Da waren‘s nur noch zehn: Janis Antiste muss nach seiner Roten Karte vom Platz.
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Da waren‘s nur noch zehn: Janis Antiste muss nach seiner Roten Karte vom Platz.

Nach Rot für Antiste

Über 80 Minuten in Unterzahl: Der Club hat gegen den Hamburger SV keine Chance

So laut ist die Mannschaft des 1. FC Nürnberg lange nicht mehr ausgepfiffen worden, als sie nach und nach zum Aufwärmen heraustraten aus der Kabine. Fans des Hamburger SV hatten nicht nur die Südkurve im Max-Morlock-Stadion leergekauft, auch in angrenzenden Blöcken sah man am Samstagnachmittag überwiegend Blau-Weiß.

Mindestens 12.000 Gäste-Anhänger sollen es offiziell gewesen sein, wahrscheinlich deutlich mehr, die nach dem Schlusspfiff noch ausgiebig feiern durften. Der 3:0 (2:0)-Erfolg geriet dem klaren Favoriten ausgesprochen souverän, weil auch der Schiedsrichter sehr früh am Nachmittag maßgeblich eingegriffen hatte in den weiteren Verlauf.

Ein Foul von Janis Antiste an Daniel Elfadli bestrafte Timo Gerach zunächst mit Gelb, auf Hinweis seines Videoassistenten sah er sich die Szene aber selbst nochmal an und zückte zum Entsetzen der Nürnberger die Rote Karte. Inklusive Nachspielzeit über 80 Minuten in Unterzahl und nach einem unglücklichen Eigentor von Rafael Lubach (9.) bereits 0:1 hinten – der Unparteiische hätte gegen 13.15 Uhr eigentlich schon abpfeifen können.

Es musste fast zwangsläufig noch schlimmer kommen für den 1. FC Nürnberg und es kam noch schlimmer. Jean-Luc Dompé (37.), der seinen direkten Gegenspieler Tim Janisch ein paar Mal wie einen Schulbuben aussehen ließ, sowie Robert Glatzel kurz vor Schluss schraubten das Ergebnis weiter in die Höhe. Zudem brauchten die Nürnberger ein paar Mal Glück, einen sehr gut reagierenden Torwart Jan Reichert und Hamburger Unvermögen im Abschluss, um nicht völlig unterzugehen.

Personalprobleme beim 1. FC Nürnberg

Beim Club war schon vorab einiges schiefgelaufen; neben dem gesperrten Jens Castrop musste der Trainer wie schon in Regensburg auf Stefanos Tzimas verzichten, Kapitän Robin Knoche fiel ohnehin aus und kurzfristig noch Tim Drexler krankheitsbedingt. Die Dreierkette bildeten somit Ondrej Karafiat, Fabio Gruber und Nick Seidel – gegen die beste Offensive der zweiten Liga, die allerdings ihren Topscorer Davie Selke (krank) ersetzen musste.

Ganz vorn baute Miroslav Klose auf Janis Antiste und Lukas Schleimer und somit mal wieder auf zwei Stürmer, um in Ballbesitz mehr vertikale Anspieloptionen zu haben, der Matchplan war nach der Roten Karten aber komplett über den Haufen geworfen. Der Club ließ sich auch nach dem Platzverweis keineswegs hängen, probierte viel und lag zur Pause zumindest in der Eckballstatistik mit 6:2 vorn.

Sogar der zwischenzeitliche Ausgleich wäre möglich gewesen, wenn Julian Justvan die Kugel aus kurzer Distanz richtig getroffen hätte, spätestens nach dem 0:2 konnte der HSV aber die drei Punkte verplanen. Königsdörffer (42.) und Sahiti (45.) hätten noch in der ersten Halbzeit erhöhen können, doch auch so hatte das Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine fortan höchstens Freundschaftsspielcharakter.

Dass das Schiedsrichter-Gespann nach einer Viertelstunde so massiv eingreifen musste, konnte auch Robin Knoche als Gast auf der Pressetribüne nicht ganz verstehen. Nur bei einer klaren Fehlentscheidung darf sich der VAR melden; Antiste hatte Elfadli oberhalb des Sprunggelenks getroffen, es sah aber letztlich schlimmer aus, als es tatsächlich war.

So wie kurz nach der Pause bei einem Zweikampf zwischen Caspar Jander und Ludovit Reis. Der Nürnberger rutschte weg und erwischte seinen Kollegen, trotzdem ließ der Unparteiische zunächst weiterlaufen. Um etwa eine Minute später dem Nürnberger noch die Gelbe Karte zu zeigen, seine fünfte. Damit fehlt auch er am Samstagabend in Kaiserslautern.

Nürnberg: Reichert; Karafiat (58. Forkel), Gruber, Seidel – Janisch (84. Villadsen), Jander (76. Flick), Lubach, Yilmaz (76. Soares) – Justvan – Antiste, Schleimer (58. Emreli).

Hamburg: Heuer Fernandes; Mikelbrencis, Schonlau, Elfadli, Muheim (81. Hefti) – Poreba - Reis, Karabec (63. Richter) - Sahiti (81. Balde), Königsdörffer (63. Glatzel), Dompe (87. Stange).

Schiedsrichter: Gerach (Landau). - Zuschauer: 47.000 (ausverkauft). - Tore: 0:1 Lubach (9., Eigentor), 0:2 Dompé (37.), 0:3 Glatzel (85.). – Rote Karte: Antiste (grobes Foulspiel, 16.) - Gelbe Karten: Janisch, Seidel, Jander (5), Emreli / Dompé, Reis.

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