![Felix Lehnhoff, neben Karl Scheuerlein ebenfalls Geschäftsführer der Unternehmerfabrik, zeigt eine Präsentation zur wirtschaftlichen Lage im Landkreis Roth. Felix Lehnhoff, neben Karl Scheuerlein ebenfalls Geschäftsführer der Unternehmerfabrik, zeigt eine Präsentation zur wirtschaftlichen Lage im Landkreis Roth.](https://images.nordbayern.de/image/contentid/policy:1.12850667:1672219165/image/rot-innovationspreis-wirtschaftliche-lage-20221227-090148_app11_02.jpg?f=16%3A9&h=816&m=FIT&w=1680&$p$f$h$m$w=d6fc2eb)
Einschätzung der Unternehmerfabrik
Wirtschaft im Landkreis Roth: Darum ist die Lage besser als die Stimmung
Natürlich würden sich auch vor Ort die weltpolitischen Verwerfungen und Veränderungen in vollem Umfang auswirken, sagt Felix Lehnhoff, Geschäftsführer der Unternehmerfabrik. Zudem müsse die wirtschaftliche Bewertung auf die Bereiche Industrie, Handel, Handwerk aufgeteilt werden. Auch eine branchenspezifische Betrachtung sei wichtig. "Wir sind einfach ein Landkreis der Vielfalt."
Im Landkreis Roth gibt es insgesamt 3500 Betriebe. Davon sind 2572 Kleinunternehmen mit einem bis zehn Mitarbeitern. Diese beschäftigen insgesamt 7698 Menschen. Es gibt 46 Firmen, welche mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigen. Insgesamt sind 40.665 sozialversicherte Personen im Landkreis beschäftigt. Über 1000 Betriebe sind qualifizierte Ausbildungsbetriebe.
Der Landkreis Roth weist mit 68,1 Prozent den höchsten Anteil an Familienunternehmen in Deutschland auf. "Konzernstrukturen sind uns quasi fremd. Diese Zahlen muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen", sagt Felix Lehnhoff von der Unternehmerfabrik Landkreis Roth GmbH, die übrigens die einzige Gesellschaft dieser Art in ganz Deutschland ist.
Spagat zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit
Um diese Struktur zu erhalten, sei es wichtig gewesen, dass sich die Kommunen bei der Fortschreibung des Regionalplanes entsprechend beteiligt haben. Der Unternehmerfabrik ist es nach wie vor sehr wichtig, dass sich nicht nur die Verdichtungsräume Nürnberg, Fürth und Erlangen in der Zukunft behaupten sollen, sondern auch die ländlichen Strukturen eine Chance zur Weiterentwicklung bekommen. "Da ist sicher ein Spagat notwendig, um den Flächenverbrauch in der Zukunft zu reduzieren, ohne das Wachstum unserer guten Firmenstrukturen zu gefährden", fügt Lehnhoff hinzu.
Das war auch der Grund, warum die Unternehmerfabrik die Gewerbeentwicklung in Allersberg auf der einen Seite begrüßte, auf der anderen Seite aber dem Verkauf an einen einzigen Projektentwickler kritisch gegenüberstand. "Mit diesen Flächen hätten wir dem ganzen Landkreis für die nächsten zehn Jahre bei organischem Wachstum eine interessante Entwicklung bieten können", sagt Lehnhoff.
Und: "Wir müssen zu Teamplayern werden, vernetzt denken und handeln. Wie es die Gemeinden Georgensgmünd, Spalt und Röttenbach mit ihrem interkommunalen Gewerbegebiet vormachen. Die Zeiten des grenzenlosen Wachstums sind vorbei. Jetzt heißt es den Bestand bestmöglich zu nutzen und die Wettbewerbsfähigkeit auszubauen".
"Aufbruchstimmung zu spüren"
Genau diese Entwicklung zeichne sich in der Region bei den mittelständischen Unternehmen ab." "Es ist eine Aufbruchstimmung im Bereich der Entwicklung zu spüren, wie wir sie die letzten 20 Jahre nicht hatten", will Lehnhoff erkannt haben. "Es werden neue Materialien, neue Verfahren und effizientere Prozesse entwickelt und eingesetzt. Wir erfinden uns selbst Neu", so könnte man die jetzige Zeit bezeichnen.
Das Augenmerk liege auf Nachhaltigkeit, Energie- und Ressourcen sparen, Mitarbeiter- und Familienfreundlichkeit. Die Themen Mit- und Facharbeiter, Schüler, duale Ausbildung und Mobilität müssten zudem neu bewertet werden. Die Arbeitslosenquote von zwei Prozent zeige einerseits, wie stark unsere Wirtschaft ist, birge aber andererseits die Herausforderung, genügend Fachpersonal zu rekrutieren.
Im Bildungswesen seien die Weichen bereits gestellt. Dank der Pandemie seien in einer bisher nicht dagewesenen Geschwindigkeit unsere Schulen mit IT-Technik aufgerüstet worden. Das Berufliche Schulzentrum Roth sei neu ausgerichtet und auf den neuesten Stand gebracht worden. Seit dem vergangenen Jahr können dort Informatikberufe und zwei zukunftsweisende Technikerzweige geschult werden. "Dank einer starken Wirtschaft waren die Geldmittel vorhanden", so Lehnhoff.
Große Herausforderungen
"Die nächsten Jahre werden schwierig und sind anspruchsvoll. Auf uns warten große Herausforderungen und Veränderungen. Mir ist nicht bange," meint Karl Scheuerlein, Geschäftsführer der Unternehmerfabrik, denn es sei "ermutigend zu sehen, mit welcher Kraft und Dynamik unsere mittelständischen Unternehmen den Transformationsprozess anpacken".
Wermutstropfen seien der Datenschutz und die Bürokratie. In der gleichen Dynamik wie sich die Wirtschaft auf die neuen Gegebenheiten einstellt, müsse der Datenschutz auf ein vernünftiges Maß reduziert und die Bürokratie auf ein verträgliches Maß beschränkt werden.
"Wir haben in vielen Punkten den Blick für das Wesentliche verloren. Wir brauchen eine Gesellschaft, die unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben nach praktikablen Lösungen sucht und wir brauchen mehr Verständnis füreinander und einen anderen Umgangston. Trotz allem gehen wir optimistisch in das Jahr 2023 nach dem Motto: Wir schaffen das, wir müssen es nur machen", so Scheuerlein.
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