2:3 nach Verlängerung gegen Berlin
Diesmal kein Glück in der Verlängerung: Ice Tigers bleibt nach dem Duell der Torjäger nur ein Punkt
1.12.2024, 19:00 UhrDer Puck und damit das Spiel hatten sich längst wieder entfernt, als sich Leo Pföderl und Jeremy McKenna noch ein wenig näher kennenlernen wollten. Pföderl, einst als junger Mann aus Gaißach in Nürnberg zum "Playoff-Monster" erwachsen und daher offenbar auf Lebenszeit Publikumsliebling (im Gegensatz zu anderen Nationalspielern aus dem Isarwinkel), hatte da bereits getroffen. In Nürnberg haben sich die Fans auch damit anerkennend nickend abgefunden. McKenna aber hatte die Scheibe nach 18 Minuten schon zweimal im Berliner Tor untergebracht. Und als sie da so aneinander zerrend miteinander tanzten, sah es beinahe so aus, als sei der alte Torjäger ein wenig eifersüchtig auf den neuen.
Gut, das ist sehr wahrscheinlich etwas gewollt überinterpretiert. Pföderl ist Deutscher Meister, zweitbester Punktesammler der Deutschen Eishockey-Liga (hinter, nun ja, dem Nürnberger Evan Barratt), am Mittwoch trifft er mit den Eisbären im Viertelfinale der Champions Hockey League auf Zürich. Wahrscheinlich wusste er schon, dass er auch in diesem Spiel für eine Schlusspointe sorgen würde. Und Berlin hat ohnehin die Größe, über einen Punktverlust bei einem Playoff-Kandidaten hinwegzusehen.
Den Nürnberg Ice Tigers bleibt immerhin ein Punkt
Das 2:3 (2:1, 0:0, 0:1, 0:1) nach Verlängerung, es wäre beinahe der perfekte Abschluss einer komplizierten Woche gewesen. Doch diesmal fehlte ein wenig Glück, die richtige Schiedsrichterentscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Es blieb immerhin ein Punkt. Am Freitag (in Augsburg) und am kommenden Sonntag zu Hause (gegen Iserlohn) sollten die Aufgaben etwas leichter werden.
Mitch O‘Keefe hatte in den drei Tagen seit dem 4:3 nach Verlängerung in München nichts geändert. Warum auch? Eine Mannschaft, die auswärts bei einem Topfavoriten ein 0:2 in ein 3:2 umwandelt, in doppelter Unterzahl in die Zugabe geht und dank des ersten Saisontreffers von Marcus Weber dennoch gewinnt, kann man als Cheftrainer kaum optimieren. Niklas Treutle stand also erneut im Tor, seine Schmerzen hat er offenbar längst als Dauerzustand akzeptiert. Max Merkl, 18 Jahre jung, Nürnberger, gab auch zu Hause ein erstaunlich abgebrühtes Saisondebüt - schon auch, weil O‘Keefe das Eigengewächs in den kommenden Wochen brauchen wird. Julius Karrer wird wegen eines gebrochenen Handgelenks mindestens zwei Monate fehlen.
McKenna, unwiderstehlich
Merkl stand bereits lange auf dem Eis, er selbst hatte die Scheibe im Berliner Drittel gehalten, sichere Pässe verteilt, als der Puck wieder zu McKenna fand und ihn der Kanadier präzise an Eisbären-Ersatzmann Jochen Stettmer ins kurze Eck zirkelte (10. Minute). Die Ice Tigers hatten den ersten Sturmlauf der Eisbären da bereits überstanden, wenn auch nicht unbeschadet. Vor Pföderls frühem 0:1 hätten McKennas Kollegen konsequenter verteidigen können. Dafür griffen sie danach umso konsequenter an. Im ersten Drittel begegneten sich Ice Tigers und Eisbären auf hohem Niveau. Die Gastgeber waren nur noch bissiger. Mit ablaufender Power-Play-Zeit hatte McKenna erneut einen Sekundenbruchteil zu viel Zeit, diesmal schlug es am langen Pfosten ein (15.).
Den Eisbären gelan,g es im zweiten Spielabschnitt der Heimmannschaft den Schwung zu nehmen, zumindest ein wenig. Treutle rückte in den Fokus und fühlte sich dabei offensichtlich wohl. Der Schlussmann stoppte den britischen Eishockeyhelden Liam Kirk (32.) und lenkte den Puck mit der Fanghand an die Latte (33.). Eine Berliner Chance verhinderte Pföderl, weil er sich erneut tief im Angriffsdrittel mit einem Nürnberger angelegt hatte. Diesmal umarmte er Owen Headrick.
Dass er sich auch im Schlussdrittel immer wieder bei den Schiedsrichtern beschwerte, schien ein gutes Zeichen für die Ice Tigers zu sein. Nach einem starken, aber erfolglosen Power-Play wurde das Eis zwar nur noch im Nürnberger Drittel abgeschabt, mit einem sicheren Treutle im Rücken aber können die Ice Tigers neuerdings auch ziemlich stabil verteidigen. Und so klatschten die 6252 Zuschauer die Zeit stehend herunter - bis auch Pföderl ein zweites Mal traf (60.). 52 Sekunden vor der Schlusssirene feierten die Gästefans im Oberrang, weil der Ex-Nürnberger eine Lücke erspäht und gefüllt hatte.
Sehr schade, dass dem Berliner Siegtreffer ein klares Stockfoul vorausgegangen war. Manuel Wiederer traf auch, weil ein gefoulter Ice Tiger den 2-1-Konter nicht mehr unterbinden konnte. Pföderl jubelte ungerührt, für den Tölzer Torjäger war es ein normaler Tag im Büro.
Nürnberg: Treutle; Weber/Headrick, Braun/Haiskanen, Merkl, Böttner - Barratt/Graber/McKenna, Stoa/Maier/Gerard, Ustorf/Dove-McFalls/Alanov, Ribarik/Kechter/Eham. - Tore: 0:1 Pföderl (2:47), 1:1 McKenna (9:49/6-5), 2:1 McKenna (14:17), 2:3 Wiederer (. - Schiedsrichter: Schadewaldt/Polaczek. - Zuschauer: 6252. - Strafminuten: 4 - 6.
14 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen