6:2 gegen Ingolstadt

Ein Nürnberger beendet die Krise der Ice Tigers: Kechter trifft zweimal gegen den Spitzenreiter

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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18.10.2024, 22:00 Uhr
Der Moment, in dem die Arena erstmals bebte: Roman Kechter bejubelt mit den Nürnberg Ice Tigers seinen ersten Saisontreffer.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn Der Moment, in dem die Arena erstmals bebte: Roman Kechter bejubelt mit den Nürnberg Ice Tigers seinen ersten Saisontreffer.

Eishockey ist ein ständiges Wechselspiel zwischen einem Puls von 180 und dem verzweifelten Versuch, sich auf der Bank wieder in einen zweistelligen Bereich herunterzufahren. Über die Bande springen, 40 Sekunden Vollgas, in jedem Zweikampf, in jeden Check, schießen, in Schüsse werfen und den nächsten fünf Feldspielern Platz machen. Und wenn sich Eishockey für die Zuschauer genauso anfühlt, dann ist die Unterhaltung perfekt. So wie an diesem Freitagabend.

Das 6:2 (1:1, 3:1, 2:0) der Nürnberg Ice Tigers und dem ERC Ingolstadt hatte alles, was diese Sportart für neutrale Beobachter attraktiv macht: Intensität in nahezu jeder Szene, haarsträubende Szenen vor beiden Toren und vor allem, Tempo, Tempo, Tempo. Für diejenigen unter den 5008 Besuchern in der Arena Nürnberger Versicherung, die es mit der Heimmannschaft halten, bot die Partie aber noch mehr: einen echten Nürnberger, der sich seine ersten beiden Saisontore für diesen Anlass aufgespart hatte und einen unwahrscheinlichen Sieger.

Ice Tigers schlagen aus einer starken Defensive zu

Ingolstadt hatte zuvor acht Mal in Folge gewonnen, Nürnberg fünf Mal verloren. Von einem Unterschied zwischen dem Ersten und dem Elften war zu diesem Saisonzeitpunkt, an dem jede Partie diverse Vorgeschichten hat, nichts zu sehen.

Mitch O‘Keefe wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er war selbst Torhüter, er weiß, dass es nicht ohne Folgen bleibt, den Puck neun Mal aus dem Netz holen zu müssen. Der Cheftrainer hatte Leon Hungerecker beim 0:9 gegen Bremerhaven zu spät erlöst. Nach dem Spiel hatte er das auch eingestanden. Dabei hatte Hungerecker an der peinlich hohen Niederlage tatsächlich die geringste Schuld. Die neun Tore aber wirkten nach. Hungerecker agiert seitdem unglücklich. Und als er am Freitag nach 116 Sekunden einen Schuss von Niklas Hübner in die Schlittschuhe seines Kollegen Hayden Shaw abprallen ließ, bestätigte sich dieser Eindruck.

Schlechter hätte ein Heimspiel gegen den Spitzenreiter nicht anfangen können. Hungerecker selbst aber sendete die richtigen Signale. Im Unterzahlspiel nach dem Rückstand reagierte der Torhüter zweimal glänzend. Hungerecker machte so den Ausgleich möglich, ebenso Owen Headrick, dessen überlegten Pass Roman Kechter zu seiner Saisonpremiere nutzte (6.). Danach spielte bis zum Seitenwechsel tatsächlich nur der Elfte.

Im zweiten Spielabschnitt übernahm der Erste - aber nur optisch. Tatsächlich verteidigten die Ice Tigers so geschickt, dass die Gäste aus Ingolstadt kaum zu guten Schuss-Chancen kamen. Es war Samuel Dove-McFalls, der eine lange Druckphase der Panther-Paradereihe beendete, seine Vorlage nutzte erneut: Kechter (24.). Dass Alex Breton zwischendurch zum 2:2 traf (28.), hielt die Ice Tigers nicht mehr auf: Will Graber (31.) und Ryan Stoa (33.) trafen im Power-Play. Chancen hatten die Gastgeber noch sehr viel mehr. Nach 40 Minuten lautete das Schussverhältnis 26:11.

Schiedsrichter Schadewaldt schlägt hart auf

Dass sich unter der Woche mit Jeremy McKenna Nürnbergs Torjäger für vier Wochen mit einer Handverletzung abgemeldet hatte, ist bitter, spielte an diesem Abend aber keine Rolle. Kechter machte, was sich Trainer in solchen Fällen wünschen: Er übernahm Verantwortung - mit zwei Treffern und einem Schuss auf Michael Garteigs Schoner. Ingolstadts Torhüter ließ den Puck prallen und Cole Maier war zur Stelle, um ihn über die Linie zu drücken (44.). Auf der anderen Seite ließ Nürnbergs Verteidigung die Gäste wieder durchs Drittel kreiseln, ohne dass es dabei wirklich gefährlich wurde. Zumindest nicht für Hungerecker. Vor der eigenen Bande kriegte Morgan Ellis die Kurve nicht mehr, im Fallen nahm er Christopher Schadewaldt mit. Der Schiedsrichter schlug so hart auf dem Eis auf (47.), dass Sean MacFarlane das Spiel für zwei Minuten alleine mit den beiden Linienrichtern leiten musste. Dann war Schadewaldt wieder da. In dieser Sportart sind nicht nur die Spieler hart im Nehmen.

Davon völlig unbeeindruckt sicherten sich die Ice Tigers derweil den Sieg und ihren Fans eine heiß ersehnte Ehrenrunde. Stoa besorgte das kaum für möglich gehaltene 6:2. Es war: der perfekte Eishockey-Abend.

Nürnberg: Hungerecker; Headrick/Weber, Shaw/Braun, Haiskanen/Karrer, Böttner - Gerard/Graber/Barratt, Kechter/Maier/Dove-McFalls, Alanov/Stoa/Heigl, Eham, Ribarik. - Tore: 0:1 Hübner (1:56), 1:1 Kechter (5:45), 2:1 Kechter (23:20), 2:2 Breton (27:25), 3:2 Graber (30:03), 4:2 Barratt (32:27/5-4), 5:2 Maier (43:41), 6:2 Stoa (54:10). - Schiedsrichter: Schadewaldt/MacFarlane. - Zuschauer: 5008. - Strafminuten: 10 - 10. ,

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