Viele Funde in der Region

Reiz des Ausgrabens: Warum uns die Archäologie so fasziniert - und was die Welt von gestern lehrt

Alexander Jungkunz

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19.7.2024, 05:00 Uhr
Nur ein Beispiel aus unserer Region: Ausgrabungen am Stern-Areal in Neumarkt.

© Günter Distler/VNP Nur ein Beispiel aus unserer Region: Ausgrabungen am Stern-Areal in Neumarkt.

Haben Sie als Kind auch Versteinerungen gesucht? Haben Sie Schatzsuche gespielt? Bücher über aufregende Erkundungstouren nach Truhen voller Gold verschlungen?

Dann sind auch Sie, wie so viele andere, infiziert vom Virus des Ausgrabens. Das ist kein gefährlicher, sondern ein wohltuender Erreger: Er weckt die Neugier und das Interesse an dem, was vor uns war.

Worauf wir stehen: auf den Überresten unserer Vorfahren

Und an dem, was unter uns liegt. Worauf wir stehen: Ausgegraben werden die Überreste unserer Vorfahren (und in der Paläontologie noch älterer Zeugen der Erdgeschichte). Wie sie lebten und starben, womit sie kämpften und wie sie arbeiteten, was ihnen wichtig und vor allem heilig war: Das lässt sich ablesen an dem, was von ihnen noch im Boden steckt.

Wir stehen also auf unseren Wurzeln, unserer Herkunft. Und auf Relikten einer zum Glück vergangenen, alles andere als besseren Zeit. Denn vieles von dem, was da entdeckt wird, ist erst einmal abschreckend. Oft sind es Boten des Todes wie die Pest-Massengräber in Nürnberg, die von Zeiten der Seuchen, des Siechens und des Sterbens künden.

Archäologen gehen einer Sache auf den Grund

Wer ausgräbt, was zu unseren Füßen liegt, geht - im wahrsten Wortsinn - einer Sache auf den Grund. Einer Sache: Die Archäologie arbeitet mit und an gefundenen Objekten und greifbaren Gegenständen - im Gegensatz zur verwandten Geschichtswissenschaft, die sich an Texte und Quellen hält. Und auf den Grund: Archäologen untersuchen ihre Funde gründlich.

Der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt schrieb dazu einmal: "In der Archäologie zeigt sich das Absurde der Geschichte. Die Archäologie stellt das durch die Geschichte Zerstörte wieder her." So ist es: Aus den verschütteten, überbauten Resten alter Zeiten fügen Archäologen das wieder zusammen, was sie ausgegraben haben.

Insofern sind sie eine Art Vorstufe der Denkmalschützer - die darum kämpfen, wertvolle Bausubstanz zu erhalten. Aus historischen, zusehends auch ökologischen Gründen: Abriss und Neubau setzen Emissionen frei. Die Archäologen können nur bereits Abgerissenes, Eingeebnetes, Zerstörtes rekonstruieren.

Archäologie ist verwandt mit dem Denkmalschutz

Weder Denkmalschützer noch Archäologen sind bei den meisten Bauherren sehr beliebt. Sie verzögern durch ihre Ausgrabungen Projekte oft monate-, teils jahrelang. Oder sie intervenieren gegen einen Abriss wertvoller Substanz und setzen den Erhalt durch - den teils auch dieselbe Politik nicht will, die für die Denkmalschutz-Gesetze verantwortlich ist. Siehe den sehr raschen und massiven Ruf von Ministerpräsident Markus Söder nach einem Abriss des denkmalgeschützten Kaufhofs in Nürnbergs Mitte.

Wer Denkmäler bewahrt oder Funde ausgräbt, lernt ihren Wert schätzen: Sie haben etwas zu sagen. Darüber, wie das Leben früher war. Und dass es gut ist, achtsam und behutsam mit unserem Erbe umzugehen. Unsere Serie "Ausgegraben" zeigt Menschen, die das mit Freude und Leidenschaft tun. Und macht Lust auf Ausflüge in die Region. Viel Erkenntnis-Spaß dabei!

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