Einzigartiger Pilzlehrpfad
Dieser fränkische Kraftort ist weltweit einzigartig: Zehn Jahre Kammersteinpilzpfad
28.8.2024, 11:00 UhrEs ist ein Kraftort, keine Frage. Für Walter Schnell, wie für unzählige andere Menschen. Deswegen liegt dem stellvertretenden Landrat dieses friedvolle Fleckchen Erde mitsamt der Kammersteiner Jakobuskapelle sehr am Herzen, wie das Landratsamt in einer ausführlichen Pressemitteilung erklärt. So sehr, dass er sich für einen besonderen Besuch dort Begleiter gesucht hat: Rudolf und Marianne Rossmeissl.
Aus mehreren Gründen, von denen einer sogar weltweit einmalig ist. Einer ist ein Geburtstag: Vor ziemlich genau zehn Jahren wurde der Pilzwanderweg eingeweiht. Das nimmt Walter Schnell zum Anlass, den Lehrpfad wieder mehr ins Bewusstsein zu rufen. "Er ist einfach grandios", schwärmt er in höchsten Tönen. An den elf Stationen seien fantastische Ideen umgesetzt. "Ich hätte nie gedacht, dass es so viel Wissen über Pilze gibt", sagt er auch Jahre später beeindruckt.
Ein echtes Familienunternehmen
Der, der über dieses Wissen verfügt, ist Rudolf Rossmeissl. Über 41 Jahre war der Rother Kreispilzberater des Landkreises, hat ein viel beachtetes Buch geschrieben und Anstoß gegeben für den KammerSTEINPILZpfad, so der offizielle Name. "Zuerst war es nur die Idee, eine Schautafel zu heimischen Pilzen zu machen", verrät der Fachmann. Schließlich schwebte Walter Schnell, seinerzeit Kammersteiner Bürgermeister, ein Lehrpfad unter der Überschrift "Wissenswertes im Wald" vor. Aus einer Tafel wurde ein rund vier Kilometer langer Weg am Fuße des Heidenbergs. Ein echtes Familienunternehmen, wie Rudolf Rossmeissl betont.
Umgesetzt wurde all dies über ein Leader-Projekt, über das der Landkreis mit im Boot war und ist. Altlandrat Herbert Eckstein habe das Projekt, so Walter Schnell, von Anfang an unterstützt. Erst im Frühjahr vergangenen Jahres hat der Landkreis die beliebte große interaktive Tafel an den Haager Weihern für einen vierstelligen Betrag instandgesetzt. Neben dem Startpunkt gibt es zehn weitere Pilznester, die über Pilzarten, ihre Merkmale und Ansprüche informieren, aber auch Tipps für Sammler bieten oder zum spielerischen Lernen und Verstehen einladen. Für Schnell hat der Lehrpfad nichts von seiner Aktualität eingebüßt, eher im Gegenteil. "In einer Zeit, in der mehr und mehr Wissen über heimische Arten verloren geht, ist er wichtiger denn je."
Von der "krause Glucke" zur Totentrompete
Denn wer kennt sie schon noch, die Totentrompete, die aussieht wie ein geschwärzter Pfifferling, die "krause Glucke" oder die Bovisten, die man als Schnitzel in der Pfanne heraus backen kann? "Alleine in Deutschland gibt es 6500 Pilzarten, die mit dem Auge zu sehen sind", führt Rudolf Rossmeissl die Dimension(en) vor Augen. Was das Bemerkenswerteste an Pilzen ist? Der 77-Jährige muss nicht lange überlegen. "Färbung und Formen können überwältigend sein", sagt er hingebungsvoll.
Walter Schnell beschreibt den Moment, wenn man beim "Durch-den-Wald-streifen" am Wegrand Pfifferling, Marone und Co. erblicke. Schnell outet sich als kulinarischer Schwammerlfreund und -koch. Fällt die Ernte im Korb mal geringer aus, wird mit Rührei gestreckt, verrät er schmunzelnd. Mit dem Pilzlehrpfad – der einzige seiner Art weltweit - sollte, wie schon mit dem Sagenwanderweg und der Jakobuskapelle (dem Startpunkt des Lehrpfads), die Strecke des originalen Jakobuswegs im Gemeindegebiet in Wert gesetzt werden. "Das ist absolut gelungen", bilanziert der stellvertretende Landrat. Und somit ein Grund mehr, der Familie Rossmeissl auch zehn Jahre nach der Einweihung noch einmal zu danken.
Gesucht: Ein neuer Kreispilzberater
Walter Schnell hat zur Kombination Rossmeissl und Pilze noch ein Anliegen: Seit dem Rückzug des heute 77-Jährigen ist das Amt des Kreispilzberaters vakant. "Jammerschade", betont der Vize-Landrat. Erst recht, wenn sich niemand finden ließe. Rudolf Rossmeissl ist anzumerken, dass ihm dieser Umstand nahe geht. "Aber ich hätte es nicht mehr machen können." Waren es in den meisten Jahren zwischen 80 und 100 Beratungen, war der frühere Kreiskämmerer 2022 an die 350 Mal gefragt, am Wochenende, während des Mittagessens. Das solle aber bitte niemanden abschrecken, schiebt der Fachmann schnell hinterher. Die Faszination Pilze überwiege. Und die Möglichkeit, zu helfen, ergänzt Walter Schnell. "Du hast Leben gerettet", macht er unmissverständlich klar. "Und Menschen Freude bereitet", ergänzt er mit Hinweis auf geführte Wanderungen und Ausstellungen, die Rossmeissl(s) angeboten haben.
Ein solcher Spaziergang war es auch, der das junge Ehepaar seinerzeit auf den Pfad der Pilze führte. "Wir waren bei einer Wanderung dabei und hatten sieben vorgestellte Schwammerl noch nie gesehen", erzählt Marianne Rossmeissl. Rudolfs Interesse und Ehrgeiz war geweckt. Eine Geschichte, die sich nach Meinung des Trios gerne wiederholen darf. Am liebsten auf dem KammerSTEINPILZpfad.
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