
Kristjánsson brilliert
Punkteteilung am Gründonnerstag: Der HC Erlangen erkämpft sich in Eisenach einen Zähler
Mehr war in Thüringen drin für den HC Erlangen kurz Ostern, kurz vor Schluss aber auch weniger. Einfach war es auf jeden Fall nicht. Dass sich das Duell mit den Gegenspielern und Fans des ThSV Eisenach anstrengend anlassen und fortsetzen würde, wusste man in Handballfranken schon vorher. Entsprechend kompliziert gestaltete sich die Auseinandersetzung dann auch in der Werner-Aßmann-Halle, für gegnerische Mannschaften eine der ungemütlichsten Wettkampfstätten der Handball-Republik. Dass sich die Gäste in der gewohnt rauen Luft dort auf Viggó Kristjánsson verlassen konnte, war für sie rasch jedoch von Vorteil. Der Isländer überragte in einer intensiven, hüben wie drüben aber auch fehlergesäumten Partie mit präzisen Pässen, immenser Spielfreude und vielen Toren.
Den letzten Torerfolg beim 26:26 (12:13) in Eisenach verantwortete Kristjánsson selbst, den ersten Erlanger Treffer bereitete er vor. Nach einem No-Look-Pass des Winterzugangs auf Maciej Gebala, im Zusammenspiel hatten die beiden formstarken HCE-Spieler zuletzt schon ein kurzzeitiges Paroli-Bieten mit Magdeburg ermöglicht, ermöglichte Erlangen die Führung. In einem von beiden Teams resolut geführten Kampfspiel lag der HCE, der aufgrund von Eisenachs offensiver Abwehr Kristjánssons Lösungen im Angriff brauchte, in der Folge trotzdem 2:4 zurück. Nationalspieler Marko Grgic hatte da just getroffen, Eisenachs Posterboy sich mit seinem 212. Treffer als Führender der Torschützenliste erstmals erfolgreich gezeigt (10.). Einige Schlampigkeiten, Zweikämpfe und besenreine Kristjánsson-Aktionen später notierte man ein 5:7 aus Perspektive der Gäste (15.). Bei gleichbleibendem Bild und nach einem Snajder-Treffer war fünf weitere Minuten danach aus ihrer Sicht ein 7:10 der Stand.
Beim Auswärtsspiel in Magdeburg hatte der HCE zuletzt eine herbe Auswärtsniederlage hinnehmen müssen. Unkompliziert abschließen konnte man die Analyse des 19:30 vor der Betriebsreise nach Eisenach dennoch. Knapp 20 Würfe des Vorletzten, sehr viele aus sehr guter Abschlussposition, waren unerfolgreich geblieben. Zusammenhing das mit dem SCM-Schlussmann. Im Duell mit Sergey Hernandez hatten vor und nach einer vielversprechenden HCE-Phase Mitte der ersten Hälfte aber auch die rot-blauen Zitterhänden eine Rolle gespielt. Vor allem eine Rolle spielte bei der markanten Niederlage gegen einen rücksichtlosen Favoriten auch, dass zahlreiche Erlanger verletzt oder krank zu Hause hatten bleiben müssen. Oder das aus fränkischer Sicht letztlich spaßbefreite Geschehen wie Magdeburg-Legende Bezjak ohne Zugriffsmöglichkeit verfolgen mussten, als Zuschauer in der Getec-Arena.
Die Rückkehr von Marko Bezjak und ein Vier-zu-Null-Lauf hilft in Thüringen weiter
Dass einige Akteure, auch Bezjak, wieder in den HCE-Kader zurückgekehrt waren, erhöhte in Eisenach die Erlanger Möglichkeiten. Ein Vier-zu-Null-Lauf, ein verwandelter Siebenmeter von Kristjánsson ermöglichte ein 11:11, steigerte die vorösterliche Hoffnung und machte es für Erlangen in einer anstrengenden Partie eine Zeitlang leichter. Hinten war der HCE zur Pause trotzdem.
Die zweite Hälfte sollte zur beidseitigen Belastungsprobe für Kräfte und Nerven werden. Das Spiel blieb eng. Die Begegnungen auf Platte waren intensiv und die Defensivreihen in ihrer Arbeit konsequent. Stürmerfouls reihten sich aneinander. Auch Alu-Treffer sah man in der Werner-Aßmann-Halle in hoher Stückzahl. Kristjánsson, nach nicht einmal 45 Minuten zweistellig in Sachen Tore bereits unterwegs, bestimmte das HCE-Spiel weiterhin. Wer es gewinnen sollte, blieb bis in die Schlussphase hinein unbestimmt. Zusammenhing das auch mit den Keepern beider Teams: Finn Zecher, der im Gäste-Kasten längst für Dario Quenstedt übernommen hatte, und ThSV-Schlussmann Spikic durften ihre Qualität ausgiebig nachweisen. Der HCE arbeitete sich nach vorne, profitierte von einer robusten Abwehr und nun auch zunehmend von Sander Øverjordet, der mit Glück und Geschick erfolgreich war. Eine Drei-Tore-Führung, die man aus fränkischer Sicht verzeichnete, hielt vor der hitzigen Druck-und-Drohkulisse unterhalb der Wartburg aber nicht.
Das Momentum flutschte den Erlangern davon, die kurz vor Schluss einen rot-blauen Rückstand zu Kenntnis nehmen mussten. Nachdem Spikic gegen HCE-Rechtsaußen Olsson pariert und Eisenachs Meyer in Überzahl, Link hatte nach seiner dritten Zeitstrafe die Rote Karte gesehen, den Ball aus der eigenen Spielhälfte heraus ins Gäste-Tor geworfen hatte (58.), sah es gar nicht gut aus. Der ThSV führte mit 26:25. Es brauchte einen Nothelfer, den der Tabellenvorletzte an diesem Abend auch in der Schlussminute in Person von Viggó Kristjánsson hatte.
Das letzte Tor des HC Erlangen in Eisenach? Erzielt Viggo Kristjánsson natürlich auch
Der 14. Treffer des fabelhaften Isländers - etwas glücklich erzielt, Spikic war mit dem Fuß am Ball - verhalf Erlangen zu einem Last-Minute-Punktgewinn in Thüringen. Gemütlich ist die Situation im Tabellenkeller für das Team von Viggo Kristjánsson weiterhin nicht. Ein bisschen weniger kompliziert als vor dem Besuch der Werner-Aßmann-Halle stellt sie sich für den HCE seit Gründonnerstag trotzdem dar. Mit dem Sechzehnten aus Bietigheim sind Erlangens Abstiegskämpfer nun von den Pluspunkten her gleichauf.
HC Erlangen: Quenstedt, Zecher; Kristjánsson 14/6, Gebala 3, Øverjordet 3, Olsson 2, Metzner 1, Wagner 1, Bissel 1, Bialowas 1, Büdel, Bezjak, Nissen, Scheerer, Steinert, Link.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen