Recht auf Verwahrlosung

Caritas Weißenburg: Arbeit von Betreuern immer schwieriger, Verständnis für Handlungsspielraum fehlt

wt

E-Mail

5.8.2024, 11:00 Uhr
Betreuer leisten keine Pflege und räumen nicht die Wohnung auf - sie vertreten die Interessen der Klienten: In der Öffentlichkeit herrsche oft ein falsches Bild vom Beruf der Betreuer, schreibt die Caritas Weißenburg.

© IMAGO Betreuer leisten keine Pflege und räumen nicht die Wohnung auf - sie vertreten die Interessen der Klienten: In der Öffentlichkeit herrsche oft ein falsches Bild vom Beruf der Betreuer, schreibt die Caritas Weißenburg.

Bei den Betreuten gibt es nach ihrer Erfahrung immer mehr Doppeldiagnosen: „Viele leiden an einer psychischen Erkrankung und sehr häufig kommt ein Suchtproblem dazu, häufig Alkohol, aber auch andere Drogen. Der ‚Klassiker‘ unter den Betreuten ist eine paranoide Schizophrenie in Kombination mit Alkoholmissbrauch“, so Olivia Feyerlein.

Für die Arbeit bedeute dies viele Herausforderungen. Da die Betreuungsfälle immer anspruchsvoller würden, könnten ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer diese nicht übernehmen. „Bei uns im Landkreis bekommen die anspruchsvollen Fälle nur wir Vereine oder Berufsbetreuer. Ehrenamtliche bekommen laufende Fälle von uns, die ‚leichter‘ sind und wenn alles geregelt ist.“ Die Arbeit sei vor allem komplex, „da wir Betreuerinnen und Betreuer oft den Spagat zwischen den Wünschen der Betreuten und denen des Umfeldes, also Angehörigen, Vermietern und Ämtern leisten müssen“.

Oft mit Unverständnis zu kämpfen

Oft herrsche zum Beispiel Unverständnis vor, wenn ein Betreuter verwahrlosen möchte und keine ambulanten Dienste ins Haus lassen will. „Dann können wir als Betreuer nichts weiter tun.“ Häufig entstehe dann Frust im Umfeld nach dem Motto „aber man muss da doch was machen“. „Gegen den Willen der Betroffenen können wir aber nur bei akuter Eigen- und Fremdgefährdung vorgehen. ‚Nur‘ eine verwahrloste Wohnung reicht da nicht“, stellt die rechtliche Betreuerin klar.

Oftmals sei die Betreuungsarbeit eine Herausforderung, „da in der Gesellschaft ein völlig falsches Bild von rechtlicher Betreuung herrscht. Wir leisten keine Pflege, fahren mit den Betreuten nicht einkaufen oder räumen die Wohnung auf. Wir sind deren gesetzlicher Vertreter und organisieren die ambulante Situation im Rahmen unserer Möglichkeiten und der Wünsche des Betreuten.“

Momentan werden an der Caritas-Kreisstelle Weißenburg und seinen Außenstellen Wemding und Gunzenhausen rund 140 Betreuungen geführt, verteilt auf derzeit acht Betreuerinnen. .

Keine Kommentare