Imker
So wenig Honig gab es noch nie in Altmühlfranken
4.12.2021, 05:52 UhrSchuld daran war das nasskalte Wetter im Frühjahr, dass es den Bienen schwer machte. Aber auch die hiesige Struktur, denn keiner der 291 im Kreisverband organisierten Bienenhalter betreibt die Imkerei hauptberuflich. Die echten Profis aber seien in diesem Jahr dem Bienenfutter hinterher gereist, um ihre Völker gut durchzubringen. Damit konnte man einiges auffangen.
Unabhängig vom verregneten Frühjahr macht den Imkern hierzulande mittelfristig auch der Klimawandel Sorge. „Wir erleben es eigentlich immer öfter, dass wir vom Winter direkt in den Sommer wechseln“, sagt Stefan Spiegl. Das aber überfordert die Bienen, die nach der Winterruhe mit 6000 bis 8000 Tieren erst langsam die Bestände ihres Volks wieder auf bis zu 25 000 aufbauen müssen, um in voller Stärke erntefähig zu sein.
Bis sie soweit sind, ist mittlerweile manchmal schon die erste Blühphase vorbei. Außerdem lauern Gefahren im frühen „Sommerbeginn“. Ein scharfer Frosteinbruch nach einigen warmen Wochen lässt nicht nur die Blüten der Obstbäume erfrireren, sondern kann auch einem Bienenvolk empfindlich wehtun.
Keine Winterruhe mehr?
Spiegl geht davon aus, dass es in einigen Jahrzehnten für die hiesigen Bienen vielleicht gar keine Winterruhe mehr geben wird, wie das bereits in Südeuropa der Fall ist. Dann aber müssten die Insekten auch ganzjährige Pflanzen finden, deren Pollen sie ernten können. Der immer flächendeckendere Anbau von Zwischenfrüchten im Winter komme den Tieren da entgegen. Denn zum Beispiel Winterraps oder Senf blüht auch noch spät im Jahr.
Vor Ort sei die Situation der Bienen immer noch gut, weil man keine extrem aufgeräumten Agrarlandschaften habe, wie das vielleicht in den großen Anbaugebieten im Osten Deutschlands der Fall ist. Die kleinen bäuerlichen Strukturen kommen der Imkerei zugute.
Aber natürlich würden sich Umstellungen im Anbau immer bemerkbar machen. Die starke Ausdehnung des Maisanbaus tat den Imkern etwa weh, die natürlich lieber den stark blühenden Raps auf den Feldern sähen.
Neue Schädlinge als Problem
Aber auch im Wald gibt es für die Bienen viel zu ernten. Immerhin ist der Forst der ursprüngliche natürliche Lebensraum der Insekten. Hier wird der Honig allerdings ganz anders hergestellt. Die Bienen nutzen nicht die Pollen der Nadelbäume, sondern den sogenannten Honigtau. Dabei handelt es sich um die zuckrigen Ausscheidungen von pflanzensaugenden Insekten wie Blattläusen.
Schwierigkeiten befürchtet Imkerchef Spiegl mittelfristig auch in Altmühlfranken mit neuen Schädlingen, die im Zuge des sich erwärmenden Klimas auch in Deutschland Thema werden könnten. Dazu zählt etwa der Beutenkäfer, der aus Afrika bereits seinen Weg nach Italien gefunden hat. „Deswegen raten wir etwa davon ab, Bienenvölker aus Italien zu kaufen“, erklärt der bayerische Imkervorsitzende.
Der kleine Käfer legt seine Brut in Bienenstöcke, die geschlüpften Larven fressen sich dann durch die Waben. Ein anderer Schädling, der schon benachbarten Baden-Württemberg angekommen sein soll, ist die asiatische Hornisse. Diese Insekten dringen in die Stöcke von Bienen ein und holen sich dort Nahrung.
Kampf gegen Hornissen
Die Bienen sind den Hornissen allerdings nicht wehrlos ausgeliefert, sondern haben einen Verteidigungsmodus entwickelt. Betritt ein Kundschafter der Hornissen den Stock, stürzen sich zahlreiche Drohnen des Bienenstocks auf ihn und versuchen, ihn zu überheizen. Das gelingt, indem die Bienen ihre Körpertemperatur um mehrere Grad auf 42 erhöhen.
Allerdings klappt dieser Mechanismus nicht immer und es ist unklar, ob die Bienen ihn hierzulande beherrschen. In Frankreich ist die asiatische Hornisse bereits fest verbreitet und breitet sich mit atemberaubender Geschwindigkeit aus. Erste Meldungen über Völker inaus Hessen und Baden-Württemberg liegen bereits vor.
„Wir werden unsere Betriebsweise wohl umstellen müssen“, zieht Spiel als Resümee vieler Veränderungen, die mit dem Klimawandel zu erwarten sind. Was genau das für die Imker in Weißenburg-Gunzenhausen bedeutet, müssten die nächsten Jahre und Jahrzehnte zeigen. Bis es so weit ist, will man erstmal dafür sorgen, dass die Imkerei noch mehr Freunde findet und die, die sie betreiben stets auf dem aktuellen Stand sind.
Imkerei-Boom mitnehmen
In näherer Zukunft wird Stefan Spiegl auch im Vorstand des Imkerortsverbands Weißenburg aktiv werden und es sind einige Projekte auch auf Kreisebene geplant. Unter anderem in Zusammenarbeit mit Schulen, um die Bedeutung der Imkerei früh den Kindern nahezubringen. „Wichtig ist mir auch, dass wir ausreichend Kurse für die anbieten, die sich fürs Imkern interessieren. Der Boom der Imkerei ist bisher ein bisschen an uns vorbeigegangen.“