Pläne für ICE-Ausbesserungswerk
Die Muna bei Wendelstein: Viel Natur, viel Munition
7.12.2021, 06:00 UhrDie Fraktionen von Grünen und SPD zogen Erkundigungen über die Möglichkeit der Entmunitionierung ein, die Rathauschefs aus Feucht und Wendelstein sowie mehrere Gemeinderäte besprachen zusammen mit Vertretern der Bürgerinitiativen aus Feucht und Wendelstein/Röthenbach und des Bund Naturschutz mit drei Förstern ökologische Aspekte.
Eine große Überraschung erlebten die Vertreter von SPD und Grünen bei einem Termin Landratsamt Nürnberger Land, das in Lauf angesiedelt ist. Diese Behörde ist für die Altlasten auf dem Gelände zuständig. Dort zeigte man sich verwundert: Bisher habe keine der anliegenden Gemeinden oder die Bahn Interesse an näheren Informationen zum Muna-Gelände gegenüber dem LRA angezeigt.
In Lauf sieht man eine Entmunitionierung differenziert: Einerseits ist das Gelände grundsätzlich räumbar, da vermutlich im Wesentlichen konventionelle Kampfstoffe vorhanden sein dürften. Andererseits gibt es auf dem Gelände einige zerbombte Bunker und zugeschüttete Trichter, die man bis heute nie geöffnet hat. Als Beispiel für eine vergleichbare Entmunitionierung nannte das Landratsamt das Gelände des Legolandes bei Günzburg.
Senfgas im Sarkophag
Der sich auf dem Muna-Gelände befindende Sarkophag, also das besonders geschützte Areal, hält man aus Sicht der Behörde eher nicht räumbar, da sich dort etwa 31 Tonnen Schwefellost (Senfgas) auf fast acht Hektar verteilt und mit diversen Munitionsresten vermischt befinden. Diese wären aufwändig auszugraben und durch eine Spezialfirma zu verbrennen. Weder für die Räumung noch für die Entsorgung bestünden derzeit ausreichende Kapazitäten. Die Risiken, denen sich eingesetzte Mitarbeiter aussetzen müssten, wären viel zu hoch.
In der Gesamtfläche der Muna geht man von mindestens 220 Tonnen an Munitionsresten aus. Diese starke Verunreinigung des Geländes und die zusätzliche Belastung mit „Lost“ erfordern eine ständige Überwachung des Grundwassers. Dazu wurden viele Messsonden zu den unterschiedlichen Grundwasserebenen gebohrt.
Als Verunreinigungen, die man im Grundwasser auf der Muna festgestellt hat, wurden beispielweise Barium in hoher Menge oder auch PFC (per- und polyfluorierte Chemikalien) genannt. Die vorhandenen Kurzschlüsse zwischen den fünf Grundwasserebenen machen eine genaue Lokalisation der Eintragungen auf dem Gelände jedoch sehr schwierig.
Die Lebenserwartung des Sarkophages wird mit 50 bis 100 Jahren angegeben. Realistischer scheinen 50 Jahre zu sein. Bei einer Errichtung zwischen 2006 und 2009 ergibt das ein bemerkenswertes Zeitfenster. Dieser Sarkophag hält durchaus Erschütterungen und Bodenbewegungen aus, allerdings nur in begrenztem Umfang. Wie nah ein ICE-Werk, eine Trasse oder eine ähnliche Bebauung heranrücken könnten, wussten die Gesprächspartner vom Landratsamt nicht. Sie wiesen auf ein dafür notwendiges, bislang weder vorliegendes noch beauftragtes Gutachten hin.
Begehung die Ausnahme
Da auf der Muna Betretungsverbot besteht, ergab die Begehung mit den drei Förstern Einblicke, die sich nicht jeder verschaffen kann. Nicht dabei waren Vertreter des Eigentümers, also der Bundes-Anstalt für Immobilien-Aufgaben, einer Behörde, die dem Bundesministerium für Finanzen zugeordnet ist.
Es wurde festgehalten, dass besonders in der der Gemeinde Feucht zugewandten Seite auffällt, wie ausgesprochen dicht der Wald hier steht. Die Sichttiefe reicht oft nur wenige Meter in den Wald hinein. Es war darüber hinaus nicht nur vielfältiger Bewuchs verschiedenster Pflanzen festzustellen, sondern auch Biotope, die sich im Laufe der Zeit ungeschützt entwickelt haben.
Vielerorts liegen Bäume quer oder es stehen abgebrochene Stämme auf kleinen Lichtungen. Aus ökologischer Sicht ist besonders auch dieses sogenannte Totholz wertvoll und schützenswert, weil es Lebensraum für verschiedene, andernorts bedrohte oder bereits verschwundene Lebewesen bietet.
Vielfalt statt eintönig
Keine Spur also von einer Kraterlandschaft, Monokultur oder minderwertigem Steckerlaswald, wie das Gelände mitunter beschrieben wird, stellten die Besichtiger fest. Auf dem Papier ist die Muna zwar kein Landschafts-, aber doch ein Vogelschutzgebiet. Und natürlich Bannwald. Einen höheren Schutzstatus kennt das Bayerische Waldgesetz nicht.
Der geplante Standort Muna soll sich, so die Unternehmenskommunikation der DB, an das Gewerbegebiet „anschmiegen“. Zum Vergleich: Die Start- und Landebahn des Flughafens Nürnberg ist 2700 Meter lang. Das ICE Werk soll eine Länge von 3200 Metern haben und würde somit ungefähr die Fläche des gesamten Rollfelds des Flughafens „Albrecht Dürer“ einnehmen.
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