Neue Fälle bekannt
Weitere illegale Schulen in Franken - Erneute Durchsuchung bei Erlangen
17.12.2021, 14:35 UhrNicht mal 1700 Einwohner hat der Ort im unterfränkischen Landkreis Miltenberg, dessen Name erst vor wenigen Tagen Schlagzeilen machte: Nun reiht sich Röllbach in die größer werdende Liste der Ortschaften ein, in denen Eltern ihre Kinder außerhalb der eigentliche Schule illegal unterrichteten.
Hinweise auf das mutmaßlich gesetzwidrige Treiben in Unterfranken erhielten die Behörden dem Bayerischen Rundfunk zufolge bereits Anfang Dezember. Bei der richterlich angeordneten Durchsuchung des Gebäudes, eine stillgelegte alten Gaststätte, fanden Polizei und Behörden laut dem dortigen Landratsamt Materialien für einen möglichen Unterricht. Die Nutzung des Gebäudes wurde aufgrund fehlender Prüfung von Flucht- und Rettungswegen untersagt.
Die Ermittlungen in dem Fall dauern an, im Raum steht auch die Frage, ob eine Verbindung zur Querdenker-Szene besteht. Es liege, so eine Sprecherin des Landratsamtes, aber die Vermutung nahe, dass die Menschen, die die Einrichtung nutzten, die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung kritisch sehen.
Auch wenn die Behörden in Röllbach von nur einer Hand voll Kinder ausgehen, die dort unterrichtet wurden, so ist das Phänomen längst kein lokal begrenztes mehr: Erst am Mittwoch wurde rund 35 Kilometer entfernt im unterfränkischen Esselbach ein ähnlicher Fall bekannt. Zusammen mit der Polizei untersuchten dort Mitarbeiter des Schulamtes und des Landratsamtes ein Gebäude, das offenbar für den gleichen Zweck genutzt wurde. Auch dort steht die Vermutung im Raum, dass die Kinder wegen der aktuellen Masken- und Testpflicht an Schulen, separat unterrichtet wurden. Laut der Main Post gibt es im Kreis Main-Spessart derzeit etwa 80 Verfahren wegen coronabedingtem Schulschwänzen.
Ermittlungen in Eltersdorf gehen weiter
Soweit ist man in Erlangen noch nicht, stattdessen dauern die Ermittlungen zu dem möglichen Unterricht in der alten Königsmühle bei Eltersdorf an, Details werden nicht genannt. Die Stadt Erlangen teilt lediglich mit, dass bei einer erneuten Durchsuchung des Geländes wieder keine Kinder angetroffen wurden. Dennoch gebe es Ermittlungen "wegen Verstoßes gegen die Schulpflicht sowie wegen des möglichen Betriebs einer illegalen Schule". Zudem gehe man der Frage nach, wer möglicherweise hinter dem Treiben stecke. Bußgelder wurden bislang aber nicht verhängt.
In allen Fällen von Schulpflichtverletzungen müssten die Betroffenen jedoch mit Bescheiden von bis zu 1000 Euro rechnen.Wie viele Kinder es in ganz Bayern sind, die unentschuldigt im Unterricht fehlen, weiß auch das Kultusministerium nicht genau. Auf Anfrage schreibt ein Sprecher, man ordne fehlende Schülerinnen und Schüler verschiedenen Oberkategorien zu, eine genaue Abgrenzung sei nicht möglich. Die Zahl liege aber definitiv unter 0,2 Prozent. Zum Vergleich: In Bayern gibt es derzeit rund 1,64 Millionen Schulpflichtige.
Die Verantwortung, die fehlenden Kinder in die normalen Schulen zurückzuholen, sieht das Kultusministerium indes nicht bei sich, sondern verweist auf die Kreisverwaltungsbehörden. Ob man es den Eltern aber erst durch die zeitweise Aussetzung der Präsenzpflicht in Bayern ermöglicht habe, solche Betriebe zu starten, darauf ging das Ministerium in seiner Antwort auf unsere Anfrage nicht ein.