Bericht aus Adjumani

Uganda Kids: Wie kommt die Hilfe aus Ellingen und Weißenburg an?

Markus Steiner

Redakteur

E-Mail zur Autorenseite

30.11.2024, 18:58 Uhr
Die Schule der Uganda Kids in Adjumani ist seit ihrer Gründung ordentlich gewachsen: Rund 650 Kinder werden hier beschult und ausgebildet. Künftig wird es hier auch Lehrwerkstätten für Gärtnerei, Viehzucht und Hauswirtschaft geben.

© Christian Lojdl Die Schule der Uganda Kids in Adjumani ist seit ihrer Gründung ordentlich gewachsen: Rund 650 Kinder werden hier beschult und ausgebildet. Künftig wird es hier auch Lehrwerkstätten für Gärtnerei, Viehzucht und Hauswirtschaft geben.

Als Christian Lojdl, der stellvertretende Vorsitzende der Uganda Kids, von seinem letzten Besuch in Uganda erzählt, muss er plötzlich dann doch mit den Tränen kämpfen. Das Schicksal hat einer seiner Abschluss-Schülerinnen, die einen hervorragenden Schulabschluss schaffte, einmal mehr übel mitgespielt. Erst verlor sie beide Eltern und wohnt jetzt bei ihrem Bruder, der bei einem Motorradunfall ein Bein verlor.

Als der Ellinger Mitbegründer der Uganda Kids Scovia besucht, um zu sehen wie es der ehemaligen Musterschülerinnen geht, bittet sie ihn nicht um Geld, sondern um „Food“, Essen also. Eine Anekdote, die zeigt, dass ein Unglück das Leben von heute auf morgen komplett auf den Kopf stellen kann – trotz aller Bemühungen und Anstrengungen. Lojdls Hoffnungen ruhen auf ihrem guten Abschluss, der es ihr hoffentlich ermöglicht an ein Stipendium zu kommen, das ihr eine weitere gute Ausbildung finanzieren kann, mit der sie dann eines Tages einen Job bekommt, mit dem sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten kann.

Gebäude für Schneiderei-Schule

Als Lojdl diesen November in Adjumani war, liefen gerade die Abschlussprüfungen und der stellvertretende Vorstand schaute sich vor Ort an, was sich seit seinem letzten Besuch alles getan hat. Momentan wird gerade die Finanzierung für die Lehranstalten auf die Beine gestellt und das erste Gebäude, in dem die Ausbildung in der Schneiderei stattfinden soll, wird bald errichtet. Weil hierfür dann auch Nähmaschinen angeschafft werden müssen, wird weiterhin Geld benötigt, erzählt Lojdl. Wenn eines Tages alles eingerichtet ist, dann können an der Schule zum Beispiel die eigenen Schuluniformen hergestellt und damit Geld gespart werden.

Die Idee hinter den Uganda Kids erinnert einen, wenn sie von Lojdl erzählt wird, ein wenig an Maria Montessori und ihren Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“. Deshalb sollen die Schülerinnen hier auch Kochen und Hauswirtschaften lernen. Die Ausbildung in den Lernwerkstätten, die in der Landessprache „training workshops“ heißen, dauert ein bis eineinhalb Jahre und endet mit einem Zertifikat, das den Absolventen langfristig Arbeit beschaffen soll.

Zwischen 60 bis 80 Kinder machen jedes Jahr hier ihren Abschluss, insgesamt besuchen 650 Kinder die Schule, die seit ihrer Gründung enorm gewachsen ist, wie man in dem neuen rund zweieinhalbminütigen Film sieht, der mit der Drohne aufgenommen wurde und den Lojdl gerne für seine Besuche in Schulen in Deutschland verwenden will.

„Absolute Hammer“

Es waren für ihn bislang vor allem der Fleiß und der Einsatz seiner Schüler, die ihn die vielen Jahre motivieren, sich weiterhin für das Projekt zu engagieren, das Kindern in Uganda eine Perspektive geben will. Wie Robert zum Beispiel, der der erste Schüler in der Geschichte der Schule ist, der das „Aggregat IV“ geschafft hat: „Das ist ein Abschluss der nicht mehr zu toppen ist, das ist der absolute Hammer.“ Bis das soweit war, hat es 18 Jahre gedauert.

Scovia und Robert, zwei Schüler, die sehr gute Schulabschlüsse schafften. Robert (re.) hat den bestmöglichen Abschluss überhaupt geschafft.

Scovia und Robert, zwei Schüler, die sehr gute Schulabschlüsse schafften. Robert (re.) hat den bestmöglichen Abschluss überhaupt geschafft. © Christian Lojdl

Die zwischenzeitliche Trauer und Ernsthaftigkeit weicht aus Lojdls Gesicht, der auch zu ehemaligen Uganda Kids noch Kontakt über Facebook oder WhatsApp hält und der auch hofft, dass die ehemaligen Schüler, die Alumni, ihre einstige Schule finanziell unterstützen, wenn es ihnen gut geht.

35 Euro pro Monat

Aktuell kandidiert ein ehemaliger Schüler, der 26 Jahre alt ist, für das ugandische Parlament. Eine andere Absolventin, Kervin Marido, hat gerade ihren Bachelor absolviert und ist Englischlehrerin an einer Sekundarschule.
Erfolge wie diese lassen Lojdl und seine Mitstreiter weitermachen und sind verantwortlich dafür, dass der Schatzmeister des Vereins sich auch nicht zu schade ist, auch heuer wieder um Spenden zu werben.

Kervin Marido hat den Bachelor gemacht und wird Englischlehrerin.

Kervin Marido hat den Bachelor gemacht und wird Englischlehrerin. © Uganda Kids

Schließlich verursacht die Schule rund 12.500 Euro an Kosten pro Monat. Wenn man weiß, dass man mit 35 Euro pro Monat den kompletten Lebensunterhalt eines Schülers (inklusive allem) finanzieren kann, kommt einem die Summe nicht mehr sonderlich hoch vor.

Inzwischen wird Christian Lojdl auch von seinem Sohn Roman unterstützt, der neu im Vorstand der Uganda Kids ist und der das Projekt von Kindesbeinen an kennt. Christian Lojdl hofft, dass er die Uganda Kids, die ihm ein echtes Herzensprojekt sind, einmal in seine Hände abgeben darf. Bis zu seiner eigenen Rente will Lojdl aber unbedingt noch weiter machen. Weil er will, dass auch in Uganda Kinder mit Perspektiven aufwachsen.

Keine Kommentare