Drei HCE-Cheftrainer in dieser Bundesliga-Saison verteilt auf zwei Körper: Johannes Sellin (rechts) ist nach dem Aus des prominenten Martin Schwalb erneut ein Kommandogeber bei Erlangens Abstiegskämpfern.
© Sportfoto Zink / Daniel Marr
Drei HCE-Cheftrainer in dieser Bundesliga-Saison verteilt auf zwei Körper: Johannes Sellin (rechts) ist nach dem Aus des prominenten Martin Schwalb erneut ein Kommandogeber bei Erlangens Abstiegskämpfern.

Personal-Knall im Keller

Rückwärtssalto mit Johannes Sellin: Trainer Martin Schwalb fliegt beim HC Erlangen

Der nächste verpasste Punkt, die nächste vergebene Chance im Schneckenrennen gegen den Abstieg: Auf einem vielversprechenden Weg sah sich Martin Schwalb als Trainer des HC Erlangen dennoch. Zumindest bis kurz vor seiner doch recht überraschenden Verabschiedung am Dienstag. Kommuniziert auf der rot-blauen Vereinswebsite wurde der Knall am Nachmittag.

In einer recht kargen Klubmitteilung teilte der HCE aufgrund anhaltender Erfolglosigkeit die Trennung vom einstigen Erfolgscoach mit, der Hamburg mit Titeln überhäuft hatte. Dass nach der Heimniederlage gegen Hamburg seine Chefcoach-Uhr beim HCE weitgehend abgelaufen war, schwante einem vom Vorankommen überzeugten Martin Schwalb vor knapp eineinhalb Wochen nicht – trotz großer Branchenkenntnisse und einer mit jeder Niederlage enger werdenden Fahrrinne.

"Zu 100 Prozent", versprach der Spitzentrainer da, "wird unser Weg erfolgreich sein". Eine Diskrepanz in der Dämpfer-Wahrnehmung schien man da bereits zu spüren. Schwalbs Team hatte erneut attraktiv nach vorne gespielt, aber nicht abgestimmt genug, zu fehlerhaft und vor allem: erneut erfolglos. Auch die Niederlage in Kiel, die bei müden Zebras erstaunlich vermeidbar schien, passte nicht zu Schwalbs konsequent nach außen vermittelter Zuversicht.

Man hatte Schwalb aufgrund seiner Gelassenheit und Ruhe geholt, aufgrund seiner positiven Erfahrung auch. Und hatte von dessen Tugenden bei ausbleibendem Erfolg wenig gehabt. Empfehlungen für seinen Vorgänger, der nach einem frappierenden Fehlstart den Chefplatz hatte räumen müssen, hatte Schwalb längst schon abgegeben, bevor dieser im Tandem mit Matthias Obinger sein Nachfolger jetzt wird.

Dass der Rückwärtssalto mit Johannes Sellin, der als akribischer Arbeiter Schwalb davor assistierte, beim Sprung nach vorne helfen soll, ist klar. Einwilligen in den Abstieg will in Erlangen keiner. Mit einem Kraftakt möchte der Verein alles unternehmen, um den Sturz in die Zweitklassigkeit nach annähernd zehn Jahren durchgängiger Erstliga-Teilhabe zu verhindern und das so auch vermitteln. Drei Punkte beträgt weiter der Rückstand auf Aufsteiger Bietigheim, der als einziger Kontrahent überhaupt in Reichweite scheint. Vier oder fünf Punkte Rückstand wären es auf die Schwaben jetzt schon, hätte Bietigheim unlängst nicht hauchzart in Hamburg verloren.

Sellin und Obinger, der in Rimpar einst Chefcoach in Liga zwei war, kennen das Team und den sehr vielversprechenden Erlanger Nachwuchs. Sie stünden wohl auch für die Mission Wiederaufstieg bereit. Jetzt sollen sie alle Hebel zur Kurskorrektur ziehen. Etwas, das Sellin nach seinem Amtsantritt trotz klarer Ansprachen in bislang höchster Verantwortung noch nicht gelang – weder in der zurückliegenden Spielzeit des Fast-Absteigers noch beim Wackel-Start in die neue. Einkalkulieren wird man den erst dritten Saisonsieg auch am Sonntag ab 15 Uhr gegen den Tabellenzweiten aus Hannover nicht können. Verbessern würde er das Erlanger Wohlbefinden im Keller erheblich.

"Ich möchte meinen Anteil daran haben, dass es uns irgendwann besser geht, aber das mit den Menschen hier gemeinsam machen", sagte Martin Schwalb vor einem knappen halben Jahr im NN.de-Gespräch. "Ich bin nicht hier, um dem Johannes was wegzunehmen, sondern um etwas für den HC Erlangen zu tun. Und damit Johannes vielleicht auch ein bisschen Zeit zu verschaffen, dass er noch einmal Cheftrainer hier wird", ergänzte Schwalb damals passgenau.

Keine Kommentare