Schnelltests gegen den Corona-Lockdown
17.11.2020, 13:55 UhrEine Lösung könnten Schnelltests sein, Antigentests, die innerhalb von einer halben Stunde anschlagen. Der Hilpoltsteiner Arzt Dr. Rolf Eichinger setzt darauf, auch viele andere Ärzte bieten mittlerweile Schnelltests an. „Das funktioniert gut“, sagt Eichinger. Bei Symptomen lässt sich mit (wiederholten) Schnelltests ein Verdacht schnell ausräumen. Wartezeiten auf Testergebnis und Vorsichts-Quarantäne entfallen. „Das hält die Leute in Arbeit und den Betrieb aufrecht“, sagt Eichinger.
Quarantäne „zieht den Stecker“
Die zweite Welle der Pandemie rollt in seiner Praxis am Auhof viel stärker ein als die erste im Frühjahr. Damals war kaum was zu spüren, nun hat Eichinger täglich positive Testergebnisse. Infolgedessen fürchtet er um das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben, das Gesundheitssystem. „Das zieht den Stecker“, sagt er und verweist auch auf Lieferengpässe: Schon Einmalhandschuhe werden knapp.
Schnelltests könnten helfen. Zum Beispiel vor einem Restaurant – am Eingang würde getestet, nach kurzer Wartezeit könnte das Dinner beginnen. Der Preis für den Test – Eichinger hat 18 Euro pro Stück bezahlt – könnte auf die Rechnung aufgeschlagen werden. Gesellschaftliches Leben wäre so wieder möglich, Betriebe müssten wegen Quarantäne-Maßnahmen nicht schließen, die Situation in Alten- und Pflegeheimen könnte sich entspannen. „Wir müssten Menschen nicht isolieren“, sagt Eichinger.
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Die Antigentests waren jedoch lange in der Kritik. Sie sind etwas ungenauer als die PCR-Tests. Und Menschen ohne Fachkenntnissen wird nicht zugetraut, sie richtig zu bedienen – Anwendungsfehler könnten das Testergebnis verfälschen. Doch Eichinger winkt ab.
Ein Stäbchen muss weit in die Nase geführt werden, ausreichend Probematerial aufnehmen und dann in eine Flüssigkeit gesteckt werden. Wie bei einem Schwangerschaftstest zeigen Striche das Ergebnis.
Auhof arbeitet an Konzept
Mittlerweile hat die Regierung umgedacht, die Antigentests dürfen in Pflegeheimen, Praxen, Krankenhäusern oder Betreuungseinrichtungen durchgeführt werden. Auch der Auhof übernimmt das Konzept. Eichinger schult dort Mitarbeiter, damit sie die Tests durchführen können.
Das genaue Konzept wird noch entwickelt, so Andreas Ammon, Einrichtungsleiter der Rummelsberger Diakonie. Er hat gut 700 Mitarbeiter, dazu etwa ebenso viele Bewohner/Klienten unter seiner Obhut. 500 Tests hat der Auhof zunächst bestellt, überlegt nun, wie sie am besten eingesetzt werden können. Flächendeckend soll es nicht sein, und auf jeden Fall freiwillig. „Die Tests sollen Sicherheit geben“, sagt Ammon.
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Derzeit ist das Virus am Auhof nicht aktiv. Doch vor einigen Wochen waren rund um den Auhof mehrere Personen positiv getestet worden, einmal hatte ein Klient das Virus von zu Hause mitgebracht, ein andermal ein Betreuer es von Gruppe zu Gruppe getragen. Hier könnten die Tests helfen. Oder auch wenn die Fachschüler vom Blockunterricht zurückkommen (momentan tragen sie FFP 2-Masken, bis ein negatives PCR-Testergebnis kommt). Oder bei Hospitanten und Bewerbern. Das Hygienekonzept wird dabei nicht aufgehoben, die strikten Besuchsregeln oder die Trennung von Gruppen bleiben bestehen.
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Aber der Betrieb vereinfacht sich und „unnütze Quarantäne und Krankmeldungen werden vermieden“, sagt Ammon. Wenn Mitarbeiter leichte Symptome haben oder ein Fall im weiteren persönlichen Umfeld aufgetreten ist, besteht mit den Antigentests schnell Klarheit. Abgerechnet wird dann im Nachhinein, das Bundesgesundheitsministerium hat eine feste Anzahl Tests pro Monat und Bewohner freigegeben. Über die Kassenärztliche Vereinigung können sieben Euro pro Test zurückverlangt werden.
Noch ist das Konzept am Auhof in der Ausarbeitung. Deshalb ist Ammon vorsichtig mit einer Aussage, ob die Schnelltests auch für andere gesellschaftliche Bereiche sinnvoll wären. Aber er schätzt, bis zu 1000 bis 1500 Testkits im Monat zu brauchen. Und hier schient es ein Verteilungsproblem zu geben.
Viel zu wenig
So hat die Staatsregierung 10,5 Millionen Antigentests geordert. Doch die Auslieferung dauert. In der vergangenen Woche wurde nun auch der Landkreis Roth mit einer ersten Lieferung bedacht. 5770 Tests kamen an. „Aufgrund der niedrigen Stückzahl verzichten wir auf eine pauschale Verteilung“, so Andrea Raithel, Pressesprecherin des Landratsamtes.
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