
Kraftdreikampf "equipped"
Forchheim: Noch stärker mit ein paar legalen Tricks
Miriam Kersel blickt konzentriert nach vorne, die Hände am Gewicht. Dann geht sie langsam in die Hocke, den Blick immer noch starr fixiert. 160,5 Kilogramm drücken sie bei der Kniebeuge nach unten. Das knapp zweieinhalbfache ihres eigenen Körpergewichts. Dann geht es langsam wieder nach oben. Sie beißt auf ihre Zähne und kneift die Augen zusammen. Als sie wieder oben ist, ist es geschafft. Der Versuch ist gültig: Neuer Bayerischer Rekord!
Die 22-Jährige nahm wie 13 andere Athletinnen und Athleten teil an den Bayerischen Meisterschaften im Equipped Kraftdreikampf, die bei ihrem Verein AC Bavaria Forchheim stattfanden. Aus dem ganzen Freistaat waren die Besten der Szene angereist, auch wenn das Teilnehmerfeld wegen der 2G-Regel etwas ausgedünnt war.
Dreikampf heißt Gewichtestemmen in Kniebeugen, Kreuzheben und Bankdrücken. Doch Equipped Kraftdreikampf? Im Gegensatz zum herkömmlichen Dreikampf werden die Sportler durch bestimmtes Equipment unterstützt. Bei den Kniebeugen haben Kraftdreikämpfer zum ohnehin vorhandenen Handgelenkschutz Bandagen und für einen stabileren Rücken und eine unterstützte Bauchwand einen Gürtel an. Beim Equipped Dreikampf kommen Wadenbänder und ein Kniebeugeanzug hinzu.
Eng an der Haut
Das Equipment, sagt Kersel, liege eng an der Haut. In einen solchen Anzug könne man sich beim Kniebeugen quasi hineinsetzten und kommt dann wieder besser nach oben. Der Bewegungsablauf werde unterstützt. Das heißt: Mehr Gewicht mit Equipment. Beim Bankdrückend gibt es ein entsprechendes Hemd, fürs wieder Kreuzheben wieder einen Anzug. Miriam Kersel ist auch ohne Equipment, also "raw", unterwegs und kennt daher die Unterschiede. Beim Kniebeugen ohne Equipment liegt ihr Rekord bei 120 Kilo. Mit sind es über 40 mehr. Und auch beim Bankdrücken hole sie gut zehn Kilo mehr aus raus, 20 beim Kreuzheben.
Zum Kraftsport kam sie vor einigen Jahren "über viele Ecken", sagt Kersel, als sie ein Schulfreund aus Neustadt an der Weinstraße erstmals mit ins Fitnessstudio nahm. Als sie dann fürs Studium nach Bayreuth zog, wurde sie angesprochen, ob sie nicht einmal Lust hätte, beim AC Bavaria Forchheim mitzumachen. Vor zweieinhalb Jahren war das. Nach einem Probetraining war sie begeistert und blieb. "Ich habe mich sofort super aufgehoben gefühlt", sagt sie.
Was sie an ihrer Sportart so begeistert? Letztlich sei es der Teamgeist, der sie fessele. Denn auch wenn es doch ein Sport von Einzelkämpfern ist, schwärmt Kersel von der Community, die sie unterstütze, die Gemeinschaft im Kraftdreikampf.
"Sehr glücklich" über den Rekord
Mit dem Ergebnis vom Samstag ist Miriam Kersel äußerst zufrieden. "Ich bin sehr glücklich", sagt sie. Denn sie hat endlich den bayrischen Rekord im Kniebeugen, den sie bei den deutschen Meisterschaften nicht schaffte. Und: In allen drei Disziplinen steht ein persönlicher Rekord. Auch wenn es mit den 82,5 Kilogramm im dritten Versuch beim Bankdrücken letztlich nichts wurde, stehen am Ende stolze 385,5 Kilogramm in der Gesamtwertung.
Zwar trat Kersel letztlich als einzige Athletin bei den Juniorinnen bis 63 kg an , weil sich eine Konkurrentin noch ummeldete. Schade, wie sie findet. "Man kann sich nicht vergleichen. Man weiß nicht, wo man steht", sagt Kersel. Trotzdem darf sie sich nun Bayerische Meisterin nennen.
Vom AC Bavaria Forchheim traten noch zwei weitere Athleten an. Norbert Kropf war als einziger Starter seiner Klasse (Senioren I bis 105 kg, männlich) unterwegs und sicherte sich einen Gesamtwert von 667,5 Kilogramm. Jeremias Büchs (Aktive bis 105 kg, männlich) wurde mit seinen 712,5 Kilogramm zweiter.
Hoffnung auf den Nationalkader
Miriam Kersel wird fleißig weiter trainieren. Sie hofft , bei den deutschen Meisterschaften im kommenden Jahr die Nationalkadernorm zu erfüllen und dann bei einem internationalen Turnier starten zu dürfen. Sicherlich helfen da die 160,5 Kilogramm vom bayerischen Rekord beim Kniebeugen im Rücken.
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