Gleichauf, aber nicht bis zum Ende: Der HC Erlangen um Winterzugang Milos Kos konnte eine nach Startproblemen gute Leistung gegen die SG Flensburg-Handewitt nicht in eine Sensation überführen.
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Gleichauf, aber nicht bis zum Ende: Der HC Erlangen um Winterzugang Milos Kos konnte eine nach Startproblemen gute Leistung gegen die SG Flensburg-Handewitt nicht in eine Sensation überführen.

26:32 in Nürnberg

Vielversprechend verloren: Der HCE gefällt beim Re-Start gegen Flensburg mit Anlauf

Die Unterstützung für den HC Erlangen von außen, die bei der Kollektivanstrengung in der Rückrunde zusätzliche Energie im Kampf um die Klasse freisetzen soll, war da. Verbesserungen im fränkischen Offensivspiel waren nach einem frappierenden Fehlstart gegen die SG Flensburg-Handewitt auch zu notieren. Beim 26:32 (16:16) gegen das Spitzenteam vom inneren Ende der entsprechenden Förde reichte dem Tabellenvorletzten der lautstarke Zuspruch der Heimfans, eine klare Leistungssteigerung und die darüber entwickelte Widerstandfähigkeit jedoch nicht, um eine für den Erhalt der Erstklassigkeit äußert hilfreiche Sensation bis ganz zum Schluss der Partie möglich scheinen zu lassen.

Drei Punkte betrug vor Beginn der zweiten Saisonhälfte der Rückstand des HC Erlangen auf den ersten Nichtabstiegsplatz. Dass der rot-blaue Rückstand abhängig vom Bietigheimer Ergebnis im Parallelspiel mindestens gleichbleiben würde am Sonntag, war erwartbar. Dass Erlangen fünf Minuten vor Ende des ersten Durchgangs völlig gleichauf war, nach dem Treffer von Tobias Wagner sogar mit 16:15 zum ersten Mal seit der ersten Minute sogar vorne, hatte man nach einer völlig verkorksten Anfangsphase derweil nicht prophezeien können.

Winterzugang Milos Kos, der wie der am Knie verletzte Viggó Kristjánsson in der Rückserie möglichst viele Tore gegen den Abstieg werfen soll, hatte die Hausherren mit einem schönen Sprungwurf in Führung gesetzt und Dario Quenstedt rasch ein erstes Mal pariert. Auch, weil sich der HCE-Keeper wenig später den Ball unglücklich ins eigene Tor murmelte, vor allem aber, weil sich der HCE im Vorwärtsgang bei einem viel zu unpräzisen und spürbar nervösen Vorgang vogelwild zeigte, war man in der sechsten Minute mit 1:6 hinten.

Hatte zu Beginn der Partie fast ausschließlich Emil Jakobsen, Flensburgs Dauertorschütze und einer von sieben dänischen Weltmeistern im Kader des ambitionierten Tabellenfünften, Spaß gehabt, sollte sich das mit Unterstützung der Fans danach jedoch ändern und eine immense Dynamik entwickeln. Einige Tore von Sander Øverjordet, der das Erlanger Offensivspiel zunehmend besser orchestrierte, begleiteten die vom Norweger selbst gestartete Aufholjagd.

Christopher Bissel und der mit herausragendem Zug zum Tor, kraftvollen Würfen und klugen Zuspielen auffallende Kos gestaltete die mit etwas Anlaufzeit völlig offene Hochgeschwindigkeitspartie für Erlangen erfolgreich. Tobias Wagner, in zentraler Abschlussposition nun besser eingesetzt, zeigte sich ebenfalls treffsicher.

Die Nürnberger Arena verwandelt sich in ein Tollhaus

Die Arena Nürnberger Versicherung hatte sich längst in ein laut tosendes Tollhaus verwandelt, als Nikolai Link bei einem Gegenstoß nach Olssons Zuspiel zum 13:13 ausglich. Der Vortrag des HCE war da inzwischen ein konzentrierter, mutiger und guter. Gleichauf war man auch nach Kos‘ kolossalem Freiwurf, einer Vielzahl von Quenstedt-Paraden und, als Hampus Olsson einen Mini-Winkel in große Freude der stehend Beifall spendenden Heimfans transformierte.

Ein bisschen Anlaufzeit, weit weniger jedoch als im ersten Durchgang, brauchte der HCE auch im zweiten Durchgang. Quenstedt parierte, Wagner, Kos und Bissel trafen konsequent. Eine bis zum Ende beständige Konsequenz im Tore-Werfen hätte Erlangen bei der Mammutaufgabe gegen Flensburg gebraucht, auch nachdem Wagner beim flotten Wiedersehen mit Gäste-Trainer Ales Pajovic, unlängst noch der Nationaltrainer des Österreichers auch bei der WM, auf 23:23 gestellt hatte.

Ganz durchziehen gegen Flensburger, die mit Prachtwürfen von Pytlick und Kirkeløkke und mit gnadenlosem Tempospiel am Ende doch noch enteilten, konnte der HCE trotz eines sehr couragierten Auftritts in der Arena aber nicht. Die schon in beiden Vorbereitungsspielen und nun auch am Kurt-Leucht-Weg sichtbaren Fortschritte im Spiel nach vorne, die von den Fans - unter ihnen auch Manuel Neuer - dankbar goutiert wurden, hatten zumindest aber "ein starkes Zeichen", das man vor der Partie als Ziel ausgegeben hatte, bei der Aufholjagd im Abstiegskampf ermöglicht.

Wenn der HC Erlangen am kommenden Sonntag gegen den Handball Sport Verein Hamburg erneut Heimrecht genießt, sollte er dies auch in Zählbares umwandeln. Der Rückstand auf Bietigheim, das zum Rückrundenauftakt eine Heimniederlage gegen Wetzlar hinnehmen musste, beträgt weiterhin drei Punkte. Allzu lange Anlauf mit Blick auf den nächsten Sieg sollte Frankens Handball-Erstligist natürlich nicht mehr nehmen.

Quenstedt; Kos 7, Wagner 7, Overjordet 5, Bissel 3/1, Olsson 3, Link 1, Büdel, Steinert, Metzner, Bezjak.

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