4:1 gegen Augsburg

Erstaunlich souverän: Der erste Heimsieg der Ice Tigers macht schon Lust auf mehr

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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22.9.2024, 19:00 Uhr
Noch nicht zu sehen: Roman Gofman, der Schiedsrichter, der kurz darauf feststellen wird, dass Jeremy McKennas Schuss noch über die Torlinie trudelt.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn Noch nicht zu sehen: Roman Gofman, der Schiedsrichter, der kurz darauf feststellen wird, dass Jeremy McKennas Schuss noch über die Torlinie trudelt.

Roman Gofman kam der schwarzen Hartgummischeibe so nahe, wie man ihr als Schiedsrichter eines Eishockeyspiels gerade so kommen sollte. Der Russe stand nach einem vielversprechenden, aber wohl doch nicht erfolgreichen Gegenangriff der Nürnberg Ice Tigers hinter dem Augsburger Tor. Gofman aber ahnte etwas. Und als der Puck doch noch knapp über die Linie trudelte, deutete er auf die Scheibe und sofort an, dass er sich das noch einmal anschauen wolle. Dazu brauchte er erstaunlich lange, dafür wurde er nach seinem ersten Kurzreferat bejubelt – erst von der Nürnberger Bank, dann vom Großteil der 5043 Zuschauern in der Arena.

Kritische Entscheidungen müssen die Schiedsrichter der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) neuerdings erklären und zwar nicht nur der Zeitnahme, sondern allen Besuchern. Das ist nicht nur für die Unparteiischen ungewohnt. Mit Lautstärke hat man in der Nürnberger Arena eher keine Probleme, ganz im Gegenteil. Gofmans Durchsage aber war kaum zu verstehen, die Spieler bekamen immerhin mit, dass der Puck die Torlinie in vollem Umfang überquert und Jeremy McKenna so sein erstes Tor in der DEL erzielt hatte. Es war der eigentliche Beginn eines erstaunlichen Abends – für die McKenna, die Ice Tigers und die Augsburger Panther.

Die Nürnberg Ice Tigers starten konzentriert und zielstrebig

Denn wirklich zu erwarten war dieses 4:1 (1:0, 2:0, 1:1) nicht unbedingt. Nürnberg hatte nach einer kurzen Playoff-Teilnahme wichtige Spieler verloren, Augsburg nach einem weiteren sportlichen Abstieg sehr viele neue interessante Spieler hinzugewonnen. Und zwischendurch hatte auch vielversprechend ausgesehen, was die beinahe komplett neu zusammengestellte Mannschaft zum Saisonauftakt gegen Ingolstadt gezeigt hatte. Vor allem Strauss Mann, der neue Torhüter, brillierte und sicherte ein 3:2 nach Verlängerung. Einen Abend später verloren die Ice Tigers wiederum ihre erste Partie: nach vielen vergebenen Chancen mit 2:3 in Frankfurt. Das hätte das Selbstbewusstsein bereits erschüttern können. Hätte, hätte,... Sie wissen schon.

Mit seiner ernsten Art hatte Mitch O‘Keefe offenbar genau die richtigen Worte nach seiner unglücklichen DEL-Premiere gefunden. Die Ice Tigers begannen mit klarem, einfachen und, anders als in Frankfurt, zielstrebigen Eishockey. Charlie Gerard (2. Minute), Julius Karrer (4.) und Roman Kechter (5.) waren bereits aussichtsreich gescheitert, als sich McKenna auf den Weg machte. Der Kanadier hatte sich in der Vorbereitung noch zurückgehalten und wer weiß schon, was passiert wäre, wenn ein Augsburger Verteidiger den Puck doch noch von der Linie gekratzt hätte. So aber begann McKenna sein zweites Drittel vor eigenem Publikum, indem er am langen Pfosten nach einem Schuss von Evan Barratt zum 2:0 abstaubte (21.). Bis dahin hatten sich die Gäste alleine auf Strauss Mann verlassen, danach spielten sie ein wenig mit - bis Thomas Schemitsch im Power-Play der Schläger brach.

Erste Ehrenrunde für Jeremy McKenna

Cole Maier und Samuel Dove-McFalls nutzten das Missgeschick und führten eindrucksvoll vor, wie man das perfekte Unterzahltor schießt. Abschließen durfte Dove-McFalls, der Neuzugang aus der DEL2 (31.). Dass derweil das Überzahlspiel noch nicht funktionierte, dürfte der neue Trainer wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. An irgendetwas muss O‘Keefe in der kommenden Woche schließlich noch arbeiten.

Das weitgehende ereignislose Schlussdrittel dürfte der Kanadier sehr genossen haben. In Minute 53 forderten die Stehplatz-Fans die Sitzplatz-Besucher dazu auf, ihre Anerkennung durch Aufstehen auszudrücken. Seine Mannschaft blieb konzentriert, ein weiteres Augsburger Power-Play nach einer klaren Fehlentscheidung verteidigten sie ordentlich - bis Schemitsch eine Lücke neben dem ebenfalls sicheren Niklas Treutle erspähte. Als einstiger Torhüter wird O‘Keefe seinen Schlussmann bedauert haben.

Nürnberg reagierte - mit Offensive. Evan Barratt traf ins leere Tor. Und so wurde es nicht mehr spannend in der Arena. Gofman musste nicht mehr referieren und McKenna dufte seine erste Ehrenrunde genießen. Vielleicht kommen doch mehr hinzu, als man das hatte annehmen müssen.

Nürnberg: Treutle; Headrick/Weber, Haiskanen/Braun, Shaw/Karrer - McKenna/Graber/Barratt, Gerard/Stoa/Kechter, Alanov/Maier/Dove-McFalls, Ustorf/Eham/Ribarik. - Tore: 1:0 KcKenna (10:15), 2:0 McKenna (20:37/5-4), 3:0 Dove-McFalls (30:25/4-5). 3:1 Schemitsch (54:31/5-4), 4:1 Barratt (59:12/EN). - Schiedsrichter: Gofman/Neutzer. - Zuschauer: 5043. - Strafminuten: xx - xx.

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