Pumpversuch abgebrochen

Vor 50 Jahren förderte Pegnitz eisenrotes und schwefelhaltiges Wasser

Richard Reinl

5.9.2023, 09:15 Uhr
Wasser in Hülle und Fülle wurde aus dem Schacht am Schloßberg herausgepumpt. Der Pumpversuch hat mehr Wasser gebracht, als erwartet wurde.

© Reinhard Bruckner, NN Wasser in Hülle und Fülle wurde aus dem Schacht am Schloßberg herausgepumpt. Der Pumpversuch hat mehr Wasser gebracht, als erwartet wurde.

In Erinnerung an einen kapitalen Wassereinbruch im Bergwerksstollen "Friedrich" ließ die Stadt Pegnitz 1973 unmittelbar neben dem Schloßberg eine Tiefbohrung niederbringen im Bemühen, die zunehmende Wassernot in den Griff zu bekommen. Als sich der Bauausschuss im August vor 50 Jahren vor Ort am geplanten Tiefbrunnen V über die ersten Pumpversuche informierte, schien das Unterfangen durchaus von Erfolg gekrönt zu sein.

Der Bohrturm unmittelbar neben dem Schloßberg erregte damals viel Aufsehen.

Der Bohrturm unmittelbar neben dem Schloßberg erregte damals viel Aufsehen. © Reinhard Bruckner, NN

Schüttung 52 Liter pro Sekunde

Die vorliegenden Ergebnis wurden insofern als freudige Überraschung empfunden, als anstatt der erwarteten 25 Liter mehr als 52 Liter pro Sekunde gefördert werden konnten, also mehr als die doppelte Menge. Der Wasserspiegel des Brunnens fiel trotz dieser beträchtlichen Entnahme durchschnittlich jeweils nur etwas mehr als zwei Zentimeter in der Stunde.

Mit 52 Litern pro Sekunden schüttete die Bohrung doppelt so viel wie erwartet.

Mit 52 Litern pro Sekunden schüttete die Bohrung doppelt so viel wie erwartet. © Reinhard Bruckner, NN

Der Bohrbrunnen am Schloßberg reichte immerhin 137 Meter in die Tiefe. Der Ruhewasserspiegel lag zu Beginn des Pumpversuchs bei rund 60 Metern, so dass in der Brunnenröhre eine Wassersäule von 77 Metern anstand. Nach mehr als 60-stündigem Abpumpen bei einer Entnahme von zuletzt 52,5 Litern pro Sekunde hatte sich der Ruhewasserspiegel nur um etwa 1,60 Meter abgesenkt.

Acht Meter lange Pumpe nötig

Um das für den Pumpversuch gesteckte Ziel zu erreichen, den Ruhewasserspiegel wenigstens für kurze Zeit auf 120 Meter abzusenken, müsste eine Pumpe von nicht weniger als acht Metern Länge und einer Förderleistung von 98 Litern in der Sekunde eingebaut und wochenlang betrieben werden, wurde den Stadträten bei einem Ortstermin erklärt.

Mit dem Wasser aus den Tiefen des Bergwerks glaubten die Verantwortlichen damals, alle Sorgen mit der Versorgung los zu sein.

Mit dem Wasser aus den Tiefen des Bergwerks glaubten die Verantwortlichen damals, alle Sorgen mit der Versorgung los zu sein. © Reinhard Bruckner, NN

Der wirtschaftliche Aufwand dafür stünde jedoch in einem krassen Missverhältnis zum Wert der dadurch zu gewinnenden Erkenntnisse, hieß es, weshalb im Einvernehmen mit dem Landesamt für Wasserversorgung der Pumpversuch nach der chemischen und bakteriologischen Untersuchung des Wassers abgebrochen wurde.

So sehr die gewonnene Wassermenge überraschte, so sehr bereitete die Qualität Sorgen. Der dem geförderten Wasser eigene leichte Schwefelgeruch und die nach einiger Zeit eintretende rötliche Verfärbung wurden zwar schon bei den Erstuntersuchungen des noch im Schacht „Friedrich“ entnommenen Wassers von der Staatlichen Chemischen Untersuchungsanstalt als unschädlich bezeichnet, doch wäre es nur nach einer aufwändigen Aufbereitung zu verwenden gewesen.

Wegen des hohen Gehalts an Schwefel und Eisen hätte das Wasser aufbereitet werden müssen.

Wegen des hohen Gehalts an Schwefel und Eisen hätte das Wasser aufbereitet werden müssen. © Reinhard Bruckner, NN

Teure Aufbereitung nötig

Die Experten damals: Das gewonnene Wasser müsste schon wegen seines hohen Kohlensäure- und Eisengehalts in einer Entsäuerungsanlage des Wasserwerks aufbereitet werden. Dabei könnten auch sonstige Nebenerscheinungen wie der schwefelartige Geruch beseitigt werden.

Relikte des einstigen Bohrlochs sind noch heute nahe des Schloßbergs zu sehen.

Relikte des einstigen Bohrlochs sind noch heute nahe des Schloßbergs zu sehen. © Reinhard Bruckner, NN

Traum von großer Wasserreserve

Anfangs gingen die Stadtväter noch davon aus, dass nach dem Anschluss des Tiefbrunnens V an das Wasserleitungsnetz alle möglichen und denkbaren Versorgungsschwierigkeiten ausgeschaltet werden könnten. Die Stadt Pegnitz träumte davon, damit über eine Wasserreserve zu verfügen, mit der sie angesichts der damals schon allenthalben feststellbaren Wasserverknappung beruhigt in die Zukunft sehen kann.

Schließlich kam es doch ganz anders. Wenige Wochen später wurde das Projekt Tiefbrunnen V wegen der damit verbundenen hohen Aufwendungen für eine Aufbereitung des Wassers wieder ad acta gelegt. Pegnitz blieb damit von rotem Eisen-Wasser verschont.

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