Gartentipps vom Bund Naturschutz
Finger weg von Torf: Wer dem Garten etwas Gutes tun will, sollte beim Kauf von Erde vorsichtig sein
18.3.2024, 10:55 UhrEs geht wieder los: Die Gärtnereien und Baumärkte haben geöffnet, die Gartensaison beginnt. Bereits im Eingang der Geschäfte stapeln sich Säcke mit Pflanzenerde. Schon beim Kauf von Erde kann jeder etwas für Klimaschutz und Artenvielfalt tun, so der Bund Naturschutz (BN) in einer Pressemitteilung. Chemische Düngemittel und Pestizide sollten erst gar nicht in den Einkaufskorb.
Viele Hobbygärtner greifen beim Einkauf wie gewohnt auf scheinbar bewährte Blumenerde zurück. Doch die Wenigsten wissen, was sich hinter der harmlosen Bezeichnung "Erde" verbirgt. Die meisten Produkte bestehen nämlich überwiegend aus Torf – der Stoff, aus dem die Moore sind. Torfabbau aber "zerstört unsere Moore und fördert den Klimawandel. Damit muss Schluss sein", betonen die BN-Verantwortlichen.
Lange Zeit seien die Bestandteile gekaufter Blumenerde nicht hinterfragt worden. Hauptsache sie macht im Beet was her, speichert Wasser und liefert zusätzlich Nährstoffe, sei laut BN für viele die Devise.
Doch handelsübliche Blumenerde bestehe überwiegend aus Hochmoortorf, der durch Abbau natürlicher Moore gewonnen wird und diese zerstört. "Moore bestehen aus Torf, der sich im Laufe Tausender Jahre aus den abgestorbenen Teilen von Pflanzen bildet und damit Kohlenstoff speichert. Torfabbau ist nicht nur schädlich für Moore und damit fürs Klima, sondern auch überflüssig. Denn kaum eine Gartenpflanze braucht Torf", erklärt Richard Radle, Geschäftsführer der BUND Naturschutz-Kreisgruppe Roth.
Torffreie Erde – den Mooren zuliebe
Für den Torfabbau werden Moore entwässert. Dadurch verlieren seltene und vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen, von denen viele nur in Mooren vorkommen, ihren Lebensraum. In Bayern sind 95 Prozent der Moore trocken und verursachen mit etwa fünf Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten einen Anteil von rund sechs Prozent der energiebedingten bayerischen Treibhausgasemissionen, rechnet der Bund Naturschutz vor.
In Bayern sei der Torfabbau weitgehend eingestellt, daher komme viel Torf aus den natürlichen Mooren Ost-Europas. "Moore vor allem im Baltikum und Osteuropa werden zerstört, nur damit in unseren Gärten Rhododendren oder Dahlien optimal versorgt werden. Dabei gibt es in jedem Gartencenter torffreie Erde zu kaufen", kritisiert Radle. Aber Achtung: "Viele Gärtner greifen immer öfter zur sogenannten Bio-Erde. ,Bio' bedeutet nicht gleich torffrei", warnt Radle. Der Bund Naturschutz bittet darum, auch auf torfreduzierte und torfarme Erde zu verzichten. "In Zeiten von Klimawandel und Artensterben, darf kein Kompromiss mehr gemacht werden – auch nicht beim Gärtnern."
Düngen mit Chemie – besser nicht!
Pflanzen benötigten Grundnährstoffe, die oft nicht in optimaler Form bereitstehen. Gerne wird dann mit künstlichen Düngemitteln nachgeholfen. Laut Umweltbundesamt gelangen jährlich 50 Kilogramm Stickstoff pro Kopf in die Umwelt. Das meiste über die Landwirtschaft. Trotzdem könne laut BN jeder Hobbygärtner helfen, diese Masse einzudämmen. "Wenn jeder nur das düngt, was Pflanzen für ihr Wachstum brauchen, hätten wir weniger Probleme", erklärt Radle. Die Realität sehe leider anders aus: Überschüssige und fehlplatziere Düngemittel werden ausgewaschen und landen im Grundwasser. Besser sei deshalb, auf Chemie ganz zu verzichten und lieber mit Kompost zu düngen. Das schone nicht nur die Moore, sondert liefere der Pflanze alle wichtigen Nährstoffe, die sie nach und nach brauche.
Zum Thema Schädlinge und Unkraut: Kleingärtner und Hausmeistereien hantierten oft mit der Giftspritze – "Hunderte Tonnen Gift werden in Deutschland pro Jahr in privaten Gärten verteilt. Das können durchaus die gleichen Stoffe sein, die auch auf dem Acker verwendet werden, zum Teil sogar unter gleichem Markennamen. So wie das Breitband-Herbizid "Roundup" vom Monsanto," gibt Radle zu bedenken.
Doch der Einsatz lohne sich nicht. "Wir vernichten dadurch die Vielfalt im Garten, gefährden unsere Gesundheit und schädigen nachhaltig die Umwelt. Mit dem Gift werden nicht nur ungeliebte Gäste und Beikräuter getötet, sondern auch erwünschte Insekten und Pflanzen."
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