„Akklimatisation sehr wichtig“

Magie der Viertausender im Wallis: Weißenburger Alpenverein fuhr für Hochtouren in die Schweiz

wt

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3.9.2024, 11:00 Uhr
„Sehr steil mit Spalten; kurz vorm Gipfel“, notierten die Weißenburger Bergsportler zu dieser beeindruckenden Aufnahme, die bei ihrem Hochtouren-Wochenende in der Schweiz entstand.  

© DAV Weißenburg „Sehr steil mit Spalten; kurz vorm Gipfel“, notierten die Weißenburger Bergsportler zu dieser beeindruckenden Aufnahme, die bei ihrem Hochtouren-Wochenende in der Schweiz entstand.  

Das Wallis ist weithin bekannt für sein Wahrzeichen, das Matterhorn. Wer allerdings seinen ersten Viertausender machen möchte, sollte nicht gerade so einen „Paradeberg“ auswählen. „Wesentlich ruhiger, wenngleich auch nicht ganz einsam, geht es da im Nachbartal, dem Saastal zu“, weiß man bei der Sektion Weißenburg des Deutschen Alpenvereins.

Die wohl bekannteste Ortschaft dort ist Saas Fee mit seinem Skigebiet. Im Örtchen Saas-Grund gibt es ebenfalls eine Seilbahn, die nach oben ins Hohsaas-Gebiet führt. Genau diesen Parkplatz steuerte die zehnköpfige Weißenburger Gruppe für ihre Hochtour an. Die Weissmieshütte auf 2726 Meter wurde zu ihrem „Basislager“ für die nächsten vier Tage, heißt es im Pressebericht.

Sie waren mit in der Schweiz dabei.

Sie waren mit in der Schweiz dabei. © DAV Weißenburg

„Akklimatisation sehr wichtig“

Der Aufstieg war nicht zu unterschätzen, sind es doch immerhin sieben Kilometer mit 1200 Höhenmetern bis hinauf zur Hütte. Nach etwa dreieinhalb Stunden ließ dann das Panorama auf der Hüttenterrasse jedes Bergsteigerherz höherschlagen. Die Weißenburger genossen den Anblick von vielen Walliser Viertausendern. Sogar die Dufourspitze, mit 4634 Meter der zweithöchste Berg der Alpen, war zu sehen.

Die Bergsportler erkundeten an diesem Tag noch den Weg zum Grateinstieg des Lagginhorns. Erstens wollten sie den Weg bei Tageslicht ansehen, da sie am nächsten Morgen in der Dunkelheit mit Stirnlampe starten mussten. Außerdem sei „es sehr sinnvoll, höher zu steigen, als man schläft. Akklimatisation ist bei Hochtouren sehr wichtig“, heißt es im Pressetext.

Auf Großglockner-Niveau

Um 4.40 Uhr brachen sie auf. Zunächst hatten sie etwa 150 Höhenmeter auf einem Moränenrücken vor sich, bis sie in den Südwestgrat einsteigen. Je höher die Gruppe stieg, desto steiler wurde der Grat. Zum Glück sei er nie so schmal gewesen, dass akute Absturzgefahr bestanden hätte, berichten die Alpenvereinsler. Dennoch sei volle Konzentration und Aufmerksamkeit auf den über 1200 Höhenmetern nötig gewesen.

Der Aufstieg wird belohnt: Diesen Blick konnten die Teilnehmer des Weißenburger Alpenvereins in der Schweiz genießen.

Der Aufstieg wird belohnt: Diesen Blick konnten die Teilnehmer des Weißenburger Alpenvereins in der Schweiz genießen. © DAV Weißenburg

Die Schlüsselstelle des Aufstieges, eine größere Plattenstufe im zweiten Schwierigkeitsgrad, wurde von allen problemlos gemeistert. Je höher sie kraxeln, desto deutlicher bekamen sie die Höhenluft zu spüren – das Atmen wurde anstrengender. „Plötzlich bleiben wir stehen und realisieren, dass wir eine Höhe von 3900 Meter erreicht haben – also Großglockner-Niveau“, heißt es in ihrem Tourenbericht.

Der erste Viertausender

Ab da waren es nur noch 110 Höhenmeter zum Gipfel, aber die hatten es noch mal in sich. Unter anderem auf gefrorenen Altschneeresten arbeiteten sich die Bergsteiger nach oben. Um 9.30 Uhr standen sie am Gipfel des Lagginhorns auf 4010 Meter. „Wir sind total begeistert und zugegebenermaßen auch ein wenig emotional. Ist es doch für sieben Alpinisten von uns der erste Viertausender. Da darf man ruhig stolz sein“, schrieben sie.

Der Abstieg entpuppte sich aufgrund seiner Länge als sehr anspruchsvoll. Keine Sekunde durfte man unaufmerksam sein. An der Schlüsselstelle packte die Gruppe zur Sicherung noch das Seil aus. Überglücklich, aber sichtlich kaputt und erschöpft erreichten alle bis 14.30 Uhr die Weissmieshütte.

Verhältnismäßig viel Schnee

Die Tour am nächsten Tag begann noch früher als die erste. Um 3.30 Uhr gab es Frühstück, um 4.10 Uhr war Abmarsch Richtung Weissmies (4023 Meter). 90 Minuten sind es bis zur Seilbahnstation der Hohsaas-Bahn – kurz dahinter, auf etwa 3100 Meter, befindet sich der Einstieg ins Eis. Die Bedingungen auf dem Gletscher hätten nicht besser sein können. Eis und Firn waren hart gefroren und die Alpinisten kamen sehr gut voran.

Angeseilt querten sie ein spaltenreiches Terrain, ehe sie am Fuße einer Steilstufe standen. Da verhältnismäßig viel Schnee auf dem Gletscher lag und dieser auch hart gefroren war, konnte die Weißenburger Gruppe seilfrei weiter gehen. Über 350 Höhenmeter stieg sie im Zickzack die Firnflanke empor, der Schlüsselstelle des Anstieges war. Nach etwa fünf Stunden standen alle am Gipfel, an dem es kein Kreuz gibt – dafür aber ein faszinierendes Panorama. In der Ferne war sogar die Zugspitze zu erkennen.

Noch genügend Schatten

Um 10 Uhr machten sich die Bergsteiger auf den Rückweg. Keineswegs zu früh, und so fanden sie im Abstieg noch genügend Schatten, und Schnee und Firn waren nach wie vor griffig. Problemlos erreichten sie wieder den Gletschereinstieg und wanderten gemütlich zurück zum Basislager.

Am nächsten Tag hieß es, wieder von der Weissmieshütte hinabzusteigen nach Saas-Grund. „Es war ein supertolles Hochtouren-Wochenende mit zwei Viertausendern im Gepäck, einer tollen Hütte und einem noch tolleren Team“, resümiert die Gruppe.
„Sehr steil mit Spalten; kurz vorm Gipfel“, notierten die Weißenburger Bergsportler zu dieser beeindruckenden Aufnahme, die bei ihrem Hochtouren-Wochenende in der Schweiz entstand.

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