Krise auf den Intensivstationen

Völlig überlastet: Jetzt schlägt auch der Rettungsdienst Alarm - "Personal am Limit"

Tobi Lang

Online-Redakteur

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12.11.2021, 18:05 Uhr
Weil viele Intensivstationen überfüllt sind, müssen Rettungskräfte Kranke und Verletzte deutlich weiter transportieren als sonst. 

© Armin Weigel, NN Weil viele Intensivstationen überfüllt sind, müssen Rettungskräfte Kranke und Verletzte deutlich weiter transportieren als sonst. 

Theo Zellner ist nicht um klare Worte verlegen. So deutlich wie jetzt wurde der Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) aber selten. "Das Personal ist physisch wie psychisch am Limit, zutiefst frustriert", sagt er am Freitag, "und auch verärgert, dass der fast zweijährige und kräftezehrende Einsatz mangels Impfbereitschaft immer noch nicht beendet werden kann."

Schwierigste Phase der Pandemie stehe noch bevor

Die Situation im Rettungsdienst, der von zahlreichen Organisationen wie dem BRK in Bayern betrieben wird, ist mehr als kritisch. "Die schwierigste Phase der Pandemie steht uns in den kommenden Wochen bevor", warnt Zellner.

Ein ganzer Cocktail an Problemen macht die Lage so explosiv wie vielleicht noch nie während der Corona-Krise. Besonders kritisch für die Hilfsorganisationen: Die Zahl der Infektionstransporte im Rettungsdienst ist allein in den letzten vier Monaten fast um das Vierfache gestiegen. Heißt: Immer mehr Covid-Erkrankte müssen in Krankenhäuser gebracht werden. Zuerst hatte die Bild-Zeitung über die dramatische Situation im Rettungsdienst berichtet.

Die aber sind vielerorts überfüllt, besonders Intensivstationen ächzen seit Wochen unter der Last der gestiegenen Zahl an schweren Verläufen. Hier zieht sich die Schlinge zu: Der Rettungsdienst muss noch weitere Strecken fahren, um Menschen zu Krankenhäusern zu bringen, die noch Kapazitäten haben. Das BRK spricht von mehrstündigen Transporten.

"Es ist längst keine Privatsache mehr, sich nicht impfen zu lassen"

Ein Großteil derer, die mit Covid im Krankenhaus landen, ist ungeimpft. Das stößt auch den Hilfsorganisationen sauer auf. "Mir fehlt die Solidarität der Ungeimpften gegenüber unseren Rettungs- und Pflegekräften", sagt BRK-Präsident Zellner. "Es ist längst keine Privatsache mehr, sich nicht impfen zu lassen. Vielmehr ist das Impfen ein notwendiger Akt zur Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems."

Dazu kommt, dass auch immer mehr Mitarbeiter im Rettungsdienst ausfallen - entweder, weil sie sich selbst infiziert haben oder in Quarantäne müssen. "Die sehr hohe psychische Belastung, lange Transportzeiten und insgesamt höhere Schutzmaßnahmen stellen eine außerordentliche Belastung des Rettungsdienstes dar", sagt Zellner. "Die Freiheit des Einzelnen, sich nicht impfen zu lassen, hört dort auf, wo die Gesundheit des Anderen gefährdet ist."

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