahrgänge schien diese Mannschaft ohnehin unbeeindruckt zu sein. Das 4:3 (2:1, 2:2, 0:0) im ersten Spiel der kurzen ersten Playoff-Runde gegen die Schwenninger Wild Wings war jedenfalls das beste Beispiel für das clevere Eishockey, das Mitch O‘Keefe diese Mannschaft spielen lässt. Allerdings bedeutet das nur wenig für Spiel zwei am Dienstag (19.30 Uhr/MagentaSport) in Schwenningen. Die Wild Wings hinterließen ebenfalls einen starken Eindruck.

Ryan Stoa gleicht schnell für die Nürnberg Ice Tigers aus

Vor genau drei Wochen hatten sich diese beiden Mannschaften zuletzt gegenübergestanden. Vor allem im ersten Drittel hatte es da in Schwenningen ordentlich gekracht, am Ende gewann Nürnberg 2:0. Ganz so brutal und gefährlich wie im Schwarzwald entwickelte sich das erste Playoff-Spiel nicht. Die ungleich erfahreneren Gäste aber wussten, wie lange Schiedsrichter über Cross-Checks im Vorbeifahren hinwegsehen. Die Ice Tigers versuchten dagegen zu halten, das geriet ihnen nur nicht immer so clever. Jake Ustorf musste gleich im ersten Drittel zweimal auf die Strafbank, in der ersten Unterzahlsituation traf Ritchie vom kurzen Pfosten aus (7. Minute).

Eine Qualität der Ice Tigers war es aber an diesem Abend, unbeirrt weiterzumachen. Ryan Stoa glich den Rückstand nur 29 Sekunden später aus (8.). Owen Headrick machte in einem ausgeglichenen ersten Drittel den Unterschied, mit seinem dynamischen Antritt nutzte der Verteidiger den Platz, der sich ihm an der blauen Linie bot. Headrick verzögerte, bis Joacim Eriksson, Schwenningens bestens beleumundeter Torhüter, reagierte - und traf (17.).

Cole Maier wird rechtzeitig fit - und trifft prompt

Ihre stärksten Aktionen aber hatten die Ice Tigers nach dem ersten Seitenwechsel. Aus einer Phase, in der sich kaum einen geordneten Schwenninger Aufbau zuließen, resultierte das 3:1 - Cole Maier musste nach einer schönen Kombination über Charlie Gerard und Samuel Dove-McFalls nur den Schläger hinhalten. Maier war rechtzeitig wieder einsatzfähig, Mitch O‘Keefe hatte die volle Auswahl. Schwenningens Steve Walker hingegen musste auf die Verteidiger Will Weber und Thomas Larkin verzichten.

Die Gastgeber hatten das Spiel unter Kontrolle, bis sie es sich selbst schwermachten. Hayden Shaws verunglückten Aufbaupass nutzte Zach Senyshyn zum Anschlusstreffer (34.). 43 Sekunden später erhöhte Cody Haiskanen wieder auf 4:2 (35.). Und diesmal reagierte die Mannschaft aus dem Schwarzwald. Nur 15 Sekunden traf Alexander Karachun (35.), wunderbar freigespielt von Kyle Platzer.

Herausragend an diesem Sonntag: Cody Haiskanen

Nach dem zweiten Seitenwechsel änderte sich so das Spiel erneut: Schwenningen drückte, Nürnberg hatte die besseren Chancen. Der herausragende Haiskanen traf die Unterkante der Latte (48.), Gerard brachte den Puck gleich mehrmals nicht im Tor unter. Und Ryan Stoa scheiterte daran, den Puck in jenes Tor zu schießen (59.), das Eriksson kurz zuvor verlassen hatte.

Es wurde also noch einmal maximal spannend vor dem Hoheitsgebiet von Leon Hungerecker. Der Torhüter aber hatte sich nach dem kleinen Fehlgriff wieder in seine gewohnt souveräne Form gesteigert. Playoffs in Nürnberg? Können also auch Spaß machen. Mit einem Sieg am Dienstag können die Ice Tigers bereits vorzeitig ins Viertelfinale einziehen.

Nürnberg: Hungerecker; Haiskanen/Weber, Shaw/Braun, Headrick/Karrer, Böttner - McKenna/Graber/Barratt, Gerard/Maier/dove-McFalls, Alanov/Stoa/Kechter, Heigl/Eham/Ustorf. - Tore: 0:1 Ritchie (6:44/5-4), 1:1 Stoa (7:13), 2:1 Headrick (16:56), 3:1 Maier (27:32), 3:2 Senyshyn (33:21), 4:2 Haiskanen (34:04/6-5), 4:3 Karachun (34:19). - Schiedsrichter: MacFarlane/Rohatsch. - Zuschauer: 7144. - Strafminuten: 8 - 6.

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