Defizit

Diakoneo-Kliniken Neuendettelsau und Schwabach: Gefahr für stationäre Versorgung?

Günther Wilhelm

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30.11.2022, 19:00 Uhr
Die wirtschaftliche Lage im Krankenhaus Neuendettelsau scheint sehr angespannt zu sein.

© Francesca Schellhaas / photocase.de, NN Die wirtschaftliche Lage im Krankenhaus Neuendettelsau scheint sehr angespannt zu sein.

3,5 Millionen Euro Verlust 2021 und mutmaßlich 2,4 Millionen Minus für 2022: Diese schlechten Zahlen der Diakoneo Klinik Schwabach hatten Diakoneo-Vorstand Michael Kilb und Klinik-Geschäftsführer Daniel Weiß kürzlich im Schwabacher Stadtrat vorgestellt.

Eine Pressemitteilung von Diakoneo bekräftigt nun, wie schwierig die wirtschaftliche Situation der beiden Diakoneo-Kliniken in Neuendettelsau und Schwabach ist. Die wichtigsten Aussagen:

Die geplante Zusammenführung der beiden kleinen Krankenhäuser in eine gemeinsame GmbH ist gescheitert. Auf Dauer sei ein Millionendefizit aber nicht tragbar. Ziel sei, in beiden Kliniken die stationäre Versorgung zu erhalten. Sollte das nicht gelingen, werden für Neuendettelsau neue Modelle als denkbar bezeichnet.

Keine Gefahr für Schwabach?

Interessant aus Schwabacher Sicht: Die Klinik in Schwabach wird in diesem Zusammenhang nicht genannt. Ob dies so interpretiert werden könne, dass die stationäre Versorgung in Schwabach nicht gefährdet ist? Zu dieser Nachfrage wollte sich der Pressesprecher von Diakoneo nicht äußern. In der Pressemitteilung sei alles gesagt.

Wörtlich heißt es darin: "Inflation, explodierende Energiekosten und die noch immer anhaltenden Belastungen durch die Coronapandemie – wie allen Krankenhäusern in Deutschland machen diese krisenhaften Rahmenbedingungen auch den Klinikstandorten von Diakoneo in Schwabach und Neuendettelsau zusätzlich schwer zu schaffen. Die Patientenzahlen sind während der Pandemie deutschlandweit massiv gesunken", so Diakoneo.

Kein Erholungseffekt

„Der erhoffte Erholungseffekt bleibt leider aus. Alle Experten gehen davon aus, dass sie auch langfristig nicht mehr auf das Vorkrisenniveau zurückkehren werden“, schildert Michael Kilb, Vorstand Gesundheit bei Diakoneo, die Lage. Auf Grund ihrer überschaubaren Größe und der für kleine Krankenhäuser besonders herausfordernden gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen seien beide Diakoneo-Standorte in der Region schon vorher wirtschaftlich unter Druck gewesen.

Man habe daher frühzeitig reagiert und ein Medizinkonzept für beide Standorte in Auftrag gegeben, das 2021 den Mitarbeitenden vorgestellt wurde und nun neu bewertet werden müsse. „Das Medizinkonzept würde erhebliche positive Effekte generieren. Unter den aktuellen Voraussetzungen, wie etwa den coronabedingt deutlich gesunkenen Fallzahlen in den Kliniken, wird das jedoch nicht dazu führen, dass das hohe Defizit auf ein erträgliches Maß reduziert werden kann“, so Kilb.

"Enttäuschung für alle"

„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben gemeinsam mit der Krankenhausleitung viele Monate mit großem Engagement am Medizinkonzept gearbeitet. Kurz vor Beginn der Umsetzung müssen wir nun feststellen, dass es so nicht funktioniert. Das ist eine Enttäuschung für uns alle“, beschreibt Daniel Weiß, Geschäftsführer der beiden Krankenhäuser, die Gefühlslage. Man müsse aber rechtzeitig den Tatsachen ins Auge sehen und nach Lösungen für die Gesundheitsversorgung in der Region suchen.

Defizit auf Dauer nicht tragbar

„Ein Weiter wie bisher kann es nicht geben, da unter diesen Voraussetzungen das jährliche Defizit weiter stark anwachsen würde“, stellt Kilb klar. Zwar habe man als sozialer Träger keine Gewinnerzielungsabsicht, müsse aber wirtschaftlich agieren, um die in den kommenden Jahren notwendigen Investitionen in Medizintechnik und Infrastruktur aus eigenen Mitteln stemmen zu können. „Ein solches Minus kann Diakoneo nicht dauerhaft verkraften, wenn wir unseren Verpflichtungen für die Bevölkerung in der Region weiterhin gerecht werden wollen.“

Was wird aus stationärer Versorgung?

Man prüfe nun, ob man durch weitere Prozessoptimierungen und die Herausbildung medizinischer Schwerpunkte an den beiden Standorten, wie man sie bereits im Medizinkonzept ähnlich geplant hatte, dennoch eine relevante Ergebnisverbesserung erzielen könne. „Wir kämpfen weiterhin dafür, an beiden Standorten stationäre Krankenversorgung anzubieten, denn das ist der Bevölkerung, unseren Mitarbeitenden und uns wichtig.“

Sollte das nicht gelingen, müsse man auch andere Modelle in Betracht ziehen. Denkbar sei deshalb auch der Ausbau des bereits bestehenden Gesundheitszentrums in Neuendettelsau. Dies könne den Aufbau eines Therapie- und eines ambulanten OP-Zentrums, den Ausbau des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) und weitere umfangreiche Angebote für ambulante Pflege und Kurzzeitpflege umfassen. Auch die Gründung eines Gesundheitskiosks, einem niedrigschwelligen Beratungsangebot zu gesundheitlichen und sozialen Themen, werde geprüft. Man werde alle möglichen Szenarien nun bis Ende Januar bewerten.

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