Öko-Modellregion

Chiasamen aus Kammerstein: Diese Landwirtschaftsbetriebe aus dem Kreis Roth sind besonders innovativ

15.10.2024, 11:00 Uhr
Landrat Ben Schwarz (3. v. re.) übergab die Förderschilder an den Birkhof (links), Ingrid Dullnig von der Alawi (mit Hut) sowie Martin und Petra Schnell (rechts). Marlene Huschik (3. v. li.) vom Amt für ländliche Entwicklung sowie Andrea Persson von der Kreisentwicklung und Ökomodell-Projektmanagerin Franziska Distler (daneben) gratulierten.

© H. Forster/LRA Roth Landrat Ben Schwarz (3. v. re.) übergab die Förderschilder an den Birkhof (links), Ingrid Dullnig von der Alawi (mit Hut) sowie Martin und Petra Schnell (rechts). Marlene Huschik (3. v. li.) vom Amt für ländliche Entwicklung sowie Andrea Persson von der Kreisentwicklung und Ökomodell-Projektmanagerin Franziska Distler (daneben) gratulierten.

Eigentlich herrscht auf dem Hof von Petra und Martin Schnell in Neppersreuth gerade Hochsaison: die Kürbiskernernte ist in vollem Gange. Für diesen Termin unterbrach das Ehepaar das rege Treiben aber gerne. Schließlich hatte sich Landrat Ben Schwarz angesagt – und er hatte wichtige Plaketten im Gepäck. "Gefördertes Öko-Kleinprojekt", steht auf den Schildern, die er für Kürbishof bei Kammerstein, die Alawi in Poppenreuth, den Birkhof bei Greding und den Milchviehbetrieb von Esther Kraft und Matthias Müller in Prünst mitgebracht hatte, wie das Landratsamt Roth mitteilt.

Anerkennung und Dank vom Rother Landrat

Ihnen allen zollte Schwarz Anerkennung und Dank, "dass Sie eine nachhaltige Idee vor Ort in beispielhafter Weise konkret umsetzen." Martin Schnell erläuterte, wie der Betrieb von einem klassischen Schweinezuchtbetrieb mit Tabakanbau kontinuierlich und mit Weitblick zu einem Kürbishof umgebaut wurde. Ein nächster Schritt schien da nur logisch. Ermöglicht hat ihn nicht zuletzt die Förderung über die Öko-Modellregion. Dank ihr kann der Hof die Wertschöpfung in Form einer Saatenreinigungsanlage weiter ausbauen. Motiviert hat Martin Schnell vor allem, unabhängiger von externen Partnern zu werden, die bisher die Reinigung für ihn übernahmen. Mit verschiedenen Sieben reinigt seine neue Errungenschaft mechanisch unter anderem Leinsamen, Sonnenblumenkerne und Chiasamen.

Chiasamen? Ja, Chiasamen. Martin Schnell ist es gelungen, auf einer kleinen Versuchsfläche eine regionale Alternative für die sonst weitgereisten – aus Südamerika oder China - Samen zu schaffen. Ben Schwarz zeigte sich von den Erläuterungen des Betriebsleiters an der Maschine beeindruckt. Die Öko-Modellregion spiele da eine wichtige Rolle, zeige sie doch nicht zuletzt durch die Fördermittel, wie wertvoll die einzelnen Projekte sind. Mitunter sei man regelrecht überrascht, "was es bei uns so alles gibt."

Gemüse für 100 Haushalte

Auch Ingrid Dullnig von der Alawi im benachbarten Poppenreuth gab einen Einblick in ihren Betrieb, der wöchentlich rund 100 Haushalte mit Gemüse versorgt. Das freiwillige Engagement der Ernteteiler sei bei der vergangenen Kartoffelernte jedoch an die Grenze des Machbaren gestoßen, berichtete sie. Rund zehn Freiwillige hatten sich zum Ernten der Raritäten wie "Bamberger Hörnchen" oder "Ungarische Schwarze" bereit erklärt. Doch nach einem Tag Arbeit war gerade einmal die Hälfte der Fläche geschafft. Selbst ein hilfsbereiter Landwirtskollege konnte mit seinem für die relativ kleinen Flächen "überdimensionierten" Kartoffelernter die Arbeit nicht spürbar erleichtern. Für das Hof-Team kam die Förderung für Öko-Kleinprojekte im richtigen Moment, und eine auf ihre Bedürfnisse - viele Sorten auf wenig Fläche - abgestimmte Erntemaschine war bald gefunden.

In Birkhof bei Greding bewirtschaftet Hans Schneider einen Demeter-Betrieb mit Direktvermarktung von Bio-Weidefleisches im Nebenerwerb. Doch auch Weiden müssen gepflegt und unter den Streuobstbäumen ausgemäht werden. Um dies zu erleichtern, bekam die Familie einen Zuschuss aus dem Topf der Öko-Kleinprojekte für einen Einachs-E-Traktor samt Balkenmäher. Das erleichtert nun nicht nur die Bewirtschaftung spürbar, sie ist zudem wesentlich leiser und ohne Kraftstoffeinsatz möglich.

Bullenkälber selber mästen

Esther Kraft und Matthias Müller haben ihren Milchviehbetrieb im Rohrer Ortsteil Prünst erst vor Kurzem auf "bio" umgestellt. Sie möchten sich mit Rindfleischvermarktung ein weiteres Standbein schaffen und Bullenkälber selber mästen. Ein Vorhaben, für das die junge Familie ebenfalls eine Förderung erhält, um die Direktvermarktung weiter erfolgreich voranzubringen.

Marlene Huschik, Ansprechpartnerin für integrierte ländliche Entwicklung am Amt für ländliche Entwicklung, war als Repräsentantin des Mittelgebers gekommen. Ihre Erfahrung aus der Förderpraxis sei, dass Öko-Kleinprojekte von Antragsstellung bis Auszahlung völlig unbürokratisch abliefen. Der Erfolg spreche für sich, betonte sie mit Hinweis auf die 18 Projekte von der Eismaschine bis zum Einstieg in die Bio-Imkerei, die bisher im Landkreis erfolgreich umgesetzt werden konnten.

Förderung bis 50 Prozent

Beginnend mit dem 1. Oktober (bis zum 15. Januar 2025) können sich interessierte Bio-Betrieb, Vereine und Privatpersonen aus dem Landkreis wieder mit Ideen um neue Fördermittel bewerben. Gefördert werden Projekte mit bis zu 50 Prozent, deren Netto-Ausgaben 20.000 Euro nicht überschreiten. Ziel ist es, die bio-regionale Erzeugung zu fördern oder bewusstseinsbildende Projekte zu unterstützen.

Für Fragen rund um die Öko-Kleinprojekte steht Andrea Persson von der Kreisentwicklung unter der Telefonnummer (09171) 811 495 zur Verfügung. Alle weiteren Informationen sind im Internet auf der Seite www.oekomodellregionen.bayern/nbg zusammengefasst.

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