"Das ergreift einen"
Weisendorf nach Bluttat unter Schock: Warum musste die 14-Jährige sterben?
7.1.2023, 14:49 UhrIn der Einfahrt des Hauses stehen Kerzen und Rosen. Sie erinnern an das, was am Freitagmorgen in dem kleinen Ort Weisendorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt geschah. Hier, davon geht die Polizei aus, stach ein 17-Jähriger mit einem spitzen Gegenstand auf seine Mutter und seine Schwester ein. Die 14-Jährige starb, die 41-Jährige erlitt bei der Attacke schwere aber nicht lebensgefährliche Verletzungen.
Warum der Sohn mutmaßlich seine eigene Familie angriff, begreift in dem 6000-Einwohner-Ort niemand. Die Anteilnahme ist groß, das Unverständnis über die Bluttat noch größer. "Wenn ich mir vorstelle, dass das in meiner Familie passiert, das muss tragisch sein, das ergreift einen", sagt ein Anwohner der Agentur News5. Er kannte die Familie vom Sehen, die Mutter habe "zurückgezogen gelebt", erklärt der Mann. Nur warum es zu der tödlichen Attacke kam, das kann sich auch der Weisendorfer nicht erklären. "Das fragt sich jeder hier."
Polizei ermittelt zur Motivlage - Welche Rolle spielen Drogen?
Die Polizei hat bislang keine Anhaltspunkte, zumindest will sie keine Details an die Öffentlichkeit geben. "Die Motivlage ist Teil der Ermittlungsarbeit", sagte ein Sprecher des Präsidiums Mittelfranken am Samstag auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Polizei hüllt sich in Schweigen. Soviel nur: Man habe noch am Freitag erste Befragungen von Nachbarn unternommen - das soll helfen, den genauen Tathergang zu rekonstruieren.
Die Ermittler der Kripo stehen vor einem Rätsel. Die Bild-Zeitung berichtet, der 17-Jährige mutmaßliche Täter habe Drogen konsumiert. "Da gab es deswegen ständig Probleme", sagte ein Freund der Familie dem Blatt. Dazu äußern will sich die Polizei auf Nachfrage nicht - auch nicht dazu, ob der Sohn während der Tat unter dem Einfluss berauschender Substanzen stand. Ein sogenanntes chemisch-toxikologisches Gutachten könnte das aufklären. Ob es gemacht wird, bleibt aber zunächst unklar.
Obduktion im Lauf des Montags
Der Tatverdacht gegen den 17-Jährigen hat sich jedenfalls erhärtet. Deshalb erließ ein Ermittlungsrichter am Samstag Untersuchungshaftbefehl gegen den Sohn. Auch eine Obduktion der getöteten Schwester wurde anberaumt, sie soll im Lauf des Montags stattfinden. Alles Bausteine, von denen sich die Kripo weitere Hinweise auf den Tathergang erhofft.
Weisendorf steht unter Schock. "Da denkt man schon darüber nach, was in den Köpfen der Jugend heutzutage vorgeht", sagt eine Anwohnerin der Agentur News5. Sie ist selbst Mutter eines 17-jährigen Sohns, hat eine Tochter in einem ähnlichen Alter wie die Getötete. "Es war einfach sinnlos, das Mädchen hatte ihr ganzes Leben noch vor sich."
Hier finden Sie alle Informationen zu diesem Fall im Überblick:
- Etwas mehr als 24 Stunden nach der Bluttat in der mittelfränkischen Kleinstadt Weisendorf steht der kleine Ort unter Schock. Warum attackierte der 17-Jährige am Dreikönigstag mutmaßlich seine Mutter und verletzte seine Schwester tödlich?
- Bei einer Andacht nehmen zahlreiche Weisendorfer Anteil am Schicksal des 14-jährigen Mädchens. Die Pfarrerin spricht über "das große Warum", das die trauernden Menschen nun alle umtreibt.
- Es gibt ein erstes Ergebnis der Obduktion. Die Staatsanwaltschaft äußert sich auch, wie es mit dem mutmaßlichen Täter, dem 17-jährigen Bruder, weitergeht.
- Auch vier Tage nach dem Vorfall ist in Weisendorf und Umgebung nichts, wie es vorher war. An der Schule des Mädchens wird ein Raum eingerichtet, in dem die Mitschüler trauern können.
- Schock, Trauer und Wut: Nach der Bluttat in Weisendorf ist in der Schule des Opfers Krisenintervention angesagt. Dabei helfen Schulpsychologen mit einer Zusatzausbildung für den Notfall.
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