Durfte sich freuen: Nürnbergs einziger Torschütze Lukas Schleimer.
© Sportfoto Zink / Daniel Marr
Durfte sich freuen: Nürnbergs einziger Torschütze Lukas Schleimer.

Sorgen um Justvan

Nicht schön, aber erfolgreich: Der Club gewinnt spät bei Preußen Münster

Wer beim 1. FC Nürnberg unter der Woche vielleicht gemeint hatte, sich am Sonntagnachmittag 90 Minuten locker einzuspielen für das Derby sieben Tage später, dürfte Ärger mit seinem Trainer bekommen haben. Miroslav Klose unterscheidet nicht zwischen dem SC Preußen Münster oder der Spielvereinigung Greuther Fürth, für ihn ist jede Begegnung gleich bedeutsam.

Selbst im fränkischen Klassiker sind ja nur drei Punkte zu gewinnen und etwas Prestige, was es in Westfalen beim ebenso traditionsreichen wie kampfstarken Aufsteiger natürlich zu verlieren gab. Auch deswegen hatte Klose eindringlich gewarnt vor der schweren Auswärts-Aufgabe; allerdings scheinen ihm nicht alle richtig zugehört zu haben.

Vor allem in der ersten halben Stunde wirkte nicht nur Jan Reichert etwas unkonzentriert, danach fing sich der Club etwas, ohne zu überzeugen. Acht Minuten vor Schluss entschied der eingewechselte Lukas Schleimer nach glänzender Vorarbeit von Stefanos Tzimas die zähe Partie, Entstand 1:0 für den 1. FC Nürnberg. "Es war heute ein sehr glücklicher Sieg", sagte Klose danach, "wir hätten heute keine Punkte verdient gehabt."

Mit Nick Seidel, der sich eine Woche zuvor in der Regionalliga Bayern beim 1:1 gegen die DJK Vilzing nicht wirklich hatte aufdrängen können, für den angeschlagenen Ondrej Karafiat ließ der Weltmeister beginnen vor 15.000 Zuschauern auf der Stadion-Baustelle, ansonsten durfte sich die Mannschaft rehabilitieren, die zuletzt gegen Hannover 1:2 verloren hatte.

Jubiläumsspiel für den 1. FC Nürnberg

Im 400. Auswärtsspiel der Nürnberger Zweitliga-Geschichte lief zunächst aber nicht viel zusammen. Viele schlampige erste Kontakte und andere Unkonzentriertheiten ließen die eigenen Ballbesitzphasen oft nicht lange dauern; die mitunter früh störenden Gastgeber provozierten zudem Fehler ihres Gegners beim meist tiefen Aufbau.

Bei ihren wenigen Möglichkeiten fehlte den Münsteranern entweder die Präzision im Abschluss oder wie David Kinsombi nach Flanke auf den hinteren Pfosten ein Schritt (16.). Der Club kam vor der Pause lediglich zu zwei Abschlüssen, einen davon setzte Julian Justvan nach einer halben Stunde per sehenswertem Freistoß an den linken Außenpfosten.

Auch nach dem Seitenwechsel verharrte das Niveau der körperbetonten Auseinandersetzung auf bescheidenem Niveau. Beim 1. FC Nürnberg war‘s wie schon in Berlin und gegen Hannover von fast allem wieder ein bisschen zu wenig, trotzdem hätte der Club fünf Minuten nach Wiederbeginn in Führung gehen können, ja müssen. Tim Drexler brachte im Strafraum aber lediglich eine Art Rückgabe zustande.

Der SC Preußen wollte sein offensives Glück vorwiegend mit Standardsituationen erzwingen, selbst Marc Lorenz‘ weite Einwürfe sorgten hin und wieder für Unruhe. Ein Kopfball des freistehenden Kinsombi rief nicht nur bei Nürnbergs Trainer gar blankes Entsetzen hervor; die Kugel prallte vom Innenpfosten an Reicherts Schienbein und von da wieder an den Pfosten, Riesenglück für die Gäste.

Die Führung für den engagierten SC Preußen wäre allmählich verdient gewesen; Lorenz prüfte Reichert mit einem Freistoß, mit der Einwechslung des sieben Monate verletzt fehlenden Torjägers Malik Batmaz wollte auch Trainer Sascha Hildmann von außen noch ein offensives Zeichen setzen. Münster investierte mehr, Münster drängte, Münster wirkte gieriger - aber das 1:0 erzielte der Club.

Stefanos Tzimas hatte mal wieder diesen einen Wahnsinns-Moment, ließ mit seinem Solo drei Gegenspieler aussteigen und passte präzise in den Rückraum auf Lukas Schleimer (82.), der Rest war Formsache. Dass der VAR in der Nachspielzeit auch noch einen Handelfmeter für Münster einkassierte (Jander war der Ball zuvor an den Ellenbogen gesprungen), passte ins Bild des gebrauchten Nachmittags für den SC Preußen.

Für den Club hingegen war’s dann doch noch irgendwie eine geglückte Einstimmung aufs Derby am Sonntag, auch wenn der 1. FC Nürnberg ein paar Sorgen mitbringt aus dem Münsterland. Julian Justvan verletzte sich etwa 20 Minuten vor Schluss ohne gegnerische Einwirkung am Oberschenkel und musste ausgewechselt werden.

Münster: Schenk; ter Horst (66. Batmaz), Scherder, Koulis, Schad - Preißinger (66. Frenkert), Hendrix - Pick (77. Makridis), D. Kinsombi (89. Amenyido), Lorenz – Fridjonsson.

Nürnberg: Reichert; Drexler, Knoche, Seidel - Janisch (80. Villadsen), Jander, Yilmaz - Justvan (75. Forkel), Castrop - Tzimas, Antiste (62. Schleimer).

Schiedsrichter: Erbst (Gerlingen). – Zuschauer: 15.000 (ausverkauft). - Tore: 0:1 Schleimer (82.). – Gelbe Karten: Preißinger (6), ter Horst (9), Pick, Hendrix / Janisch (2).

Keine Kommentare