
Ruhestand
Ein Journalisten-Leben für die Roth-Hilpoltsteiner-Volkszeitung: Abschiedsgruß von Detlef Gsänger
Der Weg ist das Ziel, wurde mir in meinem Berufsleben, das in diesen Tagen zu Ende geht, oft und gerne unter die Nase gerieben. Ziele aber wurden mit schöner Regelmäßigkeit verworfen, neu ausgerichtet, um wieder verworfen zu werden. Ziele zu setzen, ist im Prinzip nicht schlecht. Sie stehen für eine klare Struktur, geben Grund zu Motivation und Konzentration. Sie geben dem Handeln einen Sinn und stärken die persönliche Energie und Entschlossenheit.
Abraham Lincoln hat mal gesagt: Wer im Leben kein Ziel hat, verläuft sich. Für die Instagram-Generation: Lincoln war kein Netflix-Star, kein exzentrischer Rapper und auch kein Wunderkicker. Er war schlicht und einfach der 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Sein Pech war, einem Attentat zum Opfer zu fallen.
Bürgermeister kamen und gingen - Detlef Gsänger blieb
Auch ich habe Bürgermeister kommen und gehen sehen, ebenso Behördenleiter und Vereinsvorsitzende – jedenfalls im Landkreis Roth. Die vielen Wechsel in über vier Jahrzehnten haben bei mir bewirkt, dass ich nun nicht mehr up to date bin, dass ich mir so manch neu dazugekommenen Namen nicht mehr merken kann.
Was mich aber noch mehr fertig macht, das ist die Technik. War ich am Anfang meines Berufslebens der Druckerschwärze gerade noch so entkommen, so ist für mich heute die KI das unbekannte Wesen. Waren einst handwerkliche Qualitäten gefragt, so weckt die KI in mir mehr Sorgen und Ängste als Neugier und Interesse. Gut, dass ich bald so einiges hinter mir lassen kann. Vielleicht sehr zur Freude der neuen Chefs und der vielen jüngeren Kolleginnen und Kollegen, die ihren Job übrigens sehr gut machen.
Auch Mitte des 19. Jahrhunderts hatten nicht wenige Menschen ebenfalls Ängste und Befürchtungen, als sich das Dampfross anschickte, sich seinen Weg durch unwegsames Gelände zu bahnen. Dem Weg ins Computerleben stand ich übrigens anfangs ebenfalls sehr skeptisch gegenüber. Wegen der Kinder, die statt im Freien zu bolzen sich mehr und mehr im Kinderzimmer einigelten und sich von Level zu Level stets neue Welten mit Zelda oder Donkey Kong eroberten. "Der Computer wird sich nie durchsetzen", orakelte ich damals.
Heutzutage bin ich froh, was im digitalen Zeitalter alles so möglich ist, welche Vorteile der unkomplizierte Umgang mit dieser Technik der Generation von heute und morgen bringt. Und der Blick in die Zukunft zeigt unweigerlich: Das gesamte Leben wird digitalisiert und vernetzt. Wenn es um unsere Gesundheit geht, bekommen wir digitale Lebensretter. Persönliche Gesundheitsdaten sind jederzeit verfügbar und ermöglichen beispielsweise bereits auf das individuelle Profil abgestimmte kulinarische Menüs. Sprachassistenten werden alltägliche Begleiter sein, der Kühlschrank bestellt fehlende Lebensmittel nach, der Herd gibt Kochanleitungen und der Saugroboter macht den Haushalt – und das bei uns zuhause bereits zu unserer vollsten Zufriedenheit.
Wichtig ist, dass die Rother neugierig bleiben
Da sich mein Berufsleben nun unweigerlich dem Ende nähert, frage ich mich immer wieder: Was war und ist wichtiger: der Weg oder das Ziel? Da muss ich nicht lange überlegen. Keine Frage, für mich waren die Weggefährten das Wichtigste – vor allem aber meine Kolleginnen und Kollegen, die mir zu Freunden geworden sind.
Und welche Rolle werden Lokalzeitungen in der Zukunft spielen? Egal, meine lieben Leser, wie sie die lokalen Nachrichten künftig empfangen. Wichtig ist, dass Sie sich überhaupt dafür interessieren, was sich vor Ort tut. Um mitreden zu können. Um nicht mit Fake News benebelt zu werden. Um die Demokratie vor Ort zu stärken, um wachsam zu bleiben.
Trotz KI und Digital: unsere Gesellschaft braucht Ziele, um auch künftig ein vertrauensvolles, friedvolles und liebevolles Zusammenleben zu garantieren. Ein funktionierendes Gemeinleben ist aber mehr als nur ein Dschungel aus Vorschriften, Anleitungen und Paragrafen. Es braucht vielmehr überall Weggefährten, die dafür Sorge tragen, dass es beispielweise auch dem hilfsbedürftigen Nachbarn gut geht.
Ergo: Nur gemeinsam können wir Ziele meistern.
Also denn: Tschau, bis vielleicht bald auf Instagram.
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