Mutter und Tochter am Flügel

„Bonjour, Hotclub de France“: Frankophiler Pianoabend im Schwabacher Bürgerhaus

23.10.2024, 05:00 Uhr
Gaben im Bürgerhaus Schwabach ein umjubeltes Konzert: Das Mutter-Tochter-Duo Hilde und Victoria Pohl.

© Manni Holtz Gaben im Bürgerhaus Schwabach ein umjubeltes Konzert: Das Mutter-Tochter-Duo Hilde und Victoria Pohl.

Im Tangoschritt über den Regenbogen. Und dazwischen gut zwei Stunden frankophoner gute Laune Klassik-Swing eines genialen Piano-Duos. So kann man das umjubelte Konzert von Hilde und Victoria Pohl in wenigen Worten zusammenfassen.

Der Piano-Hotclub de France gastierte im Schwabacher Bürgerhaus. Rund 130 begeisterte Besucher des Konzertabends, organisiert vom Partnerschaftskomitee Schwabach-Les Sables d´’Olonne, verabschiedeten nach über zwei Stunden die fantastische Mutter-Tochter-Kombination mit lautstarken Ovationen. Vicky begann solo mit dem Libertango von Piazzolla und Hilde machte nach der Hälfte des Stückes die vierhändige, temperamentvolle Swingvariation komplett. Auch in der Folge präsentierten die beiden eine muntere Mixtur aus zwei- drei und vierhändigen Zaubereien am hochgelobten Steinway-Flügel.

Mit charmanten Plaudereien und kleinen Anekdoten unterhielten die Nürnbergerinnen, dem Programmtitel "francophone" auch oft kleidungstechnisch in bleu blanc rouge verpflichtet, das Publikum, um jedes Mal sofort dem Wortlaut auch die Tastenkunst folgen zu lassen. So erklangen einzigartig arrangierte, swingende Variationen bekannter Chansons und klassischer Werke von allerlei Komponisten, die eine besondere Beziehung zum Nachbarland und vor allem zu Paris aufweisen. Darunter auch zwei Stücke von Victoria, die selbst zum Schüleraustausch und in den Ferien in Les Sables d’Olonne weilte. Und weil in zwei Monaten bereits Weihnachten vor der Türe steht, erfuhr das Auditorium außerdem, dass ein französisches Volkslied dereinst Mozart in Paris zu einer Komposition inspirierte und wir diese Melodie bei uns als "Morgen kommt der Weihnachtsmann" bestens kennen.

Spontan-Medely mit sieben Publikumswünschen

Den Höhepunkt vor der Pause herauszuheben, ist schwierig. Egal ob Brubecks "Take Five" oder doch die Piaf-Hymne "La vie en rose" – mit passender Herzchenbrille als Accessoire – jedes Stück verwandelte sich nach zartem Beginn in atemberaubender Geschwindigkeit in ein fulminantes Jazz- und Swingerlebnis. Gestärkt durch Loire-Weine und von Komiteebäckerinnen selbst zubereitete französische Spezialitäten, wurde das Publikum im zweiten Teil sofort zum Mitmachen aufgefordert, um nach einem Crashkurs Französisch den vierstimmigen Kanon "Frère Jacque" in perfektem Wortlaut zu intonieren.

Das Spontan-Medley der sieben Publikumswünsche, die Hilde Pohl in einzigartiger Interpretation und Melange in eine liebevolle Parisreise der Adeline (Richard Claydermans "Ballade pour Adeline" war das wiederkehrende Motiv) einbaute, brachte die Zuhörer vollends zur Verzückung. Nach einer Zugabenserie und mit der melancholisch swingenden Interpretation von "Somewhere over the Rainbow" entführten die beiden Klaviervirtuosinnen die Schwabacher Musikliebhaber vollends in eine Zauberwelt. Diese bedankten sich mit lang anhaltendem, frenetischen Applaus, in der Hoffnung auf ein Wiedersehen und -hören im Jubiläumsjahr der deutsch-französischen Städtepartnerschaft 2025. Vielleicht dann auf einem vergoldeten Flügel spielend? Diesen Marketing-Gag gab’s bei Hilde Pohl noch kostenfrei obendrauf.

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