Aus dem Wirtschaftsleben
Die „Generation Z“ ist besser, als ihr Ruf: Was ein Ausbilder über die jungen Menschen sagt
17.7.2024, 11:00 UhrEin Großteil der Auszubildenden ist aktuell der sogenannten Generation Z zuzuordnen. Der Weg ins Berufsleben verläuft jedoch nicht immer geradlinig.
Die laut dem amerikanischen Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center zwischen 1997 und 2012 Geborenen fügen sich langsam aber sicher immer mehr in die Arbeitswelt ein. Mitunter entstehen zwischen den unterschiedlichen Generationen Konflikte, da die Generation Z in der Regel eine andere Weltanschauung vertritt - Stichwort "Work-Life-Balance".
Arbeitsmoral, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit - nicht mehr so wie früher?
Oftmals bekommen diese Jahrgänge in der Wahrnehmung der Allgemeinheit nicht den vollen Respekt. An die gebräuchliche Aussage "Früher war alles besser" will Jochen Gürtler, Ausbildungsleiter bei den Bayerischen Kabelwerken (Bayka) in Roth, allerdings nicht vorbehaltlos anknüpfen. Gürtler räumt ein, dass sich in Sachen Arbeitsmoral, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit nicht alles zum Positiven entfaltet habe. Doch gebe es auf der Gegenseite sehr viele Pluspunkte, die von der Generation Z mit an den Arbeitsplatz gebracht würden.
Gürtler berichtet aus eigener Erfahrung, immerhin, so betont er, sei er täglich mit den jungen Leuten in Kontakt und beteilige sich aktiv an den Einstellungsverfahren. Dabei habe er stets im Kopf, wie seine persönliche Berufsausbildung vor rund 30 Jahren verlaufen sei. Da sei "es teilweise mehr als enttäuschend, wenn ein junger Mensch einen Ausbildungsvertrag unterschreibt und diese Stelle nicht antritt", bedauert Gürtler. Regelrecht hinterhertelefonieren müsse er mitunter – oftmals erfolglos: "Es geht dann keiner mehr ans Telefon. Was bleibt anderes übrig, als den Vertrag schriftlich aufzuheben."
Ein wesentlicher Grund für solches Verhalten ist aus Sicht Gürtlers das breite Angebot an Ausbildungsstellen. "Das war früher völlig anders. Ich war froh und stolz darauf, endlich einen Betrieb gefunden zu haben, der mich ausbildet. Heute kann man sich alles aussuchen", schildert der Experte seine Sicht der Dinge. Auch die Berufsschule werde nicht mehr ausreichend ernst genommen. Mangelndes Vertrauen in die Politik und die Entwicklung des Weltgeschehens könnten Gründe für dieses Verhalten sein.
Ausbildungsleiter der Bayka in Roth: "Junge Leute sind unentschlossen"
Kritik übt Gürtler auch an den Erziehungsberechtigten: "Das Engagement rund um die heranwachsenden Kinder ist einfach nicht mehr so ausgeprägt wie noch vor einigen Jahren." Mit Blick über den Tellerrand hinaus berichtet Gürtler von seiner Beobachtung: "Das Problem herrscht auch bei Kollegen in anderen Branchen vor." Bei Banken etwa sei das Einstellungsprozedere in früheren Jahren bis März abgeschlossen gewesen, mittlerweile ziehe sich der Prozess bis in den Juni hinein, denn: "Die jungen Leute sind unentschlossen."
Dennoch will Gürtler für die Generation Z auch eine Lanze brechen: "Technisch sind uns die Jugendlichen überlegen. Sie kommunizieren schneller und gehen besser mit der modernen Technik um", hat er beobachtet und fügt an: "Es handelt sich um eine Generation mit anderen Werten und einer neuen Auffassungsmoral für die Arbeit. Den Umgang mit neuen Medien muss man einfach den jungen Leuten überlassen – darin gehen sie auf." Nicht zuletzt deshalb ist Gürtler zufrieden und für die Zukunft positiv gestimmt: "Vieles wird zu negativ bewertet: Die Zeiten ändern sich, und wir müssen mitgehen."
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